Essen. . Drei Wochen früher als sonst war auf hiesigen Feldern der erste Spargel reif. Wie er schmeckt, was er kostet und warum die Saison eher kurz wird.

Auf den Spargelfeldern von Wilhelm Beckmann in Bottrop-Kirchhellen ist die Winterruhe vorbei. Erntehelfer arbeiten sich in gebückter Haltung an den mit schwarzer Folie bedeckten Dämmen entlang. Unter ihnen recken schon die ersten Stangen ihre Köpfe aus dem Boden. Mit dem Messer stechen die Arbeiter eine nach der anderen ab und legen sie in die Sammelbehälter neben dem Damm. Zusehends füllen sich die blauen Kisten mit dem weißen Gemüse.

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Die Spargelfelder am Schloß Beck am Montag, den 18. März 2019 in Bottrop Feldhausen. Foto : Heinrich Jung / FUNKE Foto Services
Von Matthias Düngelhoffund Kai Süselbeck

Wegen des ungewöhnlich milden Winters herrscht auf den Spargelfeldern im Land schon Hochbetrieb. Deutlich früher als gewöhnlich konnten die Landwirte in diesem Jahr mit der Ernte beginnen, denn die Pflanzen sprossen schon im März den warmen Sonnenstrahlen entgegen. Spargelfreunde sollten jedoch nicht allzu lange mit dem Einkauf zögern, denn wie lange das Gemüse so eifrig wächst, ist unklar. Einige Anbauer fürchten, dass den Stangen wegen der Dürre im vorigen Sommer die Energie ausgegangen sein könnte.

2018 war ein gutes Jahr für Spargelbauern

Rund 360 Betriebe bauen in NRW Spargel auf 4000 Hektar Fläche an. Bezogen auf die Anbauflächen ist der Spargel damit die stärkste Gemüseart im Land, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Sein Anteil lag 2018 bei 15,1 Prozent. Der jährliche Ertrag liegt laut Landwirtschaftskammer NRW bei etwa 18.000 Tonnen. Damit liegt Nordrhein-Westfalen auf dem dritten Platz im Bundesvergleich hinter Brandenburg und Niedersachsen.

Eine Spargelwurzel aus den der Spargel wächst.
Eine Spargelwurzel aus den der Spargel wächst. © Olaf Fuhrmann

Im vergangenen Jahr freuten sich die Bauern über eine besonders üppige Ernte. Insgesamt 21.000 Tonnen kamen zusammen. Wahlweise in der weißen oder grünen Variante schmeckt das Gemüse den Deutschen so gut, dass sie mit einem Pro-Kopf-Verzehr von 2,2 Kilogramm pro Jahr Europameister im Spargelessen sind.

Milder Februar bescherte Bauern frühen Erntebeginn

Von Mitte April bis zum Johannistag am 24. Juni dauert die Saison. Wegen der starken Nachfrage versuchen aber viele Landwirte, den Erntebeginn nach vorne zu verlegen. Folien, unter denen sich Wärme sammelt, helfen dabei. In diesem Jahr spielte das Wetter den Bauern zusätzlich in die Karten: „Dass der Spargel seine Köpfe schon so früh aus dem Spargeldamm streckt, liegt an den warmen Temperaturen im Februar“, so die Landwirtschaftskammer. Bereits Ende März kamen die ersten Stangen in den Handel.

Frischer Spargel bricht beim Biegen

Frischen Spargel erkennen Verbraucher an einer saftigen Schnittstelle. Bei leichtem Daumendruck tritt dort sogar Saft aus. Darauf weisen die regionalen Verbände der Deutschen Spargelbauer hin.

Weitere Indizien seien fest geschlossene Köpfe sowie glänzende Stangen.

Sind die Schnittstellen bräunlich, trocken und lassen sich die Stangen biegen, ohne zu brechen, hat der Spargel bereits einen großen Teil seiner Qualität eingebüßt. Wer die Wahl hat, sollte deshalb auf frischen Spargel aus regionalem Anbau setzen. Dieser garantiere besten Geschmack, solange er nicht älter als zwei Tage gelagert wurde. (dpa)

„Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon mal so früh angefangen haben“, sagt Christoph Köster vom Köstershof in Oberhausen. Er baut das Gemüse auf drei Hektar Fläche an und verkauft seine Ernte im Hofladen. 12,90 Euro kostet ein Kilo in bester Qualität dort, Supermärkte bieten deutschen Spargel schon für weniger als zehn Euro an. Doch der Preis ist so sensibel wie der Spargel: Bei schlechtem Wetter wachsen die Stangen langsamer, die Nachfrage ist aber besonders an Wochenenden hoch. Dann erhöht Köster den Preis.

Die frühe Ernte schadet dem Geschmack nicht

Während er und seine vier Erntehelfer nach dem sonnigen Wochenende am Montag 120 Kilo auf dem Feld stechen konnten, seien sie nach dem verregneten Mittwoch mit nur zehn Kilo zurückgekommen, berichtet er. Doch nicht nur das aktuell wechselhafte Wetter macht den Landwirten Sorgen, sondern auch der Dürresommer 2018. Denn die Spargelpflanzen bilden ihre Nährstoffreserven für das kommende Jahr bereits im Vorjahr. „Aufgrund der Trockenheit wird der Spargel weniger Energie haben“, vermutet Köster. Das könnte bedeuten, dass die Stangen nicht so gut wachsen, die Erntezeit also nicht nur früher begonnen hätte, sondern auch früher enden muss. Aktuell sei davon jedoch noch nichts zu merken, und die Stangen wachsen ungewöhnlich gut für die frühe Jahreszeit.

Unter der Folie reifen die Stangen schon früher, weil die Wärme so besser gespeichert werden kann.
Unter der Folie reifen die Stangen schon früher, weil die Wärme so besser gespeichert werden kann. © Thorsten Lindekamp

Geschmacklich konnte die Dürre dem Gemüse aber nichts anhaben, wie Spargelbauer Wilhelm Beckmann berichtet, der in Bottrop-Kirchhellen auf 100 Hektar Spargel anbaut. „Wir haben auch schon mit der Ernte begonnen und er schmeckt sehr, sehr gut, wie in der Hochsaison“, sagt er. Das liege auch am warmen Wetter, denn je schneller das Gemüse wachse, desto besser sei sein Geschmack. Im Schnitt sprießt eine Stange drei bis vier Zentimeter am Tag.

Stabile Preise trotz steigender Kosten für Landwirte

Christiane James von der Spargelanbauervereinigung Spargelstraße NRW blickt optimistisch auf die Ernte und erwartet ähnliche Dimensionen wie im vergangenen Jahr – auch preislich. Letzteres bereitet der Sprecherin der Spargelbauern jedoch Sorgen: „Das ist ärgerlich für die Produzenten, deren Kosten – Mindestlohn und Energie – ständig steigen.“ Zumal der Gewinn aus der Spargelernte zum Großteil direkt bei den Erzeugern landet: Bis zu 70 Prozