München. Verdi hat Medienberichten zufolge Strafanzeige gegen den Edeka-Aufsichtsrat Peter Simmel gestellt. Die Gewerkschaft wirft Peter Simmel Nötigung von Beschäftigten vor. Es soll um Überwachungsmaßnahmen gehen und die Auszahlung von Überstunden in Warengutscheinen.
In der Spitzel-Affäre um Edeka-Aufsichtsratschef Peter Simmel hat die Gewerkschaft Verdi laut einem Medienbericht in Chemnitz und München Strafanzeige wegen Nötigung bei der Staatsanwaltschaft eingereicht. Wie das Nachrichtenmagazin «Focus» berichtet, geht es um den Verdacht, dass Detektive im Auftrag von Simmel und dessen Sohn Andreas Mitarbeiter unter Druck setzten, um verdachtsunabhängig ihre Autos kontrollieren zu können.
Detektiv beschuldigt die angeblichen Auftraggeber
In einer weiteren Anzeige habe Verdi die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland um Überprüfung des Lohnsystems gebeten. In der Anzeige heiße es, es bestehe der Verdacht, dass Simmel als Eigentümer von 32 Frischmärkten Überstunden, Weihnachts- und Urlaubsgeld mit «Warengutscheinen» beglichen habe, um Einkommensteuer und Sozialabgaben einzusparen. Die Beschuldigten weisen die Vorwürfe zurück. Die Vorwürfe waren in der vergangenen Woche bekanntgeworden.
Eine Anzeige wegen übler Nachrede stellte laut «Focus» der ehemals beschäftigte Detektiv Otto Rothkopf gegen Simmel bei der Münchener Staatsanwaltschaft. Rothkopf begründete dies in dem Magazin damit, dass man ihn «zum Sündenbock machen» wolle. So hätten Peter und Andreas Simmel auf der Firmenhomepage in einer Mitteilung an alle Mitarbeiter erklärt, es habe nie einen Auftrag zur «Bespitzelung» oder eine illegale Weitergabe von Daten gegeben.
Überwachung im Fleischwarenbetrieb
«Inwiefern die Detekteien ihrem Auftrag gerecht wurden oder ohne Absprache darüber hinaus selbstständig tätig wurden», wisse man nicht, heiße es dort. Der «Focus» berichtete, Rothkopf habe dem Magazin eine E-Mail mit einer Leistungsbeschreibung von Simmel Junior vom 12. Januar 2009 vorgelegt, die Kopie sei an Peter Simmel gegangen.
Dem Magazin liegen zudem Dokumente vor, wonach Ende 2008 in dem Fleischwarenbetrieb der Franken-Gut nahe Bamberg - einer hundertprozentigen Edeka-Tochter - ein Video-Überwachungssystem mit zwölf Kameras nebst Mikrofonen im Gebäudekomplex eingebaut worden war. Ein angestellter Metzger sei dagegen vor Gericht gezogen. In zwei weiteren Betrieben sei eine modellgleiche Überwachungsanlage im Einsatz. Die Mikrofone seien laut Geschäftsführung ausgeschaltet. (ddp)