Essen. Die Metro lehnt die Milliarden-Offerte des Milliardärs Kretinsky als zu niedrig ab. Zudem befürchtet Metro-Chef Koch einen neuen Schuldenberg.
Die Metro-Führung sieht den Übernahmeversuch des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky noch weit kritischer als bisher schon angedeutet. Vorstand und Aufsichtsrat halten nicht nur den angebotenen Preis von 16 Euro je Aktie für zu niedrig. Sie sehen auch die Strategie und die Finanzstabilität des MDax-Konzerns in Gefahr, wenn Kretinskys Offerte Erfolg haben sollte.
„Signifikante Fremdverschuldung“ befürchtet
Das in seinen Angebotsunterlagen skizzierte Finanzierungsgerüst zur Übernahme würde zu „einer signifikanten Fremdverschuldung“ des Unternehmens führen, warnte Metro-Chef Olaf Koch in einer Telefonkonferenz vor Journalisten. Und: „Das würde unsere Strategie und die finanzielle Tragfähigkeit des Unternehmens infrage stellen.“ Auch das derzeit gute Rating, das günstige Kreditzinsen ermöglicht, wäre damit „obsolet“.
Kretinskys Beteiligungsgesellschaft EP Global Commerce plant ein so genanntes „Leveraged Buyout“, das – im Wesentlichen durch Fremdkapital gedeckt – der Metro als Schuldenlast aufgebürdet würde. In der mehr als 100 Seiten dicken Begründung zur Ablehnung des Angebots heißt es dazu: „Eine solche Finanzierungsstruktur kann für ein Handelsunternehmen wie Metro signifikante negative Folgen haben.“ Der Aufsichtsrat teile diese Sorge durch seine geschlossene Zustimmung für die Stellungnahme, betonte Koch. Die Haniel-Seite musste sich bei der Abstimmung allerdings enthalten, weil sie Kretinsky ihr Aktienpaket bereits angedient hat. Haniel-Chef Thomas Schmidt hatte die 16 Euro vergangene Woche einen „attraktiven Kaufpreis“ genannt. Sein Vorgänger Stephan Gemkow hatte zum Abschied betont, die Metro sei bei Kretinsky in guten Händen.
Aktuell liegt das Metro-Papier bei rund 15,50 Euro. Kurzfristig orientierten Aktionären, denen der momentane Aufschlag von rund drei Prozent ausreicht, dürften die strategischen Bedenken des Managements zweitrangig sein, langjährigen, strategischen Investoren nicht. Die Meridian-Stiftung der Duisburger Händlerfamilie Schmidt-Ruthenbeck mit gut 15 Prozent Anteilen und die Stiftung des 2013 verstorbenen Metro-Mitgründers Otto Beisheim mit ihren 6,5 Prozent haben allein durch ihre historische Verbundenheit großes Interesse an einer langfristig gesunden Metro. Beide äußerten sich bisher nicht zu Kretinskys 5,8 Milliarden Euro schwere Offerte.
Die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) bekräftigte ihr Nein zur Offerte und begrüßte die Haltung des Konzerns. Im Gegensatz zur Metro-Führung nannte DSW-Hauptgeschäftsführerin Jella Benner-Heinacher auch einen Preis, zu dem Anleger verkaufen könnten: „Erst ab einer Prämie von 30 Prozent wäre das Angebot attraktiv.“ Das wären rund 20 Euro je Aktie.
Einzelhandel soll keine Rolle mehr spielen
Metro-Chef Koch betonte erneut, weder etwas gegen Kretinsky noch grundsätzlich gegen den Einstieg von Finanzinvestoren zu haben. Wenn er den Aktionären trotzdem rät, ihre Papiere zu halten, kämpft er auch um die eigene Strategie und damit seinen Verbleib an der Unternehmensspitze. „Wir haben das Unternehmen seit 2012 um fünf Milliarden Euro entschuldet“, sagte er am Mittwoch und warb für seinen Plan, sich voll und ganz auf das Großhandelsgeschäft zu konzentrieren. Nach der Trennung vom Kaufhof, der Abspaltung der Elektronikmärkte und mit dem bevorstehenden Verkauf der Supermarktkette Real will er den Einzelhandel ganz in die Metro-Geschichtsbücher verbannen.
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Kretinsky, der mit seinem Angebot im ersten Schritt mindestens 67 Prozent an der Metro erwerben will, hat Kochs Strategie freilich ausdrücklich begrüßt. Doch der langjährige Metro-Chef will das Großmarktgeschäft ausbauen und dafür auch kräftig investieren. Er will kein Unternehmen führen, „das nur noch Zinsen zahlt und Schulden abbaut“. Das Potenzial im Großhandel sei weltweit deutlich größer als im Einzelhandel. Er wachse stärker und sei weniger anfällig für Angriffe reiner Onlinehändler. Metro betreibt derzeit gut 770 Großmärkte mit 104.000 Beschäftigten in 26 Ländern, davon 103 Märkte mit 14.000 Beschäftigten in Deutschland. Er sehe für die Metro auch „Chancen durch die Konsolidierung“ im Großhandel, sagte er. Koch will also zukaufen.
Der Verkauf von Real wird Koch zufolge etwas länger dauern als beabsichtigt: Bis Mitte September soll eine Einigung mit Redos erzielt werden. Der Einzelhandels-Immobilieninvestor bietet ganze 500 Millionen Euro für die angeschlagene Supermarkt-Kette mit ihren 34.000 Beschäftigten und 278 SB-Warenhäuser genannten Märkten. Ein Kern der Kette soll unter der Marke Real weiterlaufen, Metro laut Koch noch drei Jahre lang beteiligt bleiben. Die Mehrheit der Filialen soll an Konkurrenten gehen, besonders defizitäre Märkte sollen geschlossen werden. Man komme gut voran, auch die Gespräche mit dem Kartellamt seien positiv, heißt es aus der Metro-Zentrale. Koch verlängerte die Zusage an den Bieter, nur mit Redos zu verhandeln.