Essen. Mit seinem Start-up Mister Postman liefert Patrick Giesen Pakete zum Wunschtermin. Auch einen Kurierdienst für Einzelhändler will er aufbauen.

Wenn ein Paket nicht direkt ankommt, sondern in Paketshops oder Packstationen landet, steht Patrick Giesen bereit. „Wohl jeder, der auf ein Paket gewartet hat, wird schon einmal erlebt haben, dass nur ein Zettel vom Zusteller im Briefkasten liegt“, sagt der Gründer der Firma Mister Postman. „Hier setzen wir an. Wir liefern die Pakete zu einem verabredeten Termin an die Haustür.“ Mit seinem Mülheimer Unternehmen ist Giesen mittlerweile in mehreren Städten in NRW unterwegs. Unterstützt wird er dabei von der Duisburger Innovationsplattform Startport.

„Wir orientieren uns an der Idee des Fahrdienstes Uber“, erklärt Giesen sein Geschäftsmodell. Wie bei Uber kann sich bei uns nahezu Jedermann als Fahrer registrieren.“ Sein Ziel sei es, die Paketzustellung in den Alltag zu integrieren. „Viele Menschen legen im Laufe eines Tages ohnehin Strecken mit dem Auto oder dem Fahrrad zurück, wenn sie beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit, zum Kindergarten oder Supermarkt sind.“ Wer unterwegs sei, könne für seine Nachbarschaft Pakete von Paketshops oder Packstationen mitbringen und sich dadurch etwas dazuverdienen. So lasse sich auch der Schadstoffausstoß in den Städten verringern, weil weniger Wege unnötigerweise zurückgelegt werde. „Wir sind das Uber für Pakete“, sagt Giesen.

Mit seiner App ist er seit gut einem Jahr auf dem Markt. „Wir sind in Mülheim gestartet, danach sind Düsseldorf, Erkrath, Meerbusch, Ratingen und Duisburg hinzugekommen“, berichtet Giesen. Mitte Oktober expandiere Mister Postman in Essen und Oberhausen und liefere die Pakete aller großen Zusteller aus: DHL, Hermes, DPD, GLS und UPS.

Start-up holt Retouren direkt bei den Kunden ab

„Im Online-Handel, der immer wichtiger wird, sind Retouren ein großes Thema“, sagt Giesen. Eine Dienstleistung von Mister Postman sei daher auch, Retouren oder frankierte Pakete direkt bei Kunden abzuholen und auf den Weg zu bringen. „Wir ergänzen das Angebot der Konzerne, indem wir uns auf die sogenannte letzte Meile und eine Zustellung zum Wunschtermin konzentrieren“, erklärt Giesen.

https://www.waz.de/staedte/duisburg/gruenden-in-duisburg-neue-plattform-buendelt-kraefte-der-stadt-id229284374.htmlNoch ist die Firma jung und das Netzwerk von Fahrern und Kunden klein. „Wir befinden uns noch am Anfang“, räumt Giesen ein. „Aktuell sind rund 30 Fahrer bei uns registriert, etwa 330 Kunden haben sich angemeldet.“ Der Betrieb laufe montags bis sonntags von sechs bis 22 Uhr. Der 39-jährige Gründer stellt auch selbst Pakete zu. „So muss das auch sein in der jetzigen Phase“, sagt der zweifache Vater, der als Golflehrer gearbeitet und einen Modeladen aufgebaut hat.

Unterstützung vom Start-up-Netzwerk Startport

Begleitet wird Giesen von dem Start-up-Netzwerk Startport, das von Branchengrößen wie Evonik, Klöckner & Co, RAG-Stiftung und dem Duisburger Hafen unterstützt wird. „Die Logistikbranche ist ein vielversprechender Markt für Start-ups“, betont Startport-Managerin Jessica Büttner. „Mittlerweile sind es 35 Start-ups, die wir begleitet haben oder aktuell betreuen. Von diesen 35 Unternehmen sind lediglich drei nicht mehr aktiv. Das ist gemessen an der Quote der Start-ups, die üblicherweise scheitern, ein sehr guter Wert.“ Startport könne den Gründern insbesondere mit einem Netzwerk von Unternehmen, Logistik-Experten und Investoren helfen.

Mit seinem Start-up Mister Postman will der Mülheimer Gründer Patrick Giesen einen Kurierdienst für Einzelhändler oder Apotheken aufbauen.
Mit seinem Start-up Mister Postman will der Mülheimer Gründer Patrick Giesen einen Kurierdienst für Einzelhändler oder Apotheken aufbauen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Derzeit ist Giesen Alleineigentümer seines jungen Unternehmens. „Natürlich gehe ich mit der Firmengründung ein gewisses Risiko ein“, sagt er. Rund 200.000 Euro aus eigenen Mitteln habe er in Mister Postman gesteckt. „Verluste beim Start sind völlig normal“, fügt er hinzu. Innerhalb von zwei Jahren wolle er den Durchbruch schaffen. Derzeit führe er Gespräche mit potenziellen Investoren.

Kurierdienst für Supermärkte, Modeläden oder Apotheken

„Unser Ziel ist es, deutlich günstiger zu sein als die etablierten Anbieter“, sagt Giesen. „Die Kosten für eine Retoure oder ein frankiertes Paket liegen für unsere Kunden bei zwei Euro. Für jedes weitere Paket bei derselben Abholung berechnen wir 50 Cent. Die Kosten für den Versand sind natürlich nicht im Preis enthalten.“ Die Fahrer von Mister Postman kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, wie Giesen sagt. „Es sind Studenten oder Rentner darunter – oder Berufstätige, die sich etwas dazuverdienen möchten.“ Bei einer Dienstleistung, die einen Kunden 4,50 Euro kostet, blieben beim Fahrer „netto 3,10 Euro hängen“.

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Auch mit einem Kurierservice, der sich insbesondere an Einzelhändler wie Supermärkte und Modeläden richtet, will Giesen nun starten. „Nachfrage erhoffen wir uns auch von Apotheken, Drogeriemärkten und Wäschereien“, erklärt der Firmengründer. „Viele Filialisten verfügen nicht über einen eigenen Lieferservice. Diese Lücke können wir mit unserer Dienstleistung schließen.“ Sein Anspruch sei, mit seinem Kurierservice innerhalb von sechs Stunden zu liefern. „In der Corona-Krise hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, dass der klassische Einzelhandel auch digitale Plattformen nutzt, um seine Kunden zu erreichen. Über eine solche Plattform verfügen wir.“