Helgoland. Gero Eling (22) arbeitet mitten im Meer. Er gehört zum Wartungsteam des Innogy-Windparks Nordsee Ost. Sturm und Kälte sind seine Begleiter.
Ob Gero Eling zu seinem Arbeitsplatz gelangen kann, entscheidet allein der Wetterbericht. Der 22-Jährige gehört zum Team des Essener Energiekonzerns Innogy, das die Windräder im Offshore-Windpark Nordsee Ost wartet. Die Anlage liegt mitten in der Nordsee – rund 30 Kilometer nördlich von Helgoland. Dort, auf Deutschlands einziger Hochseeinsel, ist Eling während seiner Dienstzeit stationiert. In Hafennähe hat Innogy auf Helgoland eine Betriebsstation gebaut und Apartments angemietet.
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„Wenn die Wellen höher sind als 2,50 Meter, können wir nicht auslaufen“, erzählt Gero Eling. Die Entscheidung, ob das Schiff mit den Servicemitarbeitern starten kann, trifft der Schichtleiter am Vorabend. Ist die See nicht allzu rau, schellt der Wecker für den jungen Mann um fünf Uhr in der Früh. Um 6.30 Uhr legt das Schiff in Richtung Windpark ab. Nach 90 Minuten Überfahrt können er und seine Kollegen die Werkzeuge auf der Plattform des Fundaments abladen.
„Man härtet auf die Dauer ab“
Der Arbeitstag mitten im Meer kann beginnen. Aus Sicherheitsgründen wird mindestens in Dreier-Teams gearbeitet. Nach fast zwei Jahren „im Außendienst“ hat sich Gero Eling an Sturm und hohe Wellen gewöhnt. „Der Beruf klingt für Außenstehende super aufregend, aber für mich ist es schon zum Alltag geworden“, erzählt der 22-Jährige zurückhaltend. „Man härtet auf die Dauer ab. Im Winter kann es aber auch mal sehr kalt werden“, so Eling. Jahreszeiten kennen die Windräder nicht. Sie müssen sich unentwegt drehen, um Strom zu produzieren. Eine Pause haben die „Spargel“ nur, wenn das Serviceteam von Innogy zur regelmäßigen Wartung anrückt.
In Cuxhaven hat Gero Eling beim Klettertraining unter Beweis gestellt, dass er in der Höhe arbeiten kann, schwindelfrei ist und im Notfall seinen Kollegen zur Hilfe kommen kann. „Ohne bestandenes Training und entsprechendes Zertifikat darf im Windpark nicht gearbeitet werden“, erzählt der Innogy-Mitarbeiter. Die bescheinigten Fähigkeiten kann er auch gebrauchen. Mit rund 160 Metern Höhe überragt ein Windrad sogar den Kölner Dom.
Eling und seine Kollegen müssen bis ganz nach oben, um in der Gondel, die so groß ist wie ein Einfamilienhaus, nach dem Rechten zu sehen. Ein Aufzug bringt die Männer nach oben. Zwei Minuten dauert die Fahrt. Die restlichen rund zehn Meter müssen sie dann noch über eine Alu-Leiter zurücklegen, um das Innere der Gondel zu erreichen. „Wir planen pro Turbine mehrere Tage im Jahr für die Wartung ein“, sagt Eling. Um die insgesamt 48 Turbinen kümmern sich rund 50 Servicetechniker, Ingenieure und nautisches Personal. Etwa 320.000 Haushalte sind rechnerisch darauf angewiesen, dass der Windpark zuverlässig Strom erzeugt.
Am Nachmittag endet der Arbeitstag für das Team. Die Männer klettern wieder hinab auf die Plattform des Fundaments und steigen ins Schiff, das sie zurück nach Helgoland bringt. Bis das Werkzeug für den nächsten Tag vorbereitet ist, hat auch schon der Abend begonnen. „Meist kochen wir gemeinsam im Apartmenthaus“, erzählt Eling. 14 Tage sind er und seine Kollegen auf Helgoland und im Windpark im Einsatz. Dann beginnt die ebenso lange Freizeitphase.
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Die Fähre bringt Gero Eling ans Festland. In Cuxhaven steigt der Innogy-Mitarbeiter in sein Auto, um nach Hause zu fahren. Er wohnt zwischen Dortmund und Münster. Mit dem Pendel-Rhythmus zwischen Nordsee und Heimat hat er sich inzwischen gut arrangiert. „Das war eine deutliche Umgewöhnung“, räumt Eling ein. „Aber jetzt sehe ich auch die Vorteile des Schichtsystems.“ Zwei Wochen durcharbeiten, zwei Wochen Freizeit – der Servicetechniker hat sich an den ungewöhnlichen Rhythmus gewöhnt. Auf Helgoland hat er viele interessante Leute kennengelernt. Der Mann ist zufrieden: „Die Arbeit macht mir eine Menge Spaß“, sagt er – trotz Sturm und Kälte.