Mülheim. Ein neuer Beirat soll den Erbstreit der Tengelmann-Eigentümerfamilie befrieden. Konzernchef Christian Haub weist Gerücht über Börsengang zurück.

Im Erbstreit beim Mülheimer Handelsriesen Tengelmann bemüht sich Konzernchef Christian Haub offenbar, die Wogen zu glätten. Bei der für den 28. Oktober geplanten Gesellschafterversammlung will der 56-Jährige drei neue Persönlichkeiten präsentieren, die ab dem kommenden Jahr den Beirat und damit das wichtigste Kontrollorgan des Familienunternehmens bilden sollen. Tengelmann-Aufseher sollen nach Informationen unserer Redaktion der Chef der Modefirma Karl Lagerfeld, Pier Paolo Righi, der Beiersdorf-Vorstand Thomas Ingelfinger und die Präsidentin des CDU-Wirtschaftsrats, Astrid Hamker, werden.

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Ob Katrin Haub, die ihren verschollenen Ehemann Karl-Erivan als Tengelmann-Gesellschafterin vertritt, das Trio mittragen wird, ist offen. Sie hatte bereits die Wahl des Duisburger Familienunternehmers Franz Markus Haniel zum Vorsitzenden des gerade amtierenden Beirats vor dem Landgericht Duisburg in erster Instanz erfolgreich angefochten. Mit dem Revisionsverfahren beschäftigt sich gerade das Oberlandesgericht Düsseldorf.

Lagerfeld-Chef soll in den Tengelmann-Beirat

Bei der Gesellschafterversammlung am 28. Oktober dürften aber weitere Punkte für Zündstoff sorgen. Gegen den Willen von Katrin Haub haben Christian Haub, dessen Bruder Georg und die Tengelmann-Gruppe ein Verfahren zur Todeserklärung des seit dem 7. April 2018 verschollenen Konzernchefs Karl-Erivan Haub gestellt. Er war von einer Skitour auf dem Matterhorn nicht zurückgekehrt. Hintergrund des Streits ist unter anderem die Erbschaftssteuer von geschätzt 450 Millionen Euro, die dessen Kinder Viktoria und Erivan-Karl aufbringen müssten, wenn sie den Unternehmensanteil ihres Vaters erben.

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In einem Schreiben von Katrin, Viktoria und Erivan-Karl Haub, das unserer Redaktion vorliegt, fordert die Familie, die Tagesordnung der Gesellschafterversammlung zu erweitern. Vor allem der dritte Punkt dürfte für Unruhe sorgen: „Erörterung über den Gesamtverkauf des Unternehmens, einen Börsengang oder die Veräußerung von Beteiligungen einzelner Gesellschafter“ heißt es darin. Die Familie habe erfahren, dass der amtierende Tengelmann-Chef Christian Haub einen Gesamtverkauf oder Börsengang plane, heißt es in dem Brief.

Haub bestreitet die Darstellung heftig. Sein Anwalt Mark Binz spricht von einer „glatten Lüge“ und erklärt: „Diese vorgeschlagenen Maßnahmen widersprechen offensichtlich dem mutmaßlichen Willen des Verschollenen Karl-Erivan Haub, für den immer die Unternehmensinteressen an erster Stelle standen“, so Binz.

Auflösung der Reserven gefordert

In der vergangenen Woche hatte Christian Haub seiner Schwägerin angeboten, den Tengelmann-Anteil ihres Ehemanns 1,1 Milliarden Euro zu übernehmen. Katrin Haub und ihre Kinder bringen indes weitere Varianten ins Spiel, um die Erbschaftssteuerlast aufbringen zu können. So schlägt die Familie die Teilauflösung der Rücklagenkonten vor, aber auch die Verpfändung des Tengelmann-Anteils von Karl-Erivan Haub zur „Besicherung einer Bankenfinanzierung“, wie es in dem Brief heißt.

Ein Modell, das auf der „Gegenseite“ heftiges Kopfschütteln auslöst. „Dann säßen eines Tages die Banker in der Gesellschafterversammlung. Eine absurde Idee, die krass den Grundsätzen eines Familienunternehmens widerspricht“, erklärt Binz. Eine Anfrage unserer Redaktion bei der Familie von Katrin Haub blieb bislang unbeantwortet.