Essen/Hamburg. . Edeka hat die Umätze in den von Kaiser’s Tengelmann übernommenen Märkte um fast die Hälfte gestiegen. Auch gesunkene Preise locken mehr Kunden.
Die wiederaufgeblühte Beliebtheit von Supermärkten hat den größten deutschen Lebensmittelhändler Edeka im vergangenen Jahr erstmals über die Hürde von 50 Milliarden Euro Umsatz gehoben. Das Hamburger Unternehmen profitierte freilich auch vom Zuwachs durch die 338 ehemaligen Kaiser’s Tengelmann-Filialen, die seit Januar 2017 zu Edeka und dem konzerneigenen Discounter Netto gehören.
Bei der Vorlage der Bilanz für das vergangene Jahr sprach Edeka-Chef Markus Mosa am Dienstag von einer „erfolgreichen Integration“ der Läden aus der Mülheimer Tengelmann-Gruppe. Nach zweijährigem Kampf konnte Edeka nach der Ministererlaubnis von Sigmar Gabriel einen Großteil der Kaiser’s Tengelmann-Märkte übernehmen. Mehr als 60 gingen an den Rivalen Rewe.
Umstellung in NRW bis Ende des Jahres
Auch in NRW, wo Kaiser’s Tengelmann zuletzt besonders große Probleme hatte und tiefrote Zahlen schrieb, schreitet die Umstellung voran. 51 Filialen betreibt inzwischen der Discounter Netto. 46 Märkte hat die Edeka Rhein-Ruhr übernommen. Nach Angaben aus dem Unternehmensumfeld steht an 24 Standorten inzwischen der Schriftzug Edeka über dem Eingang. Den Rest will Dirk Neuhaus, Chef von Edeka Rhein-Ruhr, bis zum Jahresende umgebaut haben.
Die Umsätze der ehemaligen Kaiser’s Tengelmann-Filialen seien im vergangenen Jahr durchschnittlich um 47 Prozent gewachsen. In der Spitze soll das Plus sogar 60 Prozent betragen. Über die fünfjährige Beschäftigungsgarantie hinaus, die Edeka als Auflage aus der Ministererlaubnis erfüllen muss, hat der Lebensmittelriese dem Vernehmen nach die Mitarbeiterzahl in den übernommenen Filialen jeweils um zehn bis 15 Prozent erhöht.
5000 Artikel mehr im Sortiment
Der Grund: Edeka weitet sowohl die Frischetheken als auch die Obst- und Gemüseabteilungen aus. Die Kunden sollen zudem in den Supermärkten von einem breiteren Sortiment, das um rund 5000 Artikel ausgebaut wird, sowie von günstigeren Preisen profitieren. Im Vergleich zur Kaiser’s Tengelmann-Ära könnten die Verbraucher beim Einkauf jetzt zehn Prozent sparen, heißt es. Um die Märkte wettbewerbsfähig zu machen, will Edeka Rhein-Ruhr nach Angaben aus Unternehmenskreisen 19 Millionen Euro in die Hand nehmen.
Bundweit dreht Edeka allerdings ein sehr viel größeres Rad. „Im laufenden Jahr 2018 werden wir erstmals mehr als zwei Milliarden Euro in Deutschland investieren“, kündigte Finanz- und Personalvorstand Martin Scholvin am Dienstag an. Ohne die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann eröffnete der Verbund im vergangenen Jahr 245 neue Einzelhandelsstandorte, 148 Märkte wurden erweitert. Die Gesamtverkaufsfläche stieg um 3,2 Prozent auf 11,2 Millionen Quadratmeter an. „Angriff ist die beste Verteidigung“, umschrieb Edeka-Chef Mosa seine Strategie.