Essen. Trotz der Corona-Krise verfolgt die Essener RAG-Stiftung mit ihrem Einstieg bei der Thyssenkrupp-Aufzugsparte ehrgeizige Ziele.

Die Essener RAG-Stiftung verfolgt mit ihrem Einstieg bei der Aufzugsparte von Thyssenkrupp ehrgeizige Ziele. „Auch die Corona-Krise ändert nichts an unserer Überzeugung, dass Elevator über nachhaltiges Wachstumspotenzial verfügt“, sagt Stiftungschef Bernd Tönjes bei der Präsentation seiner Jahresbilanz. Gemeinsam mit den Finanzinvestoren Advent und Cinven verfolge die RAG-Stiftung das Ziel, das Aufzuggeschäft mit weltweit mehr als 50.000 Beschäftigten „als langfristige Investoren nachhaltig weiterzuentwickeln“.

Durch die Beständigkeit des Service-Geschäfts sei die bisherige Thyssenkrupp-Sparte Elevator „kaum konjunkturanfällig“, betont Tönjes. „Dies hat auch die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens während der letzten Rezession bewiesen. Dadurch ist das Geschäft auch in einem Abschwung oder einem unsicheren Marktumfeld ein sehr attraktives Investment.“

RAG-Stiftung rechnet mit raschem Abschluss des Elevator-Deals

Der Finanzchef der RAG-Stiftung, Jürgen Rupp, sagt, er rechne mit einem raschen Abschluss der Transaktion mit Thyssenkrupp. Das sogenannte Closing werde voraussichtlich „zeitnah“ erfolgen. Neben Advent und Cinven haben seinen Angaben zufolge zahlreiche, führende und erfahrene Investoren Geld beigesteuert. „Das Konsortium hat sich eine attraktive Finanzierung über international führende Banken und Finanzinvestoren gesichert. Regelmäßig erhalten wir Anfragen bezüglich des Verkaufs von Teilen, aber derzeit ist dies nicht der Fokus des Konsortiums“, sagte Rupp. Hier zeige sich auch die Attraktivität von Thyssenkrupp Elevator.

Bernd Tönjes, Chef der Essener RAG-Stiftung, spricht bei einer Pressekonferenz. Die Stiftung hatte zu ihrem Presse-Jahresgespräch eingeladen. Foto: Bernd Thissen / FUNKE Foto Services
Bernd Tönjes, Chef der Essener RAG-Stiftung, spricht bei einer Pressekonferenz. Die Stiftung hatte zu ihrem Presse-Jahresgespräch eingeladen. Foto: Bernd Thissen / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Bernd Thissen

Die Stiftung sei „sehr zufrieden“ mit ihrer Investment-Entscheidung, so Rupp. „Anleger sehen das Aufzugsgeschäft als krisensichere Branche.“ So sei auch der Kurs des finnischen Konkurrenten Kone höher als vor der Corona-Krise.

Frage nach dem Hauptsitz von Elevator

Grundsätzlich wünsche sich die RAG-Stiftung die Stadt Essen als Firmensitz für den neuen Aufzugkonzern, sagt Rupp bei der Bilanzpressekonferenz auf Nachfrage. Essen müsse allerdings auch „das entsprechende Angebot“ für einen solchen Hauptsitz haben.

Zur Höhe des Investments und des damit verbundenen Anteils am Aufzugkonzern äußert sich die RAG-Stiftung nicht. Es gebe aktuell Vertraulichkeitsvereinbarungen dazu. Offen lässt die Stiftung auch, ob sie einen Aufsichtsratssitz anstrebt. Klar sei aber, dass sie an entscheidender Stelle mitreden werde, betont Rupp.

Zukauf von weiteren Thyssenkrupp-Firmen?

RAG-Stiftungschef Tönjes hält auch den Einstieg bei weiteren Thyssenkrupp-Firmen für möglich. Wenn „margenstarke und zukunftsorientierte Teile auf den Markt kämen“, würde sich die Stiftung jeden einzelnen Fall anschauen, „wie wir es bei Elevator auch gemacht haben“, so Tönjes. „Wir sind natürlich immer interessiert, wenn es Geschäfte zu machen gilt.“

Das Gesamtvermögen der RAG-Stiftung, die unter anderem Mehrheitsaktionärin des Essener Chemiekonzerns Evonik ist, lag zum Jahresende 2019 bei 18,7 Milliarden Euro. „Wir müssen unser Vermögen auch künftig renditeorientiert anlegen“, hebt Stiftungschef Tönjes im Geschäftsbericht hervor. Dafür habe die Stiftung ein kleines Team von Experten im Haus.

Die wichtigste Aufgabe der RAG-Stiftung, die ihren Sitz auf dem Welterbe-Areal Zollverein hat, ist die Finanzierung der sogenannten Ewigkeitskosten nach dem Ausstieg aus dem Steinkohlenbergbau. „Wir sind mit 291 Millionen Euro leicht unter den erwarteten Kosten für die Ewigkeitsaufgaben von 300 Millionen Euro geblieben“, berichtet Tönjes. Im vergangenen Jahr habe die Stiftung einmal mehr ein „Rekordergebnis“ von 474 Millionen Euro erreicht – nach 454 Millionen Euro im Vorjahr.