Essen. Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof strebt Staatshilfen an. Für den Einzelhandel sei die Corona-Krise eine „existenzielle Bedrohung“.
Angesichts von Gesprächen über mögliche Staatshilfen für den Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof verweist das Management auf die große Bedeutung des Unternehmens für Deutschlands Innenstädte. „Die Corona-Krise und die damit verbundenen behördlichen Schließungen sind für den Einzelhandel in Deutschland eine existenzielle Bedrohung“, heißt es in einem internen Schreiben des Konzerns, das unserer Redaktion vorliegt. „Auch für unser Unternehmen und die damit verbundenen etwa 28.000 Arbeitsplätze bedeutet Covid-19 eine sehr, sehr große Herausforderung.“
Jede Woche verliere das Unternehmen mehr als 80 Millionen Euro Umsatz, während wesentliche Kosten weiterlaufen. „Deshalb mussten wir einen harten, aber erfolgversprechenden Sparkurs einschlagen, der unsere Sachkosten und Personalkosten erheblich reduziert. Für weite Teile unserer Belegschaft mussten wir bereits Kurzarbeit beantragen“, heißt es in dem Schreiben. „Wir wissen, dass dies für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schmerzhafte finanzielle Einschnitte bedeutet, die wir sehr bedauern.“
Verhandlungen mit Banken im Zusammenhang mit Staatshilfen
Die Sanierung der Warenhäuser von Karstadt und Kaufhof sei vor dieser Krise „auf einem sehr guten Weg“ gewesen, betont das Management. „Unser Unternehmen war de facto schuldenfrei, die eingeleiteten Maßnahmen zeigten Wirkung.“ Für das laufende Geschäftsjahr hatte der Warenhauskonzern demnach mit einem Betriebsergebnis von mehr als 100 Millionen Euro gerechnet. Mit der Corona-Krise hat sich die Situation grundlegend verändert. „Nun tun wir alles dafür, dass wir diesen Weg sehr bald weitergehen können“, heißt es in dem Schreiben.
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Die Hoffnungen des Warenhauskonzerns, der aus Essen geführt wird, ruhen unter anderem auf Staatshilfen. Derzeit gebe es unter anderem Gespräche mit Banken, „um die umfangreichen Voraussetzungen für die Inanspruchnahme staatlicher Hilfsgelder“ zu schaffen. An dieser Stelle hakt es dem Vernehmen nach noch, da das Unternehmen einen gewissen finanziellen Anteil durch eigene Banken aufbringen muss, um staatliche Hilfen zu erlangen. „Dieser Prozess ist derzeit jedoch noch sehr bürokratisch und aufwändig. Er kostet wertvolle Zeit“, heißt es in dem Schreiben.
Karstadt-Kaufhof spricht von „noch nie dagewesener Situation“
Eigner von Galeria Karstadt Kaufhof ist die von René Benko geführte österreichische Signa-Gruppe. „Unser Gesellschafter hat selbstverständlich bereits, wie schon in der Vergangenheit, signifikante finanzielle Unterstützung zugesagt und auch schon bereitgestellt“, betont das Management des Warenhauskonzerns. „Zudem haben wir erfahrene Restrukturierungsexperten an Bord geholt, um in dieser noch nie dagewesenen Situation die richtigen Maßnahmen zu treffen.“ Das Ziel sei, auch in Zukunft „einen entscheidenden Beitrag für den Fortbestand lebendiger Innenstädte in Deutschland“ zu leisten. „Dabei geht es uns natürlich vor allem um unsere mehr als 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch um Zehntausende Arbeitsplätze bei unseren langjährigen Lieferanten, Dienstleistern und Partnern.“
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Vor wenigen Tagen hatte sich bereits der Galeria-Betriebsrat mit einem Hilferuf an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Fraktionen des Deutschen Bundestages gewandt. „Das Geschäftsmodell unserer Warenhäuser ist darauf ausgelegt und zwingend angewiesen, täglich Einnahmen zu erzielen, um Löhne, Steuern, Abgaben und fällige Lieferanten- und Versorger-Rechnungen zahlen zu können“, schrieb Gesamtbetriebsratschef Jürgen Ettl. Die Geschäftsschließungen seien zwar eine „nachvollziehbar richtige Maßnahme zum Gesundheitsschutz der Gesellschaft“ so Ettl, gleichzeitig sehe er „den Fortbestand aller stationären Händler in Deutschland“ und damit 3,1 Millionen Arbeitsplätze gefährdet.