Dortmund. Angesichts der geplanten Warenhaus-Schließungen greift Dortmunds Oberbürgermeister Sierau den Konzerneigentümer Benko scharf an.
In Dortmund sollen gleich drei Filialen des Warenhauskonzerns Galeria geschlossen werden: die Häuser von Karstadt, Kaufhof und Karstadt Sports. Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) zeigt sich enttäuscht und greift den Konzerneigentümer René Benko mit scharfen Worten an. „Wir lassen uns nicht erpressen“, sagt Sierau. Hier lesen Sie das Interview im Wortlaut:
Herr Sierau, lassen sich in Dortmund Warenhäuser nicht mehr wirtschaftlich betreiben?
Sierau: Bislang habe ich vom Management keine plausible Begründung dazu gehört, warum sich das Warenhausgeschäft in Dortmund künftig nicht rechnen soll. Sicherlich leidet auch unsere City unter den Folgen der Coronakrise, wie alle anderen Innenstädte in Deutschland auch. Aber bei Dortmund handelt es sich um eine A-Lage mit hoher Kundenfrequenz und großem Einzugsgebiet. Einen solchen Standort kurzerhand aufzugeben, erscheint mir nachgerade absurd. Ich befürchte, mit einer solchen Strategie droht dem Unternehmen ein Tod auf Raten.
Hat sich die Stadt Dortmund zu wenig um Karstadt und Kaufhof gekümmert?
Sierau: Karstadt und Kaufhof sind Teil einer blühenden Innenstadt. Wir haben beispielsweise in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass Ansiedlungen auf der grünen Wiese der City nicht das Wasser
abgraben. Umso enttäuschender ist es, wenn sich Karstadt und Kaufhof nun ohne Angabe von Gründen aus dem Staub machen wollen. Auch die Art und Weise, wie der Abschied angekündigt worden ist, finde ich unsäglich.
Gab es Hinweise darauf, dass der Konzern alle drei Standorte in Dortmund schließen will?
Sierau: Nein, nicht im Ansatz. In der Vergangenheit wurde zuweilen spekuliert, es könnte eine der drei Filialen treffen. Alle drei Standorte aufzugeben, halte ich für verantwortungslos. Wir sind ja auch nicht die einzige Stadt, die der Kahlschlag trifft. Essen, Düsseldorf oder Köln trifft es ebenso hart. Ich finde, Konzerneigentümer René Benko gibt hier eine erschreckende Figur ab.
Lassen sich die Schließungen noch verhindern?
Sierau: Da wage ich keine Prognose. Wichtig wäre ja zunächst einmal, die Gründe des Unternehmens zu kennen. Bislang fehlt jegliche Transparenz.
Als Karstadt-Kaufhof Ende März Staatshilfe beantragte, betonte der Konzern noch, man wolle auch künftig „einen entscheidenden Beitrag für den Fortbestand lebendiger Innenstädte in Deutschland“ leisten. Aber der Antrag auf Staatshilfe blieb ohne Erfolg.
Sierau: Es liegt der Schluss nahe, dass nun Druck auf die Politik ausgeübt werden soll. Für die Stadt
Dortmund sage ich: Wir lassen uns nicht erpressen.
Stimmen sich die Städte, die von Schließungen betroffen sind, untereinander ab?
Sierau: Wir stehen in engem Austausch und schauen, dass wir retten, was noch zu retten ist. Ich gehe davon aus, dass sich auch Ministerpräsident Laschet mit dem Thema befassen wird. Aus dem Arbeitnehmerlager hören wir, dass es noch Gespräche zu den einzelnen Standorten gibt. Dabei spielt sicher eine Rolle, ob die Vermieter zu Zugeständnissen bereit sind. Karstadt hat ja schon in der Vergangenheit angekündigte Standortschließungen wieder rückgängig gemacht.