Düsseldorf. Vodafone öffnet als erster Anbieter 5G für Kunden. Stationen in Dortmund und ab August in Mülheim. Tarife und Endgeräte im Vergleich mit Telekom.
Vodafone hat als erstes Unternehmen in Deutschland ein 5G-Netz für seine Kunden geöffnet. Der Düsseldorfer Konzern aktivierte am Dienstag 25 Masten mit dem neuen Mobilfunkstandard in 20 Städten, darunter Dortmund und Düsseldorf. Im August folgt Mülheim als zweiter Standort im Ruhrgebiet. Ab Mittwoch können die für die kommerzielle Nutzung notwendigen Endgeräte gekauft werden – zwei Smartphone-Modelle und ein 5G-Router.
Zum Start ist das Netz noch sehr klein, nach eigenen Angaben erreicht Vodafone zunächst nur rund eine halbe Million Menschen, die in der Nähe der ersten Stationen leben. Bereits im August sollen sie auf 50 Standorte verdoppelt werden. In diesem Tempo soll der Netzausbau weitergehen – bis Ende 2020 bundesweit zehn Millionen und ein Jahr später 20 Millionen Menschen 5G nutzen können. Größtes Potenzial für die neue Technik wird in der industriellen Anwendung gesehen – zur Vernetzung der Maschinen. 5G-Netze für Unternehmen können unabhängig vom Ausbau des privat nutzbaren Netzes eingerichtet werden.
„5G ist das neue Ökosystem für die Digitalisierung. Wir wollen es für möglichst viele Menschen und Unternehmen in Deutschland verfügbar machen“, sagte Hannes Ametsreiter. Der Vodafone-Chef hatte bei der Präsentation sichtlich Spaß daran, der Konkurrenz zuvorzukommen. Die Deutsche Telekom hatte zwar bereits vor zwei Wochen ihre ersten 5G-Tarife und Endgeräte vorgestellt, die aber noch auf LTE-Standard laufen. Sie werden auf 5G umgestellt, sobald die Frequenzen von der Bundesnetzagentur zugeteilt sind. Vodafone nutzt bis dahin vorhandene Lizenzen, die bisher Testzwecken dienten.
Reichweite von rund 800 Metern
Die ersten Nutzer dürften vor allem Technikverrückte sein, die Neuigkeiten stets sofort und als erste haben wollen. Sie müssen möglichst nah ran an die ersten 5G-Stationen, die einen Senderadius von „ein paar hundert Metern“ haben, wie Vodafone-Technikchef Gerhard Mack sagte. Experten gehen von durchschnittlich rund 800 Metern Umkreis aus, in der Besitzer von 5G-Handys superschnelles Netz haben. In Dortmund steht der 5G-Mast in Eving. In Mülheim soll er im Südosten an der Grenze zu Duisburg stehen.
Die ersten Angebote von Telekom und Vodafone
Die bisherigen Tarife und Geräte von Telekom und Vodafone unterscheiden sich deutlich voneinander. Die Telekom bietet nur einen 5G-Mobilfunkvertrag an, mit unbegrenztem Datenvolumen für 85 Euro im Monat – bei einer Mindestlaufzeit von 24 Monaten. Vodafone verkauft das vergleichbare Paket mit unbegrenztem Volumen für 80 Euro. Dazu können Kunden aber auch für alle anderen bestehenden Handytarife 5G hinzubuchen – für jeweils fünf Euro Aufpreis. Diese Option kann monatlich gekündigt werden.
Für die allermeisten Anwendungen benötigt der normale Nutzer noch kein 5G, die Vorteile zeigen sich erst beim Herunterladen sehr großer Datenmengen, bei Computerspielen oder aber bei Videos im ultrascharfen 4K-Standard. „Der Privatkunde wird es vor allem im Bereich Entertainment, etwa mit VR-Brillen, und beim Gaming merken. Wenn Sie online gegen jemanden spielen, der 4G nutzt, sind sie mit 5G wegen der deutlich geringeren Latenzzeiten klar im Vorteil“, sagte Ametsreiter schmunzelnd zu einem offenkundig spielfreudigen Journalisten.
