Düsseldorf/Stuttgart. Im Ländervergleich der Hebesätze bei Grund- und Gewerbesteuern landet NRW meist ganz vorne. Unterschiede zwischen den Kommunen sind gewaltig.
Mieter, Eigentümer und Selbstständige müssen in Nordrhein-Westfalen weiterhin die höchsten durchschnittlichen Grund- und Gewerbesteuersätze bundesweit bezahlen. Das geht aus einer am Dienstag in Stuttgart veröffentlichen Analyse der Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) hervor. Die Prüfer hatten die Entwicklung der beiden Steuerarten zwischen 2005 und 2018 unter die Lupe genommen.
Ein zentrales Ergebnis: „Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer.“ Vielen hoch verschuldeten Kommunen - etwa in NRW oder Hessen - sei in den vergangenen Jahren gar nichts anderes übrig geblieben als massiv an der Steuerschraube zu drehen, heißt es in der Studie.
Grundsteuer betrifft auch Wohnungs-Mieter
Demnach lag NRW beim durchschnittlichen Hebesatz der Grundsteuer B (540 Punkte und damit 5,1 Punkte mehr als 2017/18) bundesweit an der Spitze, gefolgt von Hessen und Sachsen. „Die Grundsteuer B wird auf bebaute und bebaubare Grundstücke erhoben und trifft damit so gut wie alle Bürger, da diese entweder selbst Hausbesitzer sind oder an der Steuer über die Mietnebenkosten beteiligt werden“, erläuterte EY.
Im Portemonnaie bedeute das: „Die Bürger in Nordrhein-Westfalen zahlten im vergangenen Jahr im Durchschnitt Grundsteuer in Höhe von 206 Euro.“ Die am wenigsten geschröpften Einwohner in Brandenburg seien dagegen nur mit 106 Euro zur Kasse gebeten worden.
Manche Kommunen verzichten auf Grundsteuer - aber nicht in NRW
Die Erhöhung der durchschnittlichen Hebesätze fiel in NRW mit einem Zuwachs um 19 Prozent seit 2013 am drittstärksten aus - hinter Hessen (plus 39 Prozent) und dem Saarland (plus 31 Prozent). Von allen deutschen Großstädten erhob weiterhin Duisburg die höchste Grundsteuer (855 Punkte). Pro Einwohner führte das laut Studie in der Ruhrgebietsstadt zu einer jährlichen Belastung von etwa 267 Euro - in Regensburg dagegen lag sie nur bei etwa 178 Euro.
An der Spitze lagen in NRW allerdings kleinere Kommunen mit noch extremeren Sätzen: Bergneustadt (959 Punkte), Hürtgenwald (950), Bönen (940) sowie Altena, Nörvenich und Witten (alle 910). Den niedrigsten Satz in NRW verlangte dagegen Verl (230 Punkte). Bundesweit geht es aber noch viel besser: Insgesamt zwölf Kommunen in Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg erhoben gar keine Grundsteuer B.
NRW ist beim Gewerbesteuer-Durchschnitt am teuersten
Insgesamt nahmen die Kommunen in NRW 2018 aus der Grundsteuer A und B über 3,7 Milliarden Euro ein - zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit liegt das einwohnerstärkste Bundesland auf Platz eins, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg mit jeweils etwa 1,8 Milliarden.
Auch bei der Gewerbesteuer führt NRW mit einem durchschnittlichen Hebesatz von 450 Punkten (1,8 Punkte mehr als 2017/18) die Länderliste an, gefolgt vom Saarland und Sachsen. Sie ist die wichtigste Einnahmequelle der deutschen Städte und Gemeinden und spülte den Kommunen in NRW 2018 rund 10,6 Milliarden Euro in die Kassen (plus zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr), gefolgt von Bayern (rund 8,6 Mrd.) und Baden-Württemberg (rund 6,8 Mrd.).
In Oberhausen ist die Gewerbesteuer besonders hoch
Im Großstädte-Vergleich lag weiterhin Oberhausen beim Hebesatz (580 Punkte) bundesweit an der Spitze. Ähnlich hoch besteuerten in NRW Waldbröl (575) sowie Erftstadt, Heimbach, Inden und Mülheim und Nörvenich (alle 550). Bundesweiter Spitzenreiter blieb die Mini-Gemeinde Dierfeld in Rheinland-Pfalz (900).
Am günstigsten kamen Gewerbetreibende in Rögnitz in Mecklenburg-Vorpommern sowie im brandenburgischen Zossen weg (200). In NRW blieb Monheim mit nur 250 Punkten der attraktivste Steuerstandort.
(dpa)
Weitere Berichte zum Thema:
Stadt Duisburg setzt Zeichen gegen Gewerbesteuer-Dumping
Leverkusen will Gewerbesteuer radikal senken
Stadt Langenfeld „wildert“ mit Niedrigsteuern im Ruhrgebiet
Bei Steuern gibt es in NRW eine Zwei-Klassen-Gesellschaft
Oberhausen will mit neuer Grundsteuer nicht abkassieren
Grundsteuererhöhung ist Kraftprobe für Mülheimer Verwaltung