Bochum. Die Insolvenz des britischen Reisekonzerns Thomas Cook betrifft auch einen großen Standort in Bochum. Mitarbeiter bangen um berufliche Existenz.

Die deutsche Thomas Cook ist in den Sog der Pleite des britischen Mutterkonzerns geraten. Das Unternehmen meldet nun auch Insolvenz an. In Bochum, wo sich mit der Gesellschaft für Reisevertriebssysteme (GfR) ein großer Standort von Thomas Cook befindet, sind die Nerven angespannt. Aber GfR-Geschäftsführer Wolfgang Friedenstein versichert am Mittwoch auf Anfrage unserer Redaktion: „Wir haben noch keine Insolvenz angemeldet.“ Die GfR befinde sich auf Investorensuche, sagt er.

Die GfR ist eigenen Angaben zufolge unter anderem Anlaufstelle für Kunden von über 80 Online-Reiseportalen sowie Betreuer für 200 Hotlines und Ansprechpartner für 10.000 Reisebüros. Neben dem Standort Bochum betreibt das Unternehmen Büros in Berlin mit rund 50 Mitarbeitern und Palma de Mallorca mit weiteren 80 Beschäftigten. „Insgesamt bewältigt die GfR rund fünf Millionen Kontakte per Telefon oder E-Mail pro Jahr“, berichtet das Unternehmen auf der eigenen Website.

Rückblick: Wer am Dienstag bei der GfR in Bochum anruft, wird mit einer automatischen Ansage begrüßt. Nach einem „herzlich Willkommen“ ist sogleich von einer „Notgeschäftsführung“ die Rede. „Jeglicher Verkauf von Reisen ist gestoppt“, heißt es weiter – und: „Wir loten derzeit letzte Optionen aus.“ Die Insolvenz des britischen Reisekonzerns Thomas Cook hat auch die deutschen Tochterfirmen, darunter die Bochumer GfR mit mehr als 500 Mitarbeitern, in eine schwierige Lage gebracht.

„Wir tun alles dafür, dass es weitergeht“

Was aus der GfR wird, ist unklar. „Wir tun alles dafür, dass es weitergeht“, sagt Bettina Desch, die Leiterin der Unternehmenskommunikation der Thomas Cook GmbH in Deutschland, am Dienstag auf Anfrage unserer Redaktion.

In einer am 24. September veröffentlichten Mitteilung des Unternehmens (externer Link) heißt es, die Thomas Cook GmbH habe am 23. September zwar „auf Notgeschäftsführung umgestellt, aber noch keinen Insolvenzantrag gestellt“. Die deutsche Geschäftsführung stehe „in intensiven Gesprächen mit möglichen Kapitalgebern und allen zuständigen Gremien auf Regierungsebene in Berlin und Wiesbaden, um eine Fortführung der Thomas Cook GmbH zu ermöglichen“.

Kundenliste mit Opodo, Expedia, Verivox und Check24

Wie groß das Bangen bei der GfR in Bochum ist, lassen Beiträge im Netzwerk Facebook erahnen. Es seien eben nicht nur Urlauber von der Insolvenz des britischen Reisekonzerns betroffen, sondern zahlreiche Mitarbeiter, die schlimmstenfalls ihre berufliche Existenz verlieren könnten, schreibt eine Beschäftigte aus dem Ruhrgebiet.

GfR-Geschäftsführer Wolfgang Friedenstein betont gegenüber unserer Redaktion: „Wir sind absolut zuversichtlich, dass es für die GfR weitergehen wird. Mit potenziellen Investoren sind wir bereits in Gesprächen.“

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Die Kundenliste der GfR ist lang. Auf der unternehmenseigenen Website nennt das Unternehmen unter anderem Opodo, Expedia, Neckermann-Reisen, Condor, Lufthansa Holidays, Verivox und Check24. „Alle Dienste für externe Kunden laufen weiter“, hebt GfR-Geschäftsführer Friedenstein hervor.

GfR betreibt Büros in Bochum, Berlin und Palma de Mallorca

Gegründet wurde die GfR in der Bochumer City vor rund zwanzig Jahren als Start-up im Wachstumsmarkt Online-Touristik. Mittlerweile dient das Unternehmen unter anderem Thomas Cook, Neckermann Reisen, Bucher Reisen und Öger Tours als Service-Center.

Seit 2017 verfügt die GfR über einen Standort im Berliner Stadtteil Wedding am Bahnhof Gesundbrunnen, wo bis zu 50 Mitarbeiter Platz haben. Im Mai 2018 ist ein Büro in Palma de Mallorca dazugekommen. Auf der Website der GfR sind für alle drei Standorte Stellen ausgeschrieben.