Essen. . Jeder zehnte Altenpfleger in NRW wird im Ausland rekrutiert. Die Personalsuche treibt Heimbetreiber immer öfter nach Asien und Afrika.
Immer häufiger werben Seniorenheime in NRW Kräfte aus Nicht-EU-Ländern wie Serbien, Marokko oder von den Philippinen an. Ihre Zahl steigt seit 2013 kontinuierlich an – auf inzwischen 13.300. Inzwischen hat jeder zehnte Altenpfleger in NRW laut Bundesagentur für Arbeit (BA) einen ausländischen Pass. Weil die Altenheime ihre Stellen nicht mehr mit deutschen Fachkräften besetzen können, investieren sie viel Zeit und Geld, um Personal aus aller Welt zu rekrutieren.
Einer von der Landesregierung in Auftrag gegebenen beauftragten Studie zufolge fehlen aktuell bereits rund 10.000 Pflegekräfte in NRW. Im kommenden Jahrzehnt könnte sich die Lücker vervielfachen, warnen Experten. „Das bedroht die Einrichtungen in ihrer Existenz und die Versorgung für Menschen im Alter ist nicht mehr adäquat gewährleistet“, warnt Burkhardt Zieger vom Regionalverband Nordwest des Berufsverbands für Pflegeberufe.
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Alexander Boulbos, Geschäftsführer der Geros Altenheime in Castrop-Rauxel, in denen inzwischen Pflegekräfte aus 19 Ländern arbeiten, sagt: „Der Markt hier ist abgegrast. Hätten wir die ausländischen Kräfte nicht, könnten wir die Versorgung nicht sicherstellen.“
Ausländische Kräfte sind oft höher qualifiziert
Den Trend, Altenpfleger aus Asien und Afrika zu rekrutieren, sieht Zieger trotzdem kritisch. Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede seien nicht zu unterschätzende Hürden: „Das macht die Situation der Menschen, die gepflegt werden, nicht besser.“ Die Gewerkschaft Verdi betont dagegen, dass Pflegekräfte aus dem Ausland oft besser ausgebildet seien, viele sogar studiert hätten.
Im Auftrag der Heime rekrutieren zahlreiche Personalagenturen Fachkräfte aus Asien und Afrika, lotsen sie durch die Bürokratie. Denn gerade Menschen aus Nicht-EU-Ländern müssen zuerst viele Amtsgänge hinter sich bringen. Das kann Jahre dauern, klagen Heimbetreiber.
10.000 Euro kostet die Vermittlung pro Pflegekraft
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Auch die Bundesagentur holt seit 2013 Pflegekräfte vor allem aus Serbien, Bosnien-Herzegowina, von den Philippinen und aus Tunesien nach Deutschland. Denn dort haben sie besonders schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Eine Vermittlung durch die BA kostet die Heimbetreiber 5500 Euro. In Deutschland kommen noch etwa 5000 Euro für Sprachkurse und die Kenntnisprüfung bei der Bezirksregierung dazu. Wenn Kräfte über private Agenturen vermittelt werden, liegen die Kosten den Betreibern zufolge ebenfalls bei rund 10.000 Euro. Eine Investition, die sich nur lohnt, wenn die Arbeitskräfte auch alle Prüfungen bestehen und mehrere Jahre bleiben.