Essen. Widersprüchliche Nachrichten über Mietverhandlungen bei Karstadt Kaufhof stürzen Mitarbeiter in ein Wechselbad der Gefühle.
Die Mitarbeiter von Galeria Karstadt Kaufhof geben nicht auf. Ob in Essen, Dortmund, Düsseldorf oder anderswo – mit Protestaktionen an den 56 Standorten, die auf der Schließungsliste stehen, wollen sie bis zur letzten Minute gegen das Aus ihrer Warenhäuser kämpfen.
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Dabei gehen die Beschäftigten jeden Tag aufs Neue durch ein Wechselbad der Gefühle. Zunächst teilt Galeria-Chef Miguel Müllenbach in einem Brief mit, dass sechs Filialen, darunter eine in Dortmund, nun doch weitermachen können. Am Wochenende lässt sich Frank Kebekus, Sachwalter im Insolvenzverfahren, vom „Spiegel“ sogar mit der Botschaft zitieren, dass vielleicht doch „weniger als 50 Warenhäuser“ geschlossen werden könnten, weil man noch mit den Vermietern verhandele.
Am Montag dann die Ernüchterung. Die Gewerkschaft Verdi zeigt sich empört, dass Galeria und Sanierer Kebekus nach ihren Informationen Mietverhandlungen abgebrochen hätten, obwohl man auf einem guten Weg gewesen sei. „Wenn ein Vermieter auf einen nicht unwesentlichen Anteil seiner Mieteinnahmen verzichtet, um Galeria Karstadt Kaufhof eine Perspektive zu geben, müssen in Verhandlungen und Gesprächen durch die Geschäftsführung und den Insolvenzverwalter alle Hebel in Gang gesetzt werden, um diese Warenhäuser zu retten“, fordert Bundesfachgruppenleiter Orhan Akman.
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Unternehmen, Gewerkschaft, aber auch die Politik haben inzwischen die Miethöhe, die Galeria zahlen muss, zur Existenzfrage hochgestuft. Dass die Verhandlungen abgebrochen seien, kann zumindest ein Vermieter nicht bestätigen: Deutschlands größter Einkaufscenter-Betreiber ECE. „Die Gespräche und Verhandlungen mit Galeria Kaufhof Karstadt dauern unverändert an“, sagte NRW-Chef Alexander Crüsemann unserer Redaktion. Karstadt ist Mieter in den ECE-Häusern Rhein-Ruhr-Zentrum und Limbecker Platz. In Mülheim soll das Warenhaus bleiben, in Essen dagegen nicht. Duisburg soll Karstadt und Kaufhof behalten, in Dortmund soll zumindest Karstadt überleben. Auch Gelsenkirchen, Bochum und Oberhausen bleiben unangetastet.
„Nach wie vor legen die Verantwortlichen nicht offen, nach welchen Kriterien sie über die Schließung von Filialen entscheiden. Zudem verweigern sie bisher jegliche Transparenz über den Stand der Verhandlungen mit den Vermietern“, schimpft Verdi-Mann Orhan Akman. Vor allem die Mitarbeiter bleiben im Ungewissen. Dabei sollen sich all jene aus den Schließungs-Filialen schon in diesen Tagen entscheiden, ob sie in eine Transfergesellschaft wechseln. Wegen der unsicheren Lage will Verdi Vorkehrungen treffen und über ein tarifvertragliches Rückkehrrecht der betroffenen Beschäftigten verhandeln – für den Fall, dass die Liste mit den zu schließenden Filialen doch noch schrumpfen sollte.