Essen. Verdi will verhindern, dass Mitarbeiter von Karstadt Kaufhof auf noch mehr Lohn verzichten. Sanierer planen wohl Aussetzen der Tariferhöhungen.

Am 5. Juni wollen die Insolvenzexperten Frank Kebekus und Arndt Geiwitz zur ersten Verhandlungsrunde mit Verdi über die Sanierung der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof zusammentreffen. Das erfuhr unsere Redaktion aus Gewerkschaftskreisen. Die Gespräche stehen unter einem erheblichen Zeitdruck. Im Rahmen des Schutzschirmverfahrens müssen Kebekus und Geiwitz dem Amtsgericht Essen bis Ende Juni ein tragfähiges Sanierungskonzept für das angeschlagene Essener Unternehmen präsentieren.

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Bei den Verhandlungen mit Verdi wird es nicht nur um die von den Sanierern angekündigte Schließung von rund einem Drittel der 172 Filialen gehen. Nach Informationen unserer Redaktion wollen Geiwitz und Kebekus den in diesem Zusammenhang notwendigen Stellenabbau über Sozialpläne und Interessenausgleich regeln. Den Interessenausgleich könnten die Sanierer mit dem Gesamtbetriebsrat aushandeln, die Sozialpläne mit den lokalen Betriebsräten der zu schließenden Warenhäuser. Dieser Weg stößt auf Bedenken bei Verdi. Die Gewerkschaft plädiert für den Abschluss eines Tarifvertrags.

Bei den Verhandlungen wird es aber auch um die Zukunft der Mitarbeiter gehen, die im Konzern verbleiben. Geiwitz will in den fortzuführenden Warenhäusern dem Vernehmen nach zehn Prozent der Stellen streichen und Gehaltserhöhungen für die verbleibenden Beschäftigten bis 2022 aussetzen. Entgeltsteigerungen will er danach, so heißt es, an wirtschaftliche Kennzahlen von Galeria Karstadt Kaufhof knüpfen.

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Das würde für die Mitarbeiter weitere erhebliche Einbußen bedeuten. Denn laut dem Tarifvertrag, der im vergangenen Herbst geschlossen wurde, müssen die ehemaligen Kaufhof-Beschäftigten bereits befristet auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichten, um auf das Karstadt-Niveau zu kommen. Dafür wollte Galeria bis zum Jahr 2025 schrittweise in den Flächentarifvertrag zurückkehren. Geiwitz plant nun aber, bestimmte Berufsgruppen aus der Tarifbindung auszugliedern, um zusätzlich Lohnkosten zu sparen.

In einem Positionspapier, das die Bundestarifkommission am Dienstag in Essen verabschiedet hat, kündigt Verdi Widerstand an: „Weiteren Eingriffen in die bestehenden Löhne und Gehälter der Beschäftigten stellen wir uns entschieden entgegen“, heiß es darin. Und: „Eine Abkopplung der Löhne und Gehälter der Beschäftigten von den Flächentarifverträgen des Einzelhandels lehnen wir ab.“