Dortmund. Karstadt/Kaufhof schließt in Dortmund beide Filialen. Kunden reagieren geschockt – und sind in Sorge um die Zukunft der Innenstadt.

Bis zum frühen Nachmittag scheint alles ganz alltäglich vor den Toren von Galeria Kaufhof am Westenhellweg in Dortmund. Das Kaufhaus liegt mitten in der Innenstadt, Kunden kommen und gehen, es herrscht ein reges Treiben. Einzig die an der Scheibe aufgeklebten Zettel fallen aus dem Rahmen. „Wegen einer Mitarbeiter-Info-Veranstaltung ist unser Haus geschlossen. Wir bitten um ihr Verständnis“, heißt es dort in roten Lettern. Es ist diese Betriebsversammlung, in der die Mitarbeiter der beiden Karstadt- und Kaufhof-Filialen in der Dortmund Innenstadt erfahren sollen, dass ihre Standorte geschlossen werden. Insgesamt schließt der Warenhauskonzern 18 Filialen in NRW, mehrere davon im Ruhrgebiet. Neben den beiden Dortmunder Häusern trifft es unter anderem Karstadt und Kaufhof in Essen sowie Kaufhof in Witten.

Ab 13.30 Uhr erscheinen Security-Mitarbeiter vor dem Dortmunder Kaufhof. „Sie dürfen höchsten noch ganz kurz rein, um 14 Uhr schließen wir“, erklären muskulöse Männer in schwarzen T-Shirts den verdutzten Kunden. „Warum? Was ist los?“, wollen viele Passanten wissen. Die Security zuckt mit den Schultern, sie wisse selbst nichts Genaues. Kurz vor der Versammlung ist eine sichtliche angespannte Mitarbeiterin zum Rauchen nach draußen gekommen. „Keiner sagt uns, was passiert“, sagt sie wütend – und mit Blick auf die Konzernleitung: „So macht man ein Familienunternehmen kaputt.“

Karstadt schließt alle vier Häuser in Essen und DortmundDabei kann es so schlecht – das ist zumindest der Eindruck am heutigen Tag – in dieser Kaufhof-Filiale gar nicht laufen. Alle paar Sekunden müssen die Sicherheitsleute Passanten davon abhalten, den Laden zu betreten. Selbst nach 14 Uhr, als die Türen des Warenhauses schon verriegelt sind, rüttelt noch mindestens alle zwei Minuten ein Kunde mit verständnislosem Blick am Türgriff.

„Wenn Karstadt und Kaufhof zumachen, dann ist die Stadt tot“

Geschlossene Pforten bei Kaufhof in Dortmund, verwirrte und enttäuschte Kunden: Es ist ein Sinnbild für die Zukunft der Warenhauskette in der Westfalenmetropole. Dass sowohl Karstadt als auch Kaufhof schließen, mag ein älterer Herr gar nicht glauben: „Doch nicht beide Häuser in Dortmund“, sagt er geschockt. Eine ältere Dame findet: „Wenn Karstadt und Kaufhof zumachen, dann ist die Stadt tot.“

Karstadt schließt 62 Filialen, Tausende Stellen fallen wegUm die Zukunft der Innenstadt sorgen sich viele Passanten. Karstadt und Kaufhof liegen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt direkt im Herzen der Dortmunder City, die beiden großen Warenhäuser prägen die Haupteinkaufsstraße Westenhellweg. „Ich finde das sehr schade. Man will ja nicht immer nur online einkaufen“, sagt Lena Vaysband, die gerade noch ihre Erledigungen bei Kaufhof machen konnte.

„Für die Mitarbeiter ist das ein Drama“

„Das führt doch nur dazu, dass Online-Händler wie Amazon noch weiter gestärkt werden“, findet auch ein älterer Mann, der mit leeren Händen nach Hause muss. Aber vor allem: „Für die Mitarbeiter ist das ein Drama.“ Brigitte Schmidt, die es ebenfalls nicht mehr rechtzeitig in das Warenhaus geschafft hat, ist perplex: „Wenn Karstadt und Kaufhof schließen, weiß ich gar nicht mehr, wo ich zum Einkaufen hin soll. Es gibt nichts mit einem vergleichbaren Sortiment.“

Karstadt schließt 62 Filialen – Tausende Jobs fallen wegVor allem die jüngere Generation reagiert dagegen verhaltener. „Das ist natürlich schade“, sagt Kathrin Löbel, die im Kaufhaus „nur kurz etwas umtauschen wollte“. Sie persönlich kaufe aber generell nicht so oft bei Kaufhof ein. Das gleiche gilt für einen jungen Mann der in der Nähe des Warenhauses Eis verkauft: „Wenn es zu ist, ist es zu“, sagt er. „Dann kaufen die Leute woanders ein.“