Essen. Der Werner-Müller-Platz auf Zollverein ist offiziell eingeweiht. Müllers Familie nimmt sichtlich gerührt an der Feierstunde teil.
Den Werner-Müller-Platz erkennt man an einer dezenten Namenstafel vor der Kohlenwäsche auf Zollverein. Ein klassisches blaues Straßenschild aber sucht man vergeblich. Das Essener Welterbe ist ein Privatgrundstück mit Denkmalschutzauflagen und einem eigenen Orientierungs- und Beschilderungssystem. So erinnert an Müller kein strotznormales Schild, sondern „etwas Besonderes“, wie RAG-Stiftungschef Bernd Tönjes bei der offiziellen Einweihung betont.
Bis zum Mai 2018 stand Müller als Stiftungschef und Vorsitzender der Aufsichtsräte von Evonik und RAG noch mitten im Arbeitsleben. Dann zwang ihn eine Krebserkrankung dazu, die Ämter aufzugeben. Im Juli vergangenen Jahres starb Müller, der privat in Mülheim wohnte, im Alter von 73 Jahren in Essen. Um Müllers Lebensleistung als Wirtschaftsminister, Konzernlenker und Stiftungschef zu würdigen, ist nun einer der wichtigsten Treffpunkte auf dem Zollverein-Areal nach ihm benannt.
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen sagte bei einer kurzen Zeremonie, die Zeche Zollverein stehe für stolze Taten der Vergangenheit und für einen fortwährenden Wandel. Müller, der ein „Architekt der Zukunft“ gewesen sei, passe daher gut zu diesem Ort. Tönjes erinnerte daran, dass Müller beim Ausstieg aus dem subventionierten Steinkohlenbergbau Tausenden Familien eine sichere Perspektive gegeben und mit der Gründung des Chemiekonzerns Evonik sowie der RAG-Stiftung Neues geschaffen habe.
„Ich habe Werner Müller nie die Fassung verlieren sehen“
Sichtlich bewegt nahm auch Müllers Familie – allen voran Marion Müller mit ihrer Tochter Annegret Saxe und ihrem Sohn Christoph Müller – an der Feierstunde teil. Evonik-Chef Christian Kullmann, ein langjähriger Weggefährte und enger Vertrauter Müllers, war mit dem gesamten Vorstand des Unternehmens gekommen, um Müller die Ehre zu erweisen.
Wie Werner Müller wohl in der aktuellen Corona-Krise gehandelt hätte? „Sicher mit Ruhe und Bedacht, aber niemals panisch“, sagt Tönjes. „Ich habe Werner Müller nie die Fassung verlieren sehen. Er hätte getan, was die besondere Situation verlangt. Ansonsten wäre er – Zigarillo rauchend und mit Bach als Hintergrundmusik – diszipliniert und unbeirrt seiner Arbeit nachgegangen.“