An Rhein und Ruhr. In der Region begrüßt man die Verlängerung des Kurzarbeitergelds. Ein Duisburger Unternehmer erzählt von seinem Weg durch die Zeit mit Corona.

Arbeiten im Homeoffice? Für die Mitarbeiter eines Software-Unternehmens kein größeres Problem. Und wenn Digitalisierung das eigene Kerngeschäft ist, kann man derzeit zuversichtlich in die Zukunft blicken. Denn schließlich ist das Thema in aller Munde. Trotzdem war Alexander Kranki, Geschäftsführer der Software-Firma Krankikom aus Duisburg, erleichtert, als er von der Verlängerung des Krisen-Kurzarbeitergeldes erfuhr. „Wir hatten durch die Coronakrise Einbrüche von bis zu 60 Prozent. Ohne Kurzarbeit hält man so eine Situation kaum über längere Zeit aus“, sagt er.

Krankis Unternehmen steht nicht in vorderster Linie der durch die Krise betroffenen Unternehmen. Die Gastronomie musste von einem Tag auf den anderen schließen, und die Veranstaltungsbranche wurde lahmgelegt. Auch die Organisation von Heimarbeit, die in vielen Unternehmen durch Corona zur Herausforderung wurde, war für den Geschäftsführer von Krankikom kein Thema, da seine Mitarbeiter schon immer von zu Hause aus arbeiten konnten.

Corona-Krise betrifft zeitverzögert auch Zukunftsbranchen

Zeitversetzt hat die Krise aber auch das Softwareunternehmen aus Duisburg erwischt. „In so einer Krise sind unsere Auftraggeber natürlich auch zurückhaltender, wenn es um Investitionen geht“, erklärt er. Die Alternative zur Kurzarbeit wäre für ihn gewesen, massiv Personal abzubauen. „Wir haben eigentlich nur Fixkosten und die laufen weiter, egal, ob wir Aufträge haben, oder nicht“, sagt Kranki.

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Auch beim Unternehmerverband Metall Ruhr-Niederrhein begrüßt man die Verlängerung der Regelungen zum Kurzarbeitergeld in der Krise. „Das bedeutet Klarheit und kann Unternehmen dabei helfen, ihre Mitarbeiter auch in dieser schwierigen Zeit an Bord zu halten“, sagt Hauptgeschäftsführer Wolfgang Schmitz. Viele Unternehmen stünden unmittelbar vor der Entscheidung, ob sie aufgrund des coronabedingten Geschäftseinbruchs Personal reduzieren müssen. „Jetzt haben sie Planungssicherheit, dass die erleichterte Kurzarbeit auch noch 2021 als Brücke über die Corona-Krise hinweg tragen kann.“

Als temporäre Lösung sieht auch Alexander Kranki die Kurzarbeit, vergleicht sie mit einem Medikament, das man nimmt, wenn man schwer krank ist – selbst wenn es auf Dauer nicht förderlich für die Gesundheit ist. „Ich bin kein Freund davon, vom Staat zu leben“, sagt er. Allerdings sei die Krise längst nicht vorbei. „Wir sind noch auf der Intensivstation“, so der Duisburger Unternehmer. Mittelfristig geht er sogar eher davon aus, dass die Corona-Krise für die Digitalisierung – und damit für sein Unternehmen – einen Schub geben könnte. „Aber das ist ein rettendes Ufer, das wir erstmal erreichen müssen“, sagt er. Eben über das Kurzarbeitergeld als Brücke über die Untiefen der Corona-Krise.

Kein unternehmerischer Stillstand wegen Zahlungen vom Staat

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Die Kritik an der langfristigen Verlängerung des Kurzarbeitergeldes und die Befürchtungen, einige auch ohne die Pandemie schon auf einem absteigenden Ast befindliche Unternehmen könnten damit künstlich ihr Überleben sichern – wenn auch nur kurzfristig – mag Alexander Kranki nicht so ganz teilen. Denn viele „Zombie-Unternehmen“, wie er sie nennt, hätte es vor der Corona-Krise im Land nicht gegeben. „Ich glaube nicht, dass sich jetzt jemand zurücklehnt“, sagt er. Auch bei der IG Metall Duisburg-Dinslaken sieht man die Gefahr eines unternehmerischen Stillstandes nicht. „Corona treibt einige Themen noch schneller an“, sagt der 1. Bevollmächtigte Dieter Lieske.

Ein Beispiel dafür wäre die Digitalisierung, die in einigen Bereichen durch die Krise mit Sicherheit beschleunigt wurde – gerade, wenn es um die Arbeit von zu Hause und die Kommunikation über das Internet geht. „Wenn man Software für Videokonferenzen anbietet oder Laptops verkauft, dann hatte man sicherlich eine kleine Sonderkonjunktur“, sagt Alexander Kranki. Wenn die Digitalisierung weiter Fahrt aufnimmt, könnte am Ende auch sein Unternehmen wieder davon profitieren – wenn es mit staatlicher Hilfe durch die Krise kommt und auch die Kunden wieder in diesem Bereich investieren. Dann wäre das Kurzarbeitergeld für seine Firma eine Brücke in die Zukunft.