Herne/Emmerich. Weniger Belastungen für Autofahrer – so lautet das Ziel. Die Firma Heitkamp will Brücken radikal schneller bauen. Pilotprojekt an der A3 läuft.

Weniger Umleitungen, Straßensperrungen und Tempobeschränkungen – die Herner Traditionsfirma Heitkamp will den Bau von Brücken radikal beschleunigen. An der A3 bei Emmerich treibt Heitkamp gerade ein Pilotprojekt voran, das nach Einschätzung von Unternehmenschef Jörg Kranz Vorbildfunktion für die gesamte Branche haben kann. „Bei diesem Projekt reduzieren wir die Belastungen für Autofahrer erheblich“, sagt Kranz im Gespräch mit unserer Redaktion.

Lediglich an zwei Wochenenden werde der Verkehr eingeschränkt: Beim Abriss des alten Bauwerks und beim Einschub der neuen Brücke müsse die Autobahn gesperrt werden, berichtet Heitkamp-Chef Kranz. Die Brücke, die an der A3 von Oberhausen nach Arnheim kurz vor der niederländischen Grenze entstehen soll, werde damit deutlich schneller fertiggestellt als bisher üblich.

Ein Pilotprojekt der Firma Heitkamp an der A3 bei Emmerich könnte Vorbild für den schnelleren Bau von Brücken sein.
Ein Pilotprojekt der Firma Heitkamp an der A3 bei Emmerich könnte Vorbild für den schnelleren Bau von Brücken sein. © Heitkamp Unternehmensgruppe | Heitkamp Unternehmensgruppe

„Wir bauen in weniger als 80 Tagen eine komplette Brücke. Üblicherweise dauern vergleichbare Projekte 200 Tage“, erklärt Kranz. Ende September habe das Unternehmen auf der Baustelle begonnen. Schon im November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

„Projekt an der A3 ist richtungsweisend und bundesweit einzigartig“

„Das Projekt an der A3 ist richtungweisend und bundesweit einzigartig“, sagt Kranz. „Es handelt sich um ein ganz neues Bauverfahren.“ Dabei verzichtet Heitkamp an einigen Stellen auf den sonst eingesetzten Beton. Stattdessen errichtet das Unternehmen eine gitterartige Kunststoffkonstruktion, die das Bauwerk stabilisieren soll. „Das spart erheblich Zeit, da das Material nicht erhärten muss“, erläutert Kranz. Der Brückenüberbau werde beim Vorhaben in Emmerich auf einem benachbarten Parkplatz fast vollständig hergestellt. Mehrere Schwerlasttransporter sollen das Bauteil zur Baustelle bringen.

Die Kunststoffkonstruktion werde innerhalb von zehn Tagen gebaut. Bei Beton wären nach Darstellung von Kranz drei Monate erforderlich gewesen. Damit seien beim Projekt an der A3 auch die negativen Auswirkungen auf die Autofahrer begrenzt. „Bei konventionellen Brückenprojekten muss in aller Regel erheblich in den Verkehr eingegriffen werden“, gibt Kranz zu bedenken. Als Beispiele nennt er Umleitungen, Sperrungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen.

„In Deutschland wurden Brücken bislang vor allem mit Beton gebaut“

Vorbilder für das Brückenprojekt bei Emmerich gebe es in den Niederlanden. „In Deutschland wurden Brücken bislang vor allem mit Beton gebaut, nicht auf Kunststoff“, sagt Kranz. Die Haltbarkeit des neuen Bauwerks an der A3 soll in den kommenden Monaten von Sensoren überprüft werden. Die Technische Universität Dortmund, die Bundesanstalt für Straßenwesen sowie Ingenieurbüros begleiten das Vorhaben. Bauherr der Brücke ist die Bundesrepublik Deutschland. Der Landesbetrieb Straßen NRW setzt das Vorhaben um. Heitkamp setzt etwa 30 Mitarbeiter auf der Baustelle ein.

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Bei dem Pilotprojekt mit einem Finanzvolumen von rund drei Millionen Euro handele es sich bewusst um eine eher kleine Brücke, berichtet Kranz. „Aber auch größere Vorhaben sind technisch möglich.“ Das Verfahren eigne sich für etwa jede zweite Brücke in Deutschland, schätzt der Firmenchef.

Heitkamp-Geschäftsführer Jörg Kranz führt die Revierfirma mit rund 400 Beschäftigten.
Heitkamp-Geschäftsführer Jörg Kranz führt die Revierfirma mit rund 400 Beschäftigten. © FUNKE Foto Services | Lukas Schulze

Die Heitkamp Unternehmensgruppe aus Herne hat sich auf Vorhaben rund um Autobahnen, Flughäfen, Brücken und Industrieflächen spezialisiert. Der langjährige Heitkamp-Manager Jörg Kranz hat den Betrieb im Jahr 2012 gemeinsam mit der Dortmunder Familie Stricker übernommen, als sich die traditionsreiche Revierfirma in einer schwierigen Situation befand. Seit dem Neustart vor sieben Jahren habe sich die Zahl der Heitkamp-Mitarbeiter von 270 auf jetzt rund 400 erhöht, berichtet der Firmenchef, der mittlerweile als Mehrheitseigentümer die Geschäfte führt.

„Kompakt-Asphalt“ soll Straßenbau beschleunigen

Auch an anderer Stelle will Heitkamp Straßenbauprojekte beschleunigen – etwa durch den Einsatz eines „Kompakt-Asphalts“ bei der Sanierung der A57 in Höhe Alpen/Sonsbeck am Niederrhein. „Die Besonderheit ist, dass zwei Asphaltschichten in einem Arbeitsgang und nicht – wie sonst üblich nacheinander – aufgetragen werden“, erklärt Kranz. Dies soll zu schnelleren Arbeiten und einer längeren Haltbarkeit führen.

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Das größte Einzelprojekt von Heitkamp ist aktuell der Ausbau der A1 in Leverkusen im Zuge des Baus der neuen Rheinbrücke. Hier ist die Ruhrgebietsfirma mit einem 59 Millionen Euro schweren Auftrag beim achtspurigen Ausbau der Autobahn beteiligt.