Essen. Die RAG-Stiftung, die bei der Thyssenkrupp-Aufzugsparte einsteigt, könnte beim Chemiekonzern Evonik den Status als Mehrheitsaktionärin verlieren.

Die RAG-Stiftung könnte beim Essener Chemiekonzern Evonik ihren Status als Mehrheitsaktionärin verlieren. Durch die Ausgabe von Anleihen ist es möglich, dass die Stiftung in absehbarer Zeit unter die Marke von 50 Prozent rutscht. Die Stiftung, die für die Finanzierung der sogenannten Ewigkeitskosten nach dem Ende der Steinkohlenförderung in Deutschland zuständig ist, bliebe aber der mit Abstand größte Einzelaktionär bei Evonik.

Derzeit hält die RAG-Stiftung eigenen Angaben zufolge 58,9 Prozent der Evonik-Aktien. Im Jahr 2018 waren es noch fast 70 Prozent. Es ist absehbar, dass die Beteiligung weiter sinken wird. Denn die Stiftung hat mehrere Anleihen auf den Markt gebracht, die von den Käufern in Evonik-Aktien umgetauscht werden können. Sollten die Anleihen in den kommenden Jahren vollständig umgetauscht werden, würde die Stiftung zehn Prozent der Evonik-Anteile abgeben – und damit die Mehrheit verlieren.

RAG-Stiftung will „signifikanter Anteilseigner von Evonik“ bleiben

RAG-Stiftungschef Bernd Tönjes betont, es sei klar, dass die Stiftung „ein signifikanter Anteilseigner von Evonik“ bleiben wolle. Tönjes ist auch Aufsichtsratschef des Essener Chemiekonzerns, der mehr als 36.000 Mitarbeiter beschäftigt.

RAG-Stiftungschef Bernd Tönjes ist auch Aufsichtsratsvorsitzender des Chemiekonzerns Evonik.
RAG-Stiftungschef Bernd Tönjes ist auch Aufsichtsratsvorsitzender des Chemiekonzerns Evonik. © FUNKE Foto Services | Sebastian Konopka

„Wir sind von der Stärke und der strategischen Ausrichtung der Evonik überzeugt“, ließ sich der Finanzchef der Stiftung, Jürgen-Johann Rupp, in dieser Woche in einer Mitteilung im Zusammenhang mit der Platzierung der Umtauschanleihe zitieren.

Einstieg bei der Thyssenkrupp-Aufzugsparte

Anfang des Jahres hatte die RAG-Stiftung bereits für rund 632 Millionen Euro Evonik-Aktien verkauft. Dies entsprach einem Anteil von rund 5,4 Prozent. Zur Strategie der RAG-Stiftung gehört, das Geld breit gestreut anzulegen. So ist die Stiftung auch am Gelsenkirchener Wohnungsunternehmen Vivawest sowie an zahlreichen Unternehmen aus dem Mittelstand beteiligt. Evonik liefert allerdings derzeit noch die Hälfte der Erträge der Stiftung.

Die RAG-Stiftung gehört auch zu einem Konsortium um die Finanzinvestoren Advent und Cinven, das die Thyssenkrupp-Aufzugsparte für mehr als 17 Milliarden Euro übernehmen will. Thyssenkrupp Elevator gilt als das Tafelsilber des angeschlagenen Essener Traditionskonzerns. Zum Thyssenkrupp-Aufzuggeschäft gehören mehr als 50.000 Mitarbeiter weltweit. Stiftungschef Tönjes hält auch den Einstieg bei weiteren Thyssenkrupp-Firmen für möglich. Wenn „margenstarke und zukunftsorientierte Teile auf den Markt kämen“, würde sich die Stiftung jeden einzelnen Fall anschauen, sagte er unlängst.