Die Industrie- und Handelskammern suchen ehrenamtliche Prüfer. Um Nachwuchs zu finden, veröffentlicht der Dortmunder Präsident einen Appell.
Ruhrgebiet. Das duale Ausbildungssystem in Unternehmen und Schule genießt über die Grenzen Deutschlands hinaus einen guten Ruf. Industrie- und Handelskammern wie die in Dortmund haben aber immer größere Probleme, Prüfer für die Vielzahl der Ausbildungsausschüsse zu finden.
Allein bei der IHK Dortmund sind aktuell rund 2300 ehrenamtliche Prüfer im Einsatz, um mündliche Prüfungen der Auszubildenden abzunehmen und Klausuren zu bewerten. Hinzu kommen Weiterbildungsangebote wie Meisterkurse. Zum 1. November müssen die Ausschüsse in Dortmund wieder neu besetzt werden. Da etliche Prüfer altersbedingt ausscheiden - die Kammer rechnet mit 300 bis 400 -, richtet IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann einen leidenschaftlichen Aufruf an seine Mitgliedsfirmen: „Wir appellieren an die Unternehmen, Kandidatinnen und Kandidaten zeitweise für diese ehrenvolle Aufgabe freizustellen.“ Das sei auch im Interesse der Betriebe selbst, damit ihr Fachkräfte-Nachwuchs „weiterhin gut und praxisnah ausgebildet wird“.
Prüfer erhalten nur eine Aufwandsentschädigung
Nicht nur in Dortmund beobachten die Kammern, dass der Druck in den Unternehmen wächst. „Prüfer zur Verfügung zu stellen, bedeutet für die Betriebe natürlich auch höhere Kosten“, meint Dustmann. Die Mitarbeiter fehlen an den Prüfungstagen – in einigen Fällen eine ganze Woche lang. Entschädigungen für die Firmen hat der Gesetzgeber nicht vorgesehen. Die Prüfer erhalten nur eine Aufwandsentschädigung.
„Leider werden immer weniger Mitarbeiter vom Betrieb für das Ehrenamt freigestellt. Deshalb nehmen Prüfer oft Urlaub“, erläutert Stefan Finke, Leiter Aus- und Fortbildungsprüfungen bei der Niederrheinischen IHK. In Duisburg sind mehr als 1800 Prüfer in über 160 Ausschüssen tätig. „Wir suchen fortlaufend gute Leute – auch unterjährig“, sagt er. „Akut ist der Bedarf bei IT-Berufen. Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse steigt deutlich.“
IHK Bochum zeigt sich optimistisch
„Wir suchen immer Nachwuchs“, sagt auch Maike Fritzsching von der IHK Mülheim, Essen, Oberhausen. Sie beobachtet, dass es in einigen Ausschüssen wie dem für die Bankkaufleute ein Überangebot an Prüfern, im Bereich Schutz und Sicherheit aber zu wenige gebe. „Das hält sich aber die Waage“, meint Fritzsching.
Die IHK Mittleres Ruhrgebiet in Bochum hat gerade eine Kampagne gestartet, um neue Prüfer zu gewinnen. Die fünfjährige Amtszeit der aktuell fast 700 Prüfer läuft zum 31. Januar 2020 aus. „Wir sind gerade dabei zu prüfen, welche Prüfungsausschüsse wir in der Zukunft noch brauchen und welche nicht. Das ist abhängig von den Azubi-Zahlen“, sagt IHK-Sprecher Jörg A. Linden. Da auch neue Ausschüsse hinzukämen, rechnet er mit einem Bedarf von insgesamt rund 800 Prüfern. „Wir glauben, dass wir ausreichend Unternehmer für dieses Ehrenamt gewinnen können“, so der Sprecher.
Paritätische Besetzung
Prüfungsausschüsse sind paritätisch besetzt: Neben den von Arbeitgebern entsandten Mitgliedern sitzen Prüfer, die Gewerkschaften vorschlagen. Dritte „Fraktion“ sind Berufschullehrer, die von der Bezirksregierung ausgesucht werden. Sie alle sollen feststellen, ob die Auszubildenden den „Anforderungen des betrieblichen Alltags“ gewachsen sind. Rentner sind übrigens als Prüfer nicht vorgesehen. Sie sollen fachlich auf Höhe der Zeit sein und deshalb aus der Praxis kommen, heißt es bei den Kammern.