Essen/Düsseldorf. Bei Thyssenkrupp spitzt sich die Lage zu. Der Konkurrent Liberty Steel greift nach der traditionsreichen Stahlsparte. Kundgebung in Düsseldorf.

Der britische Konzern Liberty Steel will Insidern zufolge die Stahlsparte von Thyssenkrupp mit 27.000 Beschäftigten und Werken in Duisburg, Bochum und Dortmund übernehmen. Es werde erwartet, dass Liberty ein Angebot vorlegt, hieß es. Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hatte einen Verkauf der Stahlsparte nicht ausgeschlossen und auch einen Staatseinstieg als Option bezeichnet. Der „Spiegel“ berichtet, der Konkurrent wolle die Thyssenkrupp-Sparte komplett übernehmen.

Am Freitag (16. Oktober) ist eine Kundgebung von Thyssenkrupp-Beschäftigten in Düsseldorf geplant. Die IG Metall erwartet rund 3000 Teilnehmer, die der Forderung nach einem Staatseinstieg Nachdruck verleihen wollen. Die Gewerkschaft erhofft sich insbesondere von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Unterstützung. Dem Vernehmen nach will sich Laschet bei der Kundgebung zu Wort melden.

Die IG Metall hatte sich bereits skeptisch zu Liberty Steel geäußert. „Wir sehen derzeit keine Perspektiven außer ein Verramschen, Zerschlagen oder Resteverwerten“, sagte der frühere Gewerkschaftschef Detlef Wetzel, der die IG Metall im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp Steel vertritt, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Jetzt muss der Staat einsteigen“, so Wetzel. „Es gibt keinen anderen Weg mehr, der zu einem guten Ergebnis führt.“

3000 Thyssenkrupp-Beschäftigte zu Kundgebung erwartet

Bei der geplanten Demonstration von rund 3000 Thyssenkrupp-Beschäftigten am Freitag in Düsseldorf will die IG Metall mit einem strengen Hygiene- und Sicherheitskonzept Coronavirus-Ansteckungen verhindern. „Den Betriebsräten und der IG Metall liegt nichts mehr am Herzen als die Sicherheit und die Gesundheit der Beschäftigten“, betonen die Arbeitnehmervertreter in einem Flugblatt zur Kundgebung. Aufgrund der Teilnehmerzahl und der aktuellen Corona-Lage gebe es „höchste Anforderungen“ mit Blick auf das Hygiene- und Sicherheitskonzept für die Versammlung auf den Düsseldorfer Rheinwiesen.

Die Gewerkschaft erwartet in Düsseldorf rund 2000 Mitarbeiter aus Duisburg sowie weitere 1000 Beschäftigte von Thyssenkrupp-Standorten in Bochum, Gelsenkirchen, Dortmund, Hagen, Finnentrop, Kreuztal und Andernach.

NRW-Gewerkschaftschef Knut Giesler (links) und IG Metall-Bundesvorstand Jürgen Kerner bei der Pressekonferenz im Essener Thyssenkrupp-Quartier.
NRW-Gewerkschaftschef Knut Giesler (links) und IG Metall-Bundesvorstand Jürgen Kerner bei der Pressekonferenz im Essener Thyssenkrupp-Quartier. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Die Anreise in Bussen erfolge „mit größtmöglichem Sicherheitsabstand“, erklärte die Gewerkschaft. Daher werde in den Bussen „nur maximal die Hälfte der Plätze besetzt“. Während der gesamten Fahrt sollen die Beschäftigten einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Alle Teilnehmer müssen in den Bussen ihre Kontaktdaten angeben. Entsprechende Listen sollen in Düsseldorf von der IG Metall eingesammelt werden. Ziel sei, später „mögliche Infektionsketten nachvollziehen zu können“. Das Vorgehen sei ähnlich wie in der Gastronomie.

Ort der Kundgebung in Düsseldorf in Sektoren unterteilt

Der Kundgebungsort auf den Rheinwiesen in Sichtweite der Düsseldorfer Staatskanzlei soll zudem in Sektoren eingeteilt werden, heißt es weiter in dem Flugblatt der IG Metall. Vorgesehen sei, dass es pro Bus einen Sektor geben werde, in dem sich die Mitfahrer eines Busses während der Kundgebung aufhalten. So solle „eine Durchmischung“ der Teilnehmer verhindert werden, um Ansteckungsrisiken zu verringern. Aus Hygieneschutzgründen werde vor Ort von der IG Metall auch keine Verpflegung angeboten.

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Die Gewerkschaft habe am Montag (12. Oktober) von der Polizei und den Behörden grünes Licht für ihr Sicherheitskonzept erhalten und gehe davon aus, dass die Kundgebung stattfinden werde, erklärte die IG Metall am Mittwoch auf Anfrage. Schon bei einer Pressekonferenz im Thyssenkrupp-Quartier hatte der NRW-Chef der IG Metall, Knut Giesler, betont, eine Demonstration in Pandemie-Zeiten sei „eine besondere Herausforderung“. In Gewerkschaftskreisen hieß es, die Zahl der Teilnehmer sei gezielt auf 3000 beschränkt worden. In den Vorjahren waren mehr als 10.000 Beschäftigte zu vergleichbaren Kundgebungen gekommen.