Essen. Alarmierende Umfrage der IG Metall: Betriebe bilden wegen Corona-Pandemie weniger aus und übernehmen Azubis seltener. Neue Prämie gibt Hoffnung.

Die größte deutsche Gewerkschaft befürchtet eine verlorene Nachwuchs-Generation durch die Corona-Pandemie. Denn aus der jüngsten Umfrage der IG Metall geht hervor, dass aktuell deutlich mehr Unternehmen an der Ausbildung sparen als noch April und Mai, obwohl seinerzeit die meisten Metallbetriebe bereits Kurzarbeit fahren ließen. So gaben elf Prozent der Betriebe im Juni und Juli an, weniger ausbilden zu wollen, in der April/Mai-Umfrage meinten das nur 7,2 Prozent.

Noch schlechter steht es um die aktuellen Azubis in der Metall- und Elektroindustrie: Die Zahl der Betriebe, die angeben, Probleme damit zu haben, ihre Auszubildenden nach der Lehre zu übernehmen, hat sich im Sommer mehr als verdoppelt – von 7,4 auf 15,6 Prozent.

IG Metall warnt vor „nachhaltigem Schaden“

„Die Ausbildung in Deutschland droht wegen der Corona-Pandemie nachhaltigen Schaden zu nehmen“, heißt es aus der IG-Metall-Zentrale in Frankfurt. Man müsse jetzt „alles dransetzen, eine Corona-Generation zu verhindern und dafür sorgen, dass die jungen Menschen eine sichere Bahn in die Zukunft haben“, sagte Christiane Benner, Vizechefin der Gewerkschaft, der Stuttgarter Zeitung. „Unsere guten Ausbildungsstrukturen dürfen in der Krise nicht kaputtgehen.“

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Bereits die Umfrage aus April/Mai hatte Arbeitgebern wie Gewerkschaften große Sorgen bereitet. Zumal die Bundesagentur für Arbeit (BA) ebenfalls beobachtete, dass die Betriebe bei der Einstellung neuer Auszubildender zurückhaltender seien als in den Vorjahren. Hoffnung auf einen erfolgreichen Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt geben allerdings die neuen Prämien für Unternehmen, die mindestens so viele Lehrlinge einstellen wie in den Vorjahren oder welche aus insolventen Betrieben übernehmen.

Lehrstellenlücke in NRW wird kleiner

In NRW waren im Juni noch 45.436 Lehrstellen unbesetzt, bei 50.067 noch suchenden Bewerberinnen und Bewerbern. Die Lücke zum Vorjahr hat sich bereits deutlich verkleinert, der Ausbildungsmarkt wieder Fahrt aufgenommen, wie Torsten Withake, BA-Chef in NRW, betonte. Allein im Juni wurden in NRW fast 4000 Lehrstellen neu gemeldet. In dieser Woche kommen die Juli-Zahlen. Einige Betriebe, etwa im Handwerk, beklagen derzeit eher, dass sich zu wenige Jugendliche bewerben.

Der IG Metall bereitet aber nach wie vor vor allem die Übernahme der vor ihrem Abschluss stehenden Auszubildenden und der dual Studierenden Sorgen. „Zukunft sichern heißt vor allem auch, dass wir uns um die Fachkräfte der Zukunft kümmern und sie in der jetzigen Situation nicht hängen lassen“, sagte Knut Giesler, NRW-Chef der IG Metall. Zuletzt hatte auch Arbeitgeberpräsidenten Ingo Kramer an alle Betriebe appelliert: „Bildet weiter kräftig aus.“