5G-Handys von Samsung und Huawei
Als 5G-Handys bietet die Telekom zu ihrem 5G-Vertrag derzeit das Samsung S10 5G für 800 Euro und das Huawei Mate20 X 5G für 700 Euro an. Vodafone verkauft zum Start die gleichen Smartphone-Modelle, kassiert aber keinen einmaligen Preis, sondern 30 Euro im Monat bei zweijähriger Vertragslaufzeit, also insgesamt 720 Euro. Für das Samsung-Handy kommen einmalig 180 Euro hinzu, für das Huawei einer. Wer den 80-Euro-Tarif für 5G mit unbegrenztem Datenvolumen wählt, kann freilich nicht monatlich die 5G-Option kündigen.
Router mit großem Preisunterschied
Für die Nutzung am Computer oder Laptop daheim und unterwegs bieten beide Konzerne 5G-Router an: Telekom den 5G Hub von HTC für 800 Euro ohne und für 555 Euro mit Vertrag. Der kostet als Datentarif mit unbegrenztem Volumen 75 Euro. Vodafone nimmt 350 Euro für den 5G Giga Cube von Huawei. Die Tarife reichen von 25 Euro für 30 Gigabyte bis 45 Euro für 250 GB. Einen Tarif mit unbegrenztem Datenvolumen bietet Vodafone hier nicht an.
Zum Start werden nur 5G-Stationen in den hohen 3,6-Gigahertz-Frequenzen genutzt, die viel Leistung, aber wenig Reichweite haben. Standard für Smartphones sollen langfristig die niedrigen 700 Megahertz-Frequenzen sein, die deutlich größere Reichweiten haben und vor allem den ländlichen Raum mit 5G versorgen sollen. 700-Megahertz-taugliche Smartphones kommen laut Vodafone erst Anfang 2020 auf den Markt.
5G-Firmennetze sind eigenständig
Für Privatkunden baut Vodafone bundesweit zehn Rechenzentren auf, um die aufzubauenden Netze zu verstärken. Unternehmen, die 5G etwa für ihre Produktion nutzen wollen, sind davon unabhängig. Ihnen bietet Vodafone den Aufbau eigener 5G-Netze an, die gut gesichert werden könnten. Damit könne man starten, sobald die Bundesnetzagentur die ersteigerten Frequenzen zuteilt, sagte Technikchef Mack. Eine erste 5G-Fabrik hatte Vodafone im Aachener Werk des Elektroautos Ego eingerichtet und will künftig alle Fußball-Bundesliga-Stadien mit 5G ausrüsten.
Bei der Versteigerung der Lizenzen für den neuen Mobilfunk-Standard nahm der Bund 6,55 Milliarden Euro ein. Die Telekom sicherte sich für 2,17 Milliarden Euro die meisten Lizenzen, Vodafone zahlte 1,88 Milliarden, O2-Mutter Telefonica 1,42 Milliarden und Neuling Drillisch 1,07 Milliarden Euro.
O2 wartet ab, 1&1 fängt bei Null an
O2 hat noch keinen Startzeitpunkt für sein 5G-Netz und auch noch keine Details zu Verträgen und Geräten bekannt gegeben. Das Unternehmen will offenbar erst so richtig einsteigen, wenn 5G massentauglich ist. Auch für diese Taktik des Abwartens spricht einiges, die ersten Angebote in einem neuen Markt sind nicht immer die besten.
Netz-Neuling Drillisch muss mit seiner Marke 1&1 beim Aufbau eines eigenen Netzes praktisch bei Null anfangen. Deshalb hofft Drillisch einstweilen auch bei 5G auf das sogenannte Nationale Roaming, das den etablierten Netzbetreibern vorschreibt, Konkurrenten zu vertretbaren Preisen in ihre Netze zu lassen.