Essen. Etwa 1200 Beschäftigte von Karstadt verlieren bald schon ihren Job: Der insolvente Essener Warenhauskonzern schließt in den kommenden Monaten 13 Häuser. Ob die verbliebenen 120 Filialen langfristig eine Chance haben, hängt entscheidend davon ab, ob Karstadt einen Investor findet.
Margret Mönig-Raane konnte sich nicht recht entscheiden, ob sie nun jubeln oder trauern sollte. Also tat sie beides. „Wir sind froh, dass für die große Mehrheit der Karstadt-Beschäftigten und der Filialen eine Perspektive gefunden wurde”, gab die Vizechefin der Gewerkschaft Verdi zu Protokoll, um gleich darauf ihr Mitgefühl für jene Beschäftigten zu zeigen, die bald ihren Job verlieren. „Dies ist außergewöhnlich bitter für die Beschäftigten und jede einzelne Filiale.” Die Situation beim insolventen Karstadt-Konzern ist eben weder schwarz noch weiß. Sie ist grau.
Nach wochenlangen Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern, Lieferanten und Vermietern hat der Insolvenzverwalter nun einen detaillierten Plan dazu vorgelegt, welche Filialen geschlossen und welche erhalten bleiben. 13 Karstadt-Häuser schließen, 120 haben vorerst eine Zukunft. Wie aus der Liste hervorgeht, ist das Aus für das Karstadt-Technikhaus in der Dortmunder Kampstraße ebenso besiegelt wie das Ende der Sportfiliale in Recklinghausen.
Bundesweit können 86 Warenhäuser, 26 Sporthäuser und acht so genannte Schnäppchen-Center mit insgesamt mehr als 25 000 Arbeitsplätzen fortgeführt werden. Rund 1200 Mitarbeiter sind direkt von den Filialschließungen betroffen.
Sozialpläne für die Beschäftigten
Drei Standorte – Kaiserslautern, Ludwigsburg und Hanau – will Karstadt im Frühjahr 2010 komplett aufgeben. Auch einige Filialen in Orten mit mehreren Karstadt-Häusern sollen bis Ende März 2010 geschlossen werden. Dies gilt für die Sport- und Multimedia-Filiale in Celle, für Karstadt im Hamburger Elbe-Zentrum, eine Filiale in Hannover, das Haus „Alter Markt“ in Kiel, das „Haus am Dom“ in München sowie das besagte Sporthaus in Recklinghausen (17 Mitarbeiter) und die Filiale in der Dortmunder Kampstraße (157 Mitarbeiter). Bereits im November war die Schließung der Multimedia-Fachmärkte in Berlin-Biesdorf, in Braunschweig und Stuttgart angekündigt worden.
Für die betroffenen Beschäftigten würden Gespräche über Sozialpläne aufgenommen, so Rolf Weidmann, der Warenhausbeauftragte im Team um den Insolvenzverwalter des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor, Klaus Huberg Görg. Neben dem Angebot einer Transfergesellschaft werde dabei auch geprüft, ob Mitarbeiter „vereinzelt in den Häusern, die fortgeführt werden, eine neue Aufgabe finden”.
Spekulationen über Warenhaus-Ehe
Entscheidend für die nicht allzu ferne Zukunft von Karstadt wird sein, ob es Görg und Weidmann gelingt, einen Investor für den insolventen Essener Konzern zu finden. Diese Suche solle nun beginnen und im Frühjahr 2010 „erfolgreich abgeschlossen” sein. In den vergangenen Monaten wurde immer wieder über eine Kaufhaus-Ehe zwischen der Metro-Tochter Kaufhof und Karstadt spekuliert. Folge eines solchen Bündnisse dürfen weitere Einschnitte in das Filialnetz sein.
Im Weihnachtsgeschäft will Karstadt zunächst einmal Kraft tanken. Beiläufig verweist Rolf Weidmann auch auf die Perlen des Konzerns: das KaDeWe in Berlin, das Oberpollinger in München und das Hamburger Alsterhaus. Diese „Premium-Häuser” seien „fester Bestandteil” im Konzept von Karstadt, betonte er. Durch den Verzicht, den Beschäftigte, Vermieter und Lieferanten üben, könne Karstadt nun mehrere Filialen, die ursprünglich vor dem Aus standen, doch noch fortführen. 1700 Arbeitsplätze seien so gerettet worden. Um welche Filialen es sich handelt, verriet Weidmann allerdings nicht.