Herne/Essen. In Herne sollen E-Autos gebaut werden. „Wir holen die Automobilproduktion ins Ruhrgebiet zurück“, sagt der OB. Experte Dudenhöffer ist skeptisch.
In Herne sollen ab dem kommenden Jahr unter der Marke Tropos Motors Europe elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge entstehen. „Wir holen die Automobilproduktion ins Ruhrgebiet zurück“, sagte Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) zur Neuansiedlung. In Hernes Nachbarstadt Bochum hat Opel Ende 2014 die Fahrzeugfertigung beendet. Ab Januar 2020 soll die Produktion der Marke Tropos Motors auf dem früheren Gelände der Baufirma Heitkamp beginnen.
Tropos Motors Europe gehört zum baden-württembergischen Automobil-Logistiker Mosolf. Das Unternehmen baut bereits Sonderfahrzeuge, unter anderem für Polizei, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk. In Herne sollen künftig kleine Nutzfahrzeuge für den Einsatz in der Innenstadt gefertigt werden.
„Ein riesiger Vorteil dieser Region ist, dass wir leicht extrem qualifizierte, hochmotivierte Mitarbeiter finden, die hervorragende Erfahrungen mitbringen, weil es hier bereits Automobilindustrie gab“, sagte Mosolf-Vorstandsmitglied Gregory Hancke.
Fahrzeug für innerstädtischen Lieferverkehr konzipiert
Das in Herne produzierte Fahrzeug – konzipiert vor allem für den innerstädtischen Lieferverkehr – soll Able heißen und in zwei Varianten hergestellt werden. Zwischen 1500 und 2800 Fahrzeuge will Mosolf im kommenden Jahr produzieren lassen. Bis zu 3000 Stück jährlich sollen es später werden. Laut Hersteller sind in China und den USA ähnliche Fahrzeuge bereits auf dem Markt. Nun will das Unternehmen diesen Typ auch in Europa anbieten. Zunächst soll die Produktion mit 15 Mitarbeitern beginnen, später sollen es rund 100 Beschäftigte werden.
Das Projekt hat eine längere Vorgeschichte. Die Basis wurde einst vom österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna entwickelt, schaffte aber nicht den Durchbruch. So kam das amerikanische Unternehmen Tropos Motors ins Spiel. Die Mosolf-Gruppe aus Kirchheim-Teck in der Region Stuttgart sicherte sich eigenen Angaben zufolge den Vertriebs- und Produktionsvertrag für Europa.
„Es dürfte schwierig werden für einen Neuling“
Vom NRW-Wirtschaftsministerium wird betont, dass Herne schon seit vielen Jahren „bundesweit für innovative Logistikkonzepte bekannt“ sei. Die Ansiedlung von Tropos Motors zeige die Bedeutung des Ruhrgebiets bei der Produktion von klimafreundlichen Antrieben, so das Ministerium.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen zeigt sich allerdings skeptisch. „Es dürfte schwierig werden für einen Neuling, sich auf dem Markt durchzusetzen“, sagt Dudenhöffer. „Konzerne wie Tesla, VW und Hyundai-Kia drängen mit aller Macht nach vorn und investieren massiv in die Elektromobilität. Bei den Kostenvorteilen durch Größe und den Technologien liegen Welten zwischen den Konzernen und einem Herner Start-up.“ 15 Arbeitsplätze, die zunächst in der Ruhrgebietsstadt entstehen sollen, seien „eher mit einem größeren Handwerksbetrieb zu vergleichen“. Hinzu komme, dass der Markt für Kleintransporter überschaubar sei.