Hagen. Den Busunternehmen in der Region fehlen Kunden, die Corona-Unsicherheit ist groß. Die Branche will Reisenden Sicherheit bieten und braucht Hilfe.
Viele Reisebusse stehen still. Und damitkämpft die Branche seit dem Frühjahr um ihre Existenz. Denn obwohl Busreisen seit Juni wieder erlaubt sind, läuft das Geschäft nur langsam an. Die Unternehmen in der Region haben mit Stornierungen zu kämpfen, das Sicherheitsgefühl der Menschen sei noch nicht zurück, vermuten sie.
Um dieses Gefühl zu stärken und das Vertrauen seiner Kunden wiederzugewinnen, hatte ein Unternehmer aus Witten jüngst ein UV-Licht-Gerät in die Belüftung seiner Reisebusse einbauen lassen. Dadurch sollen 99 Prozent aller Viren abgetötet werden. Eine denkbare Investition auch für andere Unternehmer aus der Region?
Luftaustausch in Bussen
Über den „Virenkiller“ habe man noch keine Entscheidung getroffen, sagt Christian Winzerling, einer der Inhaber des Reisebüros Hausemann & Mager in Hagen-Hohenlimburg. Die Luft in den Reisebussen sei ohnehin sehr gut, neue Filter könnten diese noch weiter verbessern. Solche haben die Inhaber von Hunau Reisen in Schmallenberg bereits einsetzen lassen. Friedrich Knipschild ist einer von ihnen und sagt: „Die Luft in den Bussen ist sehr gut, sie wird nicht umgewälzt, sondern komplett ausgetauscht und die frische Luft dann sogar noch einmal gefiltert.“ Und das vielfach innerhalb einer Stunde.
Busfahren sei sicher und hinsichtlich der Corona-Übertragungen spielten Busse laut dem Robert Koch-Institut quasi keine Rolle, sagt Andriana Sakareli, Pressesprecherin des Verbandes Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmen (NWO). Dennoch: Das Vertrauen der Kunden müsse zurückkehren, viele sähen das Thema Reisen aufgrund der aktuellen Lage generell kritisch. „Das ist verständlich“, sagt Sakareli. „Aber etliche Busunternehmen sind in ihrer Existenz bedroht.“
Wenig Auslastung, viel Unsicherheit
Der gesamte Markt sei sehr vorsichtig geworden, sagt auch Friedrich Knipschild aus Schmallenberg. „Die Kunden sind zurückhaltend.“ Vor allem größere Reisen würden nicht gebucht, „was eher läuft sind Kurzreisen, auch als Zubringer für Flusskreuzfahrten etwa auf dem Rhein“. Doch die in den Reisebussen verfügbaren Sitzplätze seien oft nicht einmal zur Hälfte belegt. Von rund 40 möglichen Personen reisten häufig nicht einmal 30 mit. Manche Busse rollten seit Monaten gar nicht mehr.
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Die Anfragen fehlen, und durch die wieder steigenden Corona-Zahlen seien die Kunden zusätzlich verunsichert, sagt Christian Winzerling von Hausemann und Mager. „Wir wollen ihnen die Sicherheit geben, müssen aber auf der anderen Seite die Kundenwünsche respektieren.“ Heißt: Stornierungen hinnehmen. „Wir haben immerhin den Vorteil, nicht nur im Reiseverkehr tätig zu sein“, sagt er. Denn das Unternehmen betreibt unter anderem auch Linienverkehr. Mit nur einem Standbein habe man es in diesen Zeiten noch schwerer: „Es wird sicher welche geben, die diese Krise nicht überstehen werden.“
Das Polster für den Winter fehlt
Auch deshalb beteiligte sich das Schmallenberger Reisebusunternehmen Hunau-Reisen an den Demonstrationen der Busbranche in diesem Jahr: „Die Soforthilfe am Anfang hat sicherlich ganz gut getan“, sagt Knipschild. Aber ein Polster für den Winter habe man sich nicht aufbauen können, „die ganze Branche hofft auf weitere Unterstützung“. Auch der Branchenverband NWO geht davon aus, „dass das noch lange nachwirken wird“, sagt Andriana Sakareli. Unter anderem mussten einige Unternehmen zusätzliche Kredite aufnehmen, „die im Gegensatz zu den staatlichen Hilfen auch wieder zurückgezahlt werden müssen“.