Essen. Bis 2038 sollen in NRW alle Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Eine Übersicht zeigt die Standorte und Details zur Stilllegung der Braunkohle-Blöcke.
Nach zähem Ringen haben sich Bund und Länder auf einen Kompromiss zum Kohleausstieg geeinigt. Für die Braunkohlekraftwerke kursiert bereits ein so genannter Stilllegungspfad auf Twitter. Demnach sollen die veralteten Blöcke im Braunkohlekraftwerk in Weisweiler als erstes vom Netz genommen werden. Geplanter Ausstieg ist zum 31. Dezember 2021. Das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 hingegen wird in Betrieb genommen. Nur so könne eine Versorgungssicherheit hergestellt werden, heißt es. Umweltschützer und Klimaaktivisten haben bereits massive Proteste angekündigt.
Für die Steinkohle-Kraftwerke in NRW ist ein Zeitplan zur Abschaltung jedoch noch auszuhandeln, sagen Sprecher der betreffenden Energie-Unternehmen. Es geht um Milliarden-Entschädigungen für die Strom-Konzerne. Die Bundesregierung droht mit der Zwangsabschaltung erster Steinkohlekraftwerke ab dem Jahr 2024. Der parlamentarische Weg zur endgültigen Entscheidung zum Kohleausstieg wird nach Einschätzung von Beobachtern voraussichtlich noch bis zum Sommer 2020 dauern.
Kohle-Kraftwerke in NRW in der Übersicht
Kohle-Ausstieg: Um wieviele Kraftwerks-Blöcke geht es bei der Braunkohleverstromung?
Der beim Kohle-Ausstieg ausgehandelte „Stilllegungspfad“ für die Braunkohle zählt bundesweit insgesamt 29 Kraftwerks-Blöcke (und eine Brikett-Fabrik im Rheinland). Mit Blick auf die Kraftwerke geht es in NRW um insgesamt 15 Kraftwerksblöcke, die noch in Betrieb sind und die alle im Rheinland liegen. Das geht aus einer Übersicht des Bundes-Wirtschaftsministeriums hervor. Bei einigen der Kraftwerke waren - Stand Ende Januar - Details zur Stilllegung noch auszuhandeln, teilte ein Sprechers des Energieversorgers RWE mit. Er betonte, die Liste sei „ein Entwurf, der konkretisiert und kodifiziert werden muss“. Das heißt: Es muss eine Eckpunktevereinbarung mit den Betreibern, dann ein Gesetz und einen Vertrag geben. „Damit ist die Liste noch nicht ‘amtlich’“, erklärte der Sprecher.
Welche Braunkohle-Kraftwerke sollen bis wann stillgelegt werden?
Für NRW geht es um insgesamt sieben Kraftwerksblöcke - fünf mit je 300 Megawatt Leistung und zwei mit je 600 Megawatt - auf der sogenannten „Nord-Süd-Bahn“ im Braunkohlerevier mit den Braunkohle-Kraftwerken Neurath/Frimmersdorf und Niederaußem. Sie zählen zu den ältesten noch betriebenen Anlagen und wurden zwischen 1959 und 1978 in Betrieb genommen.
Der Wirkungsgrad der fünf 300 Megawatt-Blöcke gilt als vergleichsweise gering und liegt laut RWE bei 31 bis 32 Prozent. Das heißt: „Von den eingesetzten 100 Prozent Braunkohle kommen am Ende nur 32 Prozent als Strom heraus“. Ein Grund: Braunkohle hat im Vergleich mit Steinkohle oder Gas einen geringeren Brennwert und im Prozess der Stromerzeugung „geht viel Energie verloren“.
Der erste Kraftwerksblock soll laut Entwurf bereits Ende 2020 stillgelegt werden, drei weitere Ende 2021 und die verbleibenden drei Blöcke dann Ende 2022. „Um welche Blöcke es genau geht. ist zum Teil noch nicht klar“, sagte ein RWE-Sprecher Ende Januar: „Wir sind aber sicher, dass das in Kürze entschieden wird“.
Stilllegung zwischen 2025 und Ende 2029:
Insgesamt fünf Kraftwerksblöcke sollen spätestens bis Ende 2029 stillgelegt werden. Es geht um Blöcke der Kraftwerke Weisweiler und Niederaußem. Sie wurden zwischen 1967 und 1975 in Betrieb genommen und liefern zwischen 300 und 600 Megawatt Strom.
Der Wirkungsgrad der 600-Megawatt-Blöcke liegt laut RWE zwischen 36 und 38 Prozent. „Je neuer eine Anlage, desto höher ist ihr Wirkungsgrad“, erklärt ein RWE-Sprecher. Die neuesten Anlagen, die noch für mehr mehr als 18 Jahre in Betrieb bleiben sollen, haben laut RWE deshalb auch den sogar weltweit besten Wirkungsgrad mit über 43 Prozent.
Stilllegung bis Ende des Jahres 2038:
Insgesamt geht es um drei Kraftwerksblöcke in NRW, im Kraftwerk Niederaußem Block K und im Kraftwerk Neurath die Blöcke F und G. Sie wurden 2002 und 2012 in Betrieb genommen und leisten jeweils 1000 Megawatt. Laut „Stilllegungspfad“ könnten die Blöcke aber auch bereits drei Jahre früher stillgelegt werden: Ob das möglich ist, soll bei den für 2026 und 2029 vorgesehenen „Revisionszeitpunkten“ geprüft werden, teilte das Bundeswirtschaftsministerium mit.