Bochum. Wilhelm Beermann, der Gründungsvorstand der Deutschen Steinkohle AG, ist tot. Bis zuletzt trug er Verantwortung am Katholischen Klinikum Bochum.
Als Wilhelm Beermann Anfang der 1950er seine Arbeit im Bergbau begann, gab es noch fast 200 Zechen in Deutschland. Sein erster Arbeitgeber hieß Gelsenkirchener Bergwerks-AG, Ende der 90er wurde Beermann bei der Gründung der Deutschen Steinkohle AG der erste Vorstandschef. Viele Zechen musste Beermann im Laufe der Jahre schließen. Kaum ein anderer Manager hat den Strukturwandel im Ruhrgebiet so lange und so intensiv begleitet wie der Mann aus Wattenscheid. Auch nach Ende seiner Tätigkeit im Bergbau trug Beermann bis zuletzt Verantwortung – als Aufsichtsratschef des Katholischen Klinikums Bochum (KKB) mit 5200 Beschäftigten.
Im Alter von 84 Jahren ist Beermann am Mittwoch in Bochum gestorben, wie das Klinikum bestätigte. Der medizinische Geschäftsführer des KKB, Christoph Hanefeld, sprach von einem „großen, schmerzlichen Verlust“. Die RAG betonte in einem Nachruf, Beermann habe „beispielhaft soziale Verantwortung vorgelebt und sie mit wirtschaftlicher Kompetenz vereint“. Aus dem Kreise der Familie verlautete, Beermann sei trotz seines hohen Alters „mitten aus der Arbeit gerissen worden“. Noch am Krankenbett habe er an Videokonferenzen teilgenommen und Sitzungen vorbereitet.
Prägende Person des deutschen Bergbaus in der Nachkriegszeit
Beermann war eine der prägenden Personen des deutschen Bergbaus in der Nachkriegszeit. Geleitet von der katholischen Soziallehre basierten seine Führungsprinzipien auf Zuhören und Empathie. „Ich muss mich kümmern“ – diesen Satz hörten Vertraute von ihm häufig, auch als Beermann nicht mehr Chef war und dennoch regelmäßig in sein Büro am Shamrockring in Herne kam. Der Mensch habe für ihn im Mittelpunkt gestanden, nicht das Geld oder der Status eines Gesprächspartners, betont ein Wegbegleiter Beermanns.
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Papst Johannes Paul II., der in hohem Alter zuweilen mit schmerzverzerrtem Gesicht seiner Aufgabe nachging, galt Beermann als Vorbild. So war der Bergbau-Manager auch daran beteiligt, den Papst im Mai 1987 ins Ruhrgebiet zu holen. Es wurde eine legendäre Messe im Gelsenkirchener Parkstadion. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sagte unlängst über Beermann, der auch Träger eines päpstlichen Ordens ist, sein Beispiel mache deutlich, dass Christen nicht für sich selbst glaubten, „sondern um sich einzumischen und die Gesellschaft mitzugestalten“.
CDU, Gewerkschaft und SG Wattenscheid 09
Beermann war gewissermaßen die personifizierte Sozialpartnerschaft – Chef und Arbeitsdirektor zugleich, ein Gewerkschafter mit CDU-Parteibuch. Dass er als Christdemokrat im Bergbau arbeitete und sich in der IGBCE engagierte, hatte schon fast etwas Exotisches. Zwischenzeitlich war Beermann auch Aufsichtsratschef des Traditionsvereins SG Wattenscheid 09, als sich der Klub in einer schwierigen Lage befand. Mit mehr als 80 Jahren führte Beermann noch den Aufsichtsrat des ostdeutschen Braunkohlekonzerns Mibrag, bis der Wattenscheider im vergangenen Jahr vom ehemaligen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich abgelöst wurde.
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Die Entscheidung, den Steinkohlenbergbau in Deutschland zu beenden, nannte Beermann „unvermeidbar“, weil es keine politischen Mehrheiten mehr für die Kohle gab, aber dennoch „falsch“. Deutschland mache sich viele Jahre lang abhängig von Importkohle – zum Beispiel aus Kolumbien, Russland und Südafrika. „Dadurch wird unsere Klimabilanz nicht besser“, sagte Beermann. Er sei allerdings „stolz darauf, dass der schwierige Prozess sozialverträglich organisiert worden und „kein Kumpel ins Bergfreie gefallen“ sei.
„Für viele von uns war er ein Vorbild“
Während es im Bergbau insbesondere um den Abbau von Arbeitsplätzen ging, konnte Beermann mit dem Katholischen Klinikum Bochum (KKB) etwas aufbauen. An den Standorten des Klinik-Verbunds werden Unternehmensangaben zufolge jährlich mehr als 50.000 Patienten stationär und fast 160.000 Menschen ambulant versorgt.
„Für viele von uns war er ein Vorbild“, sagt der medizinische Geschäftsführer des Katholischen Klinikums Bochum, Christoph Hanefeld, über Beermann. „Ohne ihn wird unsere Welt ärmer sein.“ Auch durch Zusammenschlüsse ist der Klinikverbund gewachsen. So passt ins Bild, dass zur katholischen Klinikgruppe auch ein Haus gehört, das nach einem Protestanten benannt ist: das Martin-Luther-Krankenhaus in Wattenscheid.