Essen. Kommt die Abwrackprämie für alte Ölheizungen, wie von CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer gefordert? Das Klima-Handwerk sieht die Idee skeptisch.
Im Handwerk stößt die Idee einer Abwrackprämie für alte Ölheizungen auf Skepsis. „Wir haben erlebt, dass die Politik die Möglichkeit einer Abwrackprämie immer mal wieder thematisiert hat, aber nie konsequent umgesetzt hat“, sagt Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. „Das hat bei den modernisierungswilligen Anlagenbesitzern verständlicherweise eher dazu geführt, den Heizungstausch gar nicht vorzunehmen und abzuwarten“, gibt er zu bedenken.
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich zuvor für eine Abwrackprämie für alte Ölheizungen ausgesprochen. Ein Austausch sollte demnach staatlich gefördert werden, um den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern. Wie die Förderung im Detail aussehen soll, ist noch offen.
Deutschlandweit rund 5,5 Millionen Ölheizungen
Bundesweit gibt es nach Angaben des Instituts für Wärme und Oeltechnik (IWO) rund 5,5 Millionen Ölheizungen. Etwa 20 Millionen Menschen beziehen demnach ihre Wärme aus Heizöl. Viele Anlagen entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik, erklärt IWO-Geschäftsführer Adrian Willig. „Wir brauchen viel mehr Modernisierungen“, betont er. Eine „kurzfristig angelegte Abwrackprämie“ sei aber „nicht das passende Instrument“, besser seien „dauerhafte Anreize“ durch eine steuerliche Förderung.
Auch Branchensprecher Ebisch sagt, aus Sicht des Handwerks seien Steuervorteile auf energetische Sanierungen das bessere Instrument, „um den Sanierungsstau in deutschen Heizungskellern aufzulösen“.
Haus & Grund und BDEW loben Idee von Kramp-Karrenbauer
Der Eigentümerverband Haus & Grund lobt indes den Vorstoß von CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer. „Eine Abwrackprämie für Ölheizungen kann die Klimawende im Gebäudebestand weiter voranbringen, ohne die Kosten des Wohnens zu erhöhen“, sagt Kai Warnecke, der Präsident von Haus & Grund. „Sie sollte deshalb schnell, unbürokratisch und als direkter Zuschuss kommen.“
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßt ebenfalls die von Kramp-Karrenbauer vorgeschlagene Abwrackprämie. Sie könne „die dringend benötigte Wärmewende voranbringen“, sagt BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer. Fast jedes zweite Gebäude mit Ölheizung lasse sich sofort auf Gas umstellen.
Vonovia: „Klimawandel gehört zu großen Herausforderungen“
Der Bochumer Wohnungsriese Vonovia erklärt ebenfalls: „Die Abwrackprämie könnte eine spannende Idee sein – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“ Vonovia unterstütze das Ziel der Bundesregierung, den Gebäudebestand bis zum Jahr 2050 nahezu klimaneutral zu gestalten. Daher wolle Vonovia mindestens drei Prozent der Gebäude des Konzerns jährlich energetisch sanieren. 2018 habe die Sanierungsquote bei fünf Prozent gelegen. „Der Klimawandel gehört zu den großen Herausforderungen unserer Zeit“, betont Vonovia.
Der Essener Energiekonzern Eon äußert sich auf Anfrage unserer Redaktion indirekt zur Abwrackprämie.„Wir brauchen dringend eine echte Energiewende auch in den Bereichen Verkehr und Wärme“, betont ein Unternehmenssprecher. „Der beste Weg dafür ist ein wirksamer CO2-Preis. Denn wenn CO2-Emissionen teurer werden, dringen klimaschonende Technologien besser durch. Entscheidend dabei ist, das Aufkommen aus einer CO2-Abgabe dafür zu nutzen, Strom für alle billiger zu machen.“ Auf diesen Weg sollte sich die Politik nach Ansicht von Eon konzentrieren.
Oliver Krischer kritisiert staatliche Förderung für Ölheizungen
Grünen-Bundestagsfraktionsvize Oliver Krischer kritisiert, bisher fördere das CDU-geführte Wirtschaftsministerium sogar noch den Neubau von Ölheizungen mit Steuergeld. Letztes Jahr seien rund 50 Millionen Euro geflossen, hinzu kommen noch verbilligte Kredite. „Es wäre schön, wenn die Union beim Klimaschutz eine steile Lernkurve hinlegen würde und Ölheizungen abwrackt“, sagt Krischer und fügt hinzu: „Wirtschaftsminister Altmaier hat vor nicht allzu langer Zeit noch stolz den Einbau einer Ölheizung in seinem Privathaus per Interview verkündet.“