Stuttgart. Daimler organisiert seine Produktion um: Das Werk in Sindelfingen verliert die C-Klasse-Produktion. Die soll künftig in Bremen und in den USA gefertigt werden. Dafür wird Sindelfingen den Edel-Roadster SL zusammenschrauben. Die Belegschaft hatte gegen den C-Klasse-Abzug heftig potestiert.
Der Daimler-Betriebsrat hat enttäuscht auf die Verlagerung der C-Klasse Produktion von Sindelfingen nach Bremen und in die USA reagiert. Betriebsratschef Erich Klemm sagte am Mittwoch, diese Entscheidung sei grundlegend falsch und in ihrer Wirkung fatal. Die Belegschaft verlange jetzt eine Antwort darauf, wie die Arbeitsplätze in Sindelfingen auch in Zukunft gesichert werden könnten. «Die Menschen brauchen Sicherheit und Perspektiven hier am Standort.»
Der Betriebsrat kündigte Widerstand gegen die Vorstandsentscheidung an. Erste Maßnahmen würden die Streichung aller angekündigten Samstag-Schichten bis Weihnachten sowie Abteilungsversammlungen in allen Produktionsbereichen des Werks sein, berichtete Klemm. «Wenn wir jetzt erneut über die Sicherung von Beschäftigung am Standort Sindelfingen verhandeln müssen, dann werden wir definitiv nicht über Zugeständnisse der Beschäftigten sprechen.» Diese Belegschaft habe in der Vergangenheit genug für die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze bezahlt.
Daimler: Keine Stellenstreichungen
Am Morgen hatte Daimler die Neuordnung seiner Produktion bekanntgegeben. Demnach baut Mercedes künftig die Fahrzeuge der C-Klasse in Bremen und in den USA. In Bremen werde die Produktion der C-Klasse-Limousine für die Märkte in Europa sowie der weiteren Modellvarianten gebündelt. Die für den nordamerikanischen Markt bestimmten C-Klasse-Limousinen sollen ab 2014 im Werk Tuscaloosa im US-Staat Alabama gebaut werden. Bislang wird die C-Klasse noch in Sindelfingen und Bremen gemeinsam gebaut sowie in Südafrika und China.
Im Gegenzug soll dann die Montage des Premium-Roadsters SL nach Sindelfingen verlagert werden. «Durch die erweiterte C-Klasse Produktion ist die Beschäftigung für die Mitarbeiter in Bremen gesichert», hieß es. Sindelfingen werde als zentraler Technologie- und Forschungsstandort sowie als weiteres Kompetenzzentrum für die Produktion von Fahrzeugen der Ober- und Luxusklasse gestärkt.
Daimler will im Zuge der Verlagerung keine Stellen streichen. Personalvorstand Wilfried Porth versicherte, es gebe in diesem Zusammenhang keinen Stellenabbau im größten inländischen Pkw-Werk. In der gesamten Produktion in Sindelfingen arbeiten seinen Angaben zufolge zurzeit 20.000 Beschäftigte, davon weniger als 4.000 im Bereich der C-Klasse.
Sindelfingen
Das Werk in Sindelfingen ist das größte Produktionswerk des Autobauers Daimler. Es wurde im Jahr 1915 gegründet. Zuerst wurden dort Flugmotoren und Flugzeuge gebaut. In Sindelfingen in der Nähe von Stuttgart arbeiteten nach Konzernangaben Ende 2008 für Mercedes-Benz Cars 25.797 Beschäftigte (ohne Forschung und Entwicklung). Die Serienfertigung der aktuellen C-Klasse startete im Jahr 2007. In dem Werk werden auch die S-,E-,CL- und CLS-Klasse sowie die Luxuslimousine Maybach gefertigt. Das Werk ist auch der zentrale Forschung- und Entwicklungsstandort im Pkw-Bereich.
Den verbleibenden rund 1.800 betroffenen Mitarbeitern würden auch zukünftig attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten, sagte Porth. Er sprach von einem schlüssigen Personalkonzept.
Zetsche: Strategisch unabdingbarer Schritt
Daimler-Chef Dieter Zetsche erklärte: «Der Standort Deutschland ist und bleibt das Herz unseres Produktionsverbunds.» Die geplante Produktion in dem US-Werk entspreche aus heutiger Sicht weniger als einem Fünftel der weltweiten C-Klasse-Baureihe. Daimler wolle mit der teilweisen Produktionsverlagerung auch bei einem starken Euro noch stärker von den dortigen Wachstumschancen und der Marktentwicklung profitieren.
«Unsere Entscheidung hilft auch, die Beschäftigung an unseren deutschen Standorten nachhaltig zu sichern», erklärte Zetsche. «Wir wissen um die große emotionale Bedeutung der C-Klasse für die Mitarbeiter am Standort Sindelfingen und wir anerkennen die hervorragende Leistung, die die Mannschaft dort jeden Tag erbringt. Wir haben uns deshalb diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Dieser Schritt ist aber aus strategisch-wirtschaftlicher Sicht unabdingbar, damit wir mit Mercedes-Benz auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben und die Wachstumschancen nutzen können.» (ap/ddp)