Essen. Die Metro will Kette Real an die Redos-Gruppe, der auch das Rhein-Ruhr-Zentrum gehört, verkaufen und überraschend selbst im Unternehmen bleiben.

Die SB-Warenhauskette Real steht vor dem Verkauf. Der Mutterkonzern Metro habe sich mit einem Konsortium um den Immobilien-Investor Redos auf exklusive Verkaufsverhandlungen geeinigt, teilte die Metro am Abend nach einer Aufsichtsratssitzung mit. Entgegen ihrer ursprünglichen Planung will der Düsseldorfer Konzern mit 24,9 Prozent an Real beteiligt bleiben und soll nach drei Jahren die Option haben, ganz auszusteigen.

Die Redos-Gruppe ist im Ruhrgebiet keine Unbekannte. Sie hatte 2018 das Rhein-Ruhr-Zentrum mit dem angrenzenden Stinnes-Hochhaus in Mülheim übernommen und will ab dem kommenden Jahr massiv in die Mall investieren. Medienberichten zufolge stehen Redos die Bank Morgan Stanley und der Einkaufszentrum-Betreiber ECE als Finanzierungspartner zur Seite. Die Lebensmittel-Zeitung meldet, dass das Konsortium „in engem Kontakt“ zu Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka stehe. Die Hamburger Genossenschaft wolle bis zu 100 der 278 Real-Standorte betreiben, schreibt das Blatt. Edeka wollte sich zu der Darstellung nicht äußern.

Redos soll Real als Ganzes übernehmen

Metro teilte am Abend mit, dass sie „Real als Ganzes“ an Redos veräußern wolle. Das hatte Konzernchef Olaf Koch seit Einleitung des Verkaufsprozesses im Herbst 2018 immer wieder betont. Nach dem „aktuellen Verhandlungsstand“, heißt es in der schriftlichen Erklärung, werde der Unternehmenswert von Real auf rund eine Milliarde festgelegt. Dahinter verbirgt sich offenbar der Wert der rund 60 Immobilien, die sich im Eigentum der Metro befinden und nach früheren Aussagen Kochs auf rund 900 Millionen Euro beziffert werden.

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Metro-Chef Olaf Koch hatte im Herbst 2018 angekündigt, die schwächelnde Kette Real zu verkaufen. Metro selbst wolle sich danach wieder ganz auf ihr Großhandelsgeschäft konzentrieren. Koch hatte mehrfach betont, dass er Real nur als Ganzes abgeben wolle. In den 278 Real-Filialen arbeiten rund 34.000 Menschen. 65 Immobilien befinden befinden sich nach früheren Angaben im Eigentum der Metro. Ihr Wert wird nach Angaben des Konzerns auf rund 900 Millionen Euro geschätzt.

Das ist offenbar auch der Preis, den Koch von möglichen Real-Erwerbern fordert. Rund 500 Millionen Euro sollten bei einem Verkauf der Metro dabei zufließen. Der Düsseldorfer Handelskonzern werde dabei eine Wertberichtigung auf Real von rund 385 Millionen Euro vornehmen, hieß es. Seine Bilanz für das erste Geschäftshalbjahr will Metro-Chef Koch am Donnerstag Vormittag präsentieren.

Vertragsabschluss bis Sommer erwartet

Der Verkauf von Real an Redos ist aber noch längst nicht in trockenen Tüchern. Vorstand und Aufsichtsrat der Metro müssten einem etwaigen Vertragsabschluss noch zustimmen, hieß es. Zudem wäre auch eine Freigabe durch die Kartellbehörden erforderlich. Redos will Insidern zufolge das Geschäft bei Real fortführen und die Kette im Kern erhalten. Nur einzelne Märkte sollen an Wettbewerber veräußert werden. Auch diesem Plan müssen die Bonner Kartellwächter zustimmen. Die Wettbewerbshüter verfolgen Transaktionen im Einzelhandel mit Argusaugen, weil sie eine weitere Konzentration in der Branche fürchten.

Metro-Chef Olaf Koch.
Metro-Chef Olaf Koch. © Kai Kitschenberg

Zuletzt hatte das Kartellamt den Verkauf der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann an Edeka untersagt. Nach zwei Jahren zäher Verhandlungen machte dann eine Ministerentscheidung des damaligen Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel (SPD) den Weg frei. Einige Dutzend Filialen gingen dann an den Konkurrenten Rewe.

Redos auf Einzelhandels-Immobilien spezialisiert

Der 2004 gegründete und auf Einzelhandelsimmobilien spezialisierte Investor Redos hat Insidern zufolge keine Partner aus dem Einzelhandel. Das könnte die Genehmigung des Kartellamts erleichtern. Das Real-Management soll die Kette nach einer Übernahme führen, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Aktuell betreut Redos nach eigenen Angaben ein Portfolio von Einzelhandelsobjekten im Wert von rund 2,5 Milliarden Euro an 74 Standorten bundesweit. Bald könnten es deutlich mehr werden. Ziel sei es, im Sommer 2019 auf Basis einer ausführlichen Prüfung der Bücher zu einem Vertragsabschluss zu kommen, teilte Metro mit.

Während die Gespräche mit Kaufinteressenten weitestgehend im Verborgenen geführt wurden, hatte allein Klaus Gehrig, Chef der Schwarz-Gruppe (Lidl), öffentlich angeboten, bis zu 130 Real-Standorte zu übernehmen, um dort Filialen der eigenen SB-Warenhauskette Kaufland zu eröffnen.