Düsseldorf. Edeka will knapp 100 Real-Märkte übernehmen. Das Kartellamt prüft den Deal. Verdi kündigt Protest gegen eine Zerschlagung an.

Die SB-Warenhauskette Real steht vor der Zerschlagung. Als erster Bieter meldete Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka am Dienstag sein Gebot für eine Reihe von Standorten beim Bundeskartellamt am. Nach Angaben von Präsident Andreas Mundt sind die Hamburger an einer „hohen zweistelligen Anzahl“ von Filialen interessiert. Insider sprechen von knapp 100. „Wir werden jetzt umfassende Ermittlungen für die betroffenen Absatz- und Beschaffungs-Märkte einleiten“, kündigte der Wettbewerbshüter an.

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Metro-Chef Olaf Koch will den Handelskonzern radikal umbauen.
Von Frank Meßing, Ulf Meinke, Andreas Tyrock

Anfang Oktober hatte das Kartellamt dem Düsseldorfer Handelskonzern Metro gestattet, die wirtschaftlich angeschlagene Kette Real an den Immobilien-Investor Redos zu verkaufen. Gemeinsam mit der Metro will der aber nur einen kleinen Teil der 277 Filialen unter dem Namen Real weiter betreiben. Die Rede ist von 50 bis 60. Einige Dutzend der Märkte soll den Planungen zufolge geschlossen werden. Rund 200 Filialen werden Wettbewerbern zum Kauf angeboten. Als erster Interessent legte jetzt Edeka ein Angebot vor. Auch die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, liebäugelt mit Real-Flächen.

Scharfe Kritik von Verdi

Die Gewerkschaft Verdi übte am Dienstag scharfe Kritik am Verkaufsverfahren. „In die Details des Verkaufsprozesses sind viele eingeweiht, Metro, Redos, weitere am Erwerb interessierte Unternehmen und das Bundeskartellamt“, erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Die 34.000 Real-Beschäftigten blieben im Ungewissen. Nutzenberger kündigte an, die Real-Tarifkommission werde alsbald zusammentreten und über das weitere Vorgehen beraten.

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Der Chef des Real-Gesamtbetriebsrats, Werner Klockhaus, hatte bereits eindringlich vor einem Stellenabbau gewarnt. Er hatte einen Vorratssozialplan gefordert: „Wenn Real zerstückelt wird, werden wir es nicht zulassen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen zum Nulltarif nach Hause geschickt werden.“ Proteste könnten „zu erheblichen Konsequenzen führen“.

In einem WAZ-Interview hatte Metro-Chef Olaf Koch die Real-Mitarbeiter vor wenigen Wochen in Schutz genommen. „Wir legen Wert darauf, dass die Mitarbeiter beim Verkauf übernommen werden – und zwar zu ihren aktuellen Vertragsbedingungen“, hatte Koch gesagt.