Menden. . Das Mendener Unternehmen Kludi setzt auf der am Montag beginnenden Weltleitmesse ISH auf Purismus statt smart Bad.
Um im Bad gegen den Strom zu schwimmen, bedarf es schon einer gewissen Größe – oder viel Geschick und einer gehörigen Portion Selbstvertrauen. „Wir wollen in Deutschland wieder einer der führenden Armaturen-Hersteller werden“, ruft Julian Henco, Geschäftsführer des Mendener Unternehmens Kludi, das Ziel aus. „In zwei, drei Jahren“, ergänzt Branchenkenner Peter Körfer-Schün und legt die Latte wenige Tage vor der Branchenleitmesse ISH in Frankfurt mächtig hoch. Aber: Im Küchenbereich war Kludi nach eigenen Angaben sogar einmal Marktführer in Deutschland.
Das Bad als archaischer Raum
Vor genau zwei Jahren weckte Körfer-Schün den 1926 gegründeten mittelständischen Traditionsbetrieb im sauerländischen Menden aus einer Art Dornröschenschlaf, Kludi präsentierte erstmals seine neue Strategie: Purismus, die Reduktion aufs Wesentliche. „Man braucht keine zehn Linien, sondern vielmehr ein Konzept, das die Motive der Käufer und die Einsatzbereiche der Verarbeiter in Einklang bringt. Das ist uns mit unseren drei Pure- Function-Linien gelungen“, sagt Körfer-Schün voller Überzeugung.
Es ist gegen den Trend der anderen, insbesondere des großen Nachbarn Grohe, dessen Hemeraner Werk beinahe in Sichtweite liegt und der auf Komplettbadlösungen und Digitalisierung setzt. „Die Frage ist, was will der Kunde, was der Handel?“, sagt Julian Henco.
Die Mendener fokussieren sich auf klares Design, hohe Funktionalität und Qualität. In Frankfurt wollen sie mit einer Neuheit besonders begeistern: Mit dem Duschpanel „Kludi Cockpit Discovery“ mit Messingkörper und Aludruckgusshülle (Bild). Optisch gefällig und intuitiv bedienbar und durchdacht, etwa bei der Gewichtsverteilung der nicht kopflastigen Handbrause. Henco und Körfer-Schün setzen auf die Käuferschicht, der solche Details wichtiger sind als Farbenspiele oder Vernetzung der Armatur mit der Musikanlage.
Sitz in Menden – seit zwei Jahren wieder Wachstum
Die Kludi GmbH hat ihren Sitz in Menden. Es ist ein mittelständisches Unternehmen in Familienhand mit rund 1000 Beschäftigten und zirka 100 Millionen Euro Jahresumsatz. Nach eigenen Angaben ist der Umsatz in den vergangenen beiden Jahren um rund 5 Prozent gestiegen, und die Auftragseingänge sind seit herbst 2018 im zweistelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr gewachsen.
Hergestellt werden Armaturen für Bad und Küche sowie Brausen und Duschsysteme in drei eigenen Werken in Menden, in Hornstein (Österreich) und Diósd (Ungarn) sowie für den Markt Mittlerer Osten in einem Joint-Venture mit Produktion in Ras al-Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate).
Das eine muss nicht besser als das andere sein – nur Kludi setzt eben auf Rückbesinnung: „Das Bad ist ein archaischer Raum. Ich will da meine Ruhe haben. Elektronik hat da ganz, ganz enge Grenzen“, sagt Geschäftsführer Henco. Im Gegensatz dazu soll der Markt für Kludi-Produkte größer werden. Neben Deutschland als Hauptabsatzregion und Österreich, Ungarn und Polen in Europa, sei man über das Joint-Venture Kludi-RAK nach wie vor stark im Raum Mittlerer Osten. Und nun will man aus dem Sauerland auch in China Fuß fassen. In dieser Woche war eine chinesische Delegation zu Gast in Menden. Händler und Innenarchitekten, die sich von der Kludi-Philosophie überzeugen lassen sollten. Branchenexperte Henco kennt den asiatischen Markt und will seine engen Kontakte aus früheren Tätigkeiten nutzen. „China ist ein gut organisierter Markt mit relativ niedrigen Einstiegsbarrieren. Wir haben dort kontinuierlich unsere Präsenz ausgebaut und werden dies konsequent fortsetzen“, verspricht sich Henco dort gute Chancen.
Millioneninvestitionen in Menden
„Das Ziel für Kludi ist Wachstum auf dem schnellsten Weg“, sagt Körfer-Schün. 2018 wurden bereits fünf Prozent Umsatzzuwachs verzeichnet, die Auftragseingänge seit Herbst 2018 bezeichnet die Kludi-Führung als Durchbruch. „Derzeit verzeichnen wir einen Auftragseingang, der im hohen zweistelligen Bereich über dem Vorjahr liegt“, sagt Körfer-Schün. Langfristig wird eine Verdoppelung des Jahresumsatzes für möglich gehalten.
Dafür wurden zuletzt bereits zwei Millionen Euro zur Modernisierung des Werkes am Stammsitz investiert. Menden soll mit weiteren Millionen zügig zu einem modernen Fertigungsstandort ausgebaut werden. Made in Germany soll für Kludi Bestand haben.
Am Freitag ist Messe-Besuchertag
Für die deutsche Sanitär- und Heizungsbranche ist die ISH, die alle zwei Jahre in Frankfurt stattfindet, die wichtigste Leistungsschau überhaupt.
Fünf Tage lang, vom 11. bis zum 15. März dauert die Messe, an den ersten vier Tagen ist nur für Fachpublikum geöffnet. Am Freitag darf auch Otto Normalverbraucher bestaunen, was heute rund ums Bad, Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik alles möglich ist. Dazu gehören nicht nur hübsches Design, sondern auch smarte Sanitärlösungen vom Standard- bis zum Luxusbad bis zur kompletten Gebäudetechnik.
Die Messe in ist in diesem Jahr noch einmal gewachsen, mehr als 2500 Aussteller präsentieren sich. 2017 zählte man bereits über 200.000 Besucher, in diesem Jahr sollen es noch mehr werden.
Regelmäßig ist auch der Zoll vor Ort und nimmt die Produkte unter die Lupe. 2017 wurden insgesamt 169 Artikel als mutmaßliche Produktfälschungen sichergestellt. Die meisten davon kamen aus China, viele auch aus der Türkei. Gerade Luxusmodelle wie die Produkte von Herstellern wie Dornbracht aus Iserlohn werden immer wieder nachgeahmt. Die eingezogenen Plagiate werden vernichtet.