Düsseldorf. . 846 neue Handwerksmeister hat der Bezirk Düsseldorf. So wenige waren es seit 1975 in keinem Jahr. Branchenvertreter fordern nun den Meisterbonus.
So wenige neue Handwerksmeister wie in diesem Jahr gab es noch nie im Kammerbezirk Düsseldorf, zu dem auch Duisburg, Essen, Oberhausen und Mülheim gehören. 846 Absolventen der Meisterschulen werden am Sonntag bei der zentralen Meisterfeier in Düsseldorf geehrt. Im Jahr davor waren es 979 Absolventen, in den 1990-er Jahren sogar oftmals mehr als 2000. Der Rückgang bei den Ausbildungsverträgen in den vergangenen zehn Jahren schlägt nun auch auf die Zahl der Meisterprüfungen durch.
Handwerker-Präsident Andreas Ehlert sprach am Donnerstag von einem „kleinen, aber feinen Jahrgang“. Die neuen Kfz-, Augenoptiker-, Tischler- oder Dachdeckermeister zählten zur „Leistungselite“. Mut macht Ehlert die steigende Gründungsbereitschaft der neuen Meister. 54,3 Prozent von ihnen möchten eine Geschäftsidee auf eigenes Risiko verwirklichen – der höchste Wert seit zehn Jahren.
Ruf nach 3000 Euro „Meisterbonus“
Um Handwerker zur Meisterprüfung zu motivieren und die Zahl der Absolventen wieder zu steigern, rufen Ehlert sowie Kammer-Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann nach der Einführung eines „Meisterbonus“, den erfolgreiche Meisterprüflinge heute schon in Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen erhalten.
Die Landesregierung hat diesen Bonus in Aussicht gestellt, die Handwerkskammer Düsseldorf nennt sogar schon eine Wunsch-Größenordnung: Bayern habe den Bonus von 1000 auf 2000 Euro verdoppelt, NRW sollte dies mit 3000 Euro übertreffen. Die Meister-Ausbildung koste im Schnitt etwa 6000 Euro, angehende Goldschmiede- oder Zahntechnikermeister müssten sogar mehr als 10.000 Euro bezahlen.
Meister-Firmengründer haben gute Chancen
Die Nachwuchs-Probleme in den Gewerken werden trotz einer „unfassbaren Hochkonjunktur-Phase“ immer größer. Nur noch jedes dritte Familienunternehmen hat einen internen Nachfolger. In den kommenden fünf Jahren werden im Kammerbezirk etwa 10.000 Firmeninhaber aufhören.
Handwerksmeister, die ein Unternehmen gründen, haben recht gute Chancen, sich am Markt zu behaupten. Fast 70 Prozent der Unternehmen waren fünf Jahre nach der Gründung noch im Geschäft, besonders erfolgreich waren zuletzt Kfz-Meister. Ganz anders sieht dies bei den zulassungsfreien Handwerken aus, in denen sich Interessierte auch ohne Zulassungsvoraussetzungen selbstständig machen können, zum Beispiel Fliesen-, Parkett- und Estrichleger. Hier überstand im Bezirk Düsseldorf nur jede vierte Firma die ersten fünf Jahre.
Der Frauenanteil unter den Handwerksmeister bleibt niedrig und liegt bei aktuell rund 20 Prozent. Unter den 846 Nachwuchs-Führungskräften sind nur 165 Frauen. In den Jahren 2012 und 2013 lag der Frauenanteil noch bei mehr als 25 Prozent.
>>> Aufruf für die Europawahl
Axel Fuhrmann rief vor der Meisterfeier zur Teilnahme an der Europawahl auf. Das Handwerk sei stets „international“ gewesen, heute mehr denn je. „Bitte keine neuen Schranken, Barrieren, Zölle in Europa“, sagte Andreas Pauli, Chef der Velberter Firma „Waagen Pauli“, die auch in Großbritannien und Luxemburg am Markt ist.