Luzern. Der Schweizer Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach, zu dem auch die DEW mit fünf Standorten in NRW gehören, steckt tiefer denn je in der Krise.
2019 war für den Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach (S+B) bereits ein Krisenjahr. Ohne die Finanzspritze des Milliardärs Martin Haefner (über 300 Mio. Schweizer Franken) zur Jahreswende hätte dem hoch verschuldeten Unternehmen mit Sitz in Luzern und rund 10.000 Beschäftigten 2020 womöglich das Aus gedroht. Zum Konzern gehören die Deutschen Edelstahlwerke (DEW) mit fünf deutschen Standorten, alle in Nordrhein-Westfalen, wo weiter „saniert“ wird und Arbeitsplätze bedroht sind.
Bei DEW soll eine dreistellige Zahl an Arbeitsplätzen abgebaut werden
Bei DEW in Witten, Hattingen, Krefeld, Siegen und Hagen arbeiten noch rund 4000 Beschäftigte. Und viele von ihnen müssen nach der Präsentation der jüngsten S+B-Quartalszahlen am, Mittwoch um ihren Job bangen. „In Deutschland geht es um eine dreistellige Zahl“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Clemens Iller am Mittwochmorgen.
Im gesamten Konzern werde Personal abgebaut, auch in der Luzerner Zentrale. Damit wolle man ein Zeichen setzen. 20 Prozent weniger Jobs bedeuten hier eine überschaubare Zahl von Köpfen bei rund 70 Beschäftigten im Headquarter des angeschlagenen Stahlkonzerns. Und erst einmal kommt eine hochdotierte Stelle dazu: Seit diesem Mittwoch ist dem Vorstand mit Josef Schultheis ein erfahrener Sanierungsexperte (unter anderem vor rund 10 Jahren als Sanierer bei Karstadt) als CRO an die Seite gestellt worden. Schultheis blickt einer „mit Sicherheit spannenden Zeit bei Schmolz+Bickenbach“ entgegen, ließ er im Rahmen der Verkündung der extrem schlechten Konzernzahlen für das 2. Quartal durch Iller und Noch-Finanzchef Matthias Wellhausen wissen. Im Herbst gibt der Finanzexperte den CFO-Posten an Markus Boening ab.
Sanierungsexperte Josef Schultheis soll es richten
Iller stellt den neuen starken Vorstand an seiner Seite als „Topmann für Restrukturierung“ vor. Den scheint es trotz der rettender Finanzspritze durch Investor Haefner auch dringend zu brauchen, denn im 2. Quartal hat es einen laut Iller“noch nie dagewesenen“ Nachfrageeinbruch beim Stahl in allen Varianten gegeben. Nur 310.000 Tonnen konnten verkauft werden (Vorjahresquartal 486.000t). Der Umsatz brach um knapp 42 Prozent auf 470 Mio. Euro ein. zur Sicherung der Liquidität müsse neu mit Banken verhandelt werden. Die Schweiz und Frankreich, wo die Tochter „Ascometal“ sitzt, hätten bereits staatliche Hilfen zugesagt. Mit Deutschland seien Gespräche angestoßen worden. Es brennt.
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Jetzt werde noch einmal jeder Stein umgedreht, betont der Vorstand. Auch bei DEW. Dort befindet man sich gerade in „guten Gesprächen über einen Haustarifvertrag, der in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden soll“ (Iller). Ungeachtet des Jobabbaus soll die Belegschaft dabei in den kommenden drei Jahren auf Geld verzichten. Dem Vernehmen nach in zweistelliger Millionenhöhe.