Essen. Angesichts der geplanten Filialschließungen bei Karstadt Sports schlägt Verdi Alarm. Den Beschäftigten drohe ein jäher Absturz.
Angesichts der Pläne für Filialschließungen bei Karstadt Sports zeigt sich die Gewerkschaft Verdi tief besorgt um die betroffenen Beschäftigten. Derzeit sei die finanzielle Ausstattung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) noch nicht gesichert, sagte Verdi-Einzelhandelsexperte Orhan Akman. Von bundesweit 31 Filialen des Unternehmens sollen laut Verdi den aktuellen Plänen zufolge bis zu 20 Standorte schließen. Davon betroffen seien mindestens 700 von bundesweit 1200 Beschäftigten. In NRW geht es um Standorte in Essen, Dortmund, Düsseldorf und Köln.
Akman forderte den österreichischen Unternehmer René Benko, der Gesellschafter von Karstadt Sports ist, und den Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz zum Handeln auf. Diese sollten „umgehend Geld in die Hand nehmen“, um die Transfergesellschaft finanziell auszustatten. Jetzt seien „Insolvenzverwalter und Eigentümer in der Pflicht“. Es dürften nicht nur die Interessenten der Kapitalgeber und anderer Gläubiger bedient werden. Menschen, die „jahrzehntelang tagtäglich gute Arbeit geleistet haben und deren Existenz jetzt in akute Gefahr“ gerate, drohe „der Sturz ins Bodenlose“, sagte Akman.
Ringen um Warenhäuser von Karstadt und Kaufhof
In Verhandlungen über die finanzielle Ausstattung der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) sei „ein Durchbruch noch nicht in Sicht“, erklärte Verdi. Für eine BQG „im erforderlichen Umfang“ sind nach Einschätzung von Verdi in einem Zeitraum von zwölf Monaten 7,4 Millionen Euro erforderlich. Für die Warenhäuser gibt es nach Angaben der Gewerkschaft lediglich eine Finanzierung der Transfergesellschaft für sechs Monate. Für die Beschäftigten von Karstadt Sports sei derzeit nicht einmal eine solche Perspektive absehbar. Das mache ihn „traurig und wütend“, sagte Akman im Gespräch mit unserer Redaktion. Den Beschäftigten drohe der direkte Fall in die Arbeitslosigkeit. Die Kosten würden dabei der öffentlichen Hand aufgebürdet. In Berlin demonstrierten am Freitag (10. Juli) Mitarbeiter von Karstadt Sports für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.
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Auch das Ringen um die Warenhausstandorte des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) geht weiter. „Wir reden noch mit einigen Vermietern, und ich hoffe, dass wir am Ende weniger als 50 Standorte schließen müssen“, zitiert der „Spiegel“ den Sachwalter des Handelsunternehmens, Frank Kebekus. Die bislang bekannt gewordenen Pläne sehen die Schließung von 56 Kaufhäusern vor. Ursprünglich sollte der Betrieb in 62 Filialen von Karstadt und Kaufhof eingestellt werden. In Konzernkreisen wird allerdings vor übertriebenem Optimismus gewarnt. Es gebe noch keine Entscheidungen, hieß es. „Ich gehe davon aus, dass wir noch die eine oder andere Filiale retten“, sagte Verdi-Experte Akman mit Blick auf die Warenhäuser von Karstadt und Kaufhof.
Großstadt Essen künftig ohne Warenhaus?
Nach einem Gespräch bei NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach teilte die Stadt Essen am Donnerstag mit, es vergehe kein Tag, an dem Oberbürgermeister Thomas Kufen nicht Gespräche zu Karstadt führe, unter anderem mit dem Management, den Immobilieneigentümern der Standorte in Essen sowie auch mit Mitarbeitervertretern: „Noch laufen Verhandlungen zu den Standorten.“
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In Essen sollen nach derzeitigem Stand die Warenhäuser von Karstadt und Kaufhof sowie die Filiale von Karstadt Sports schließen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Großstadt wie Essen künftig ohne Warenhaus ist“, gab Orhan Akman zu bedenken. Fragezeichen gibt es auch zum Verbleib der Konzernzentrale in Essen, in der rund 1300 Mitarbeiter beschäftigt sind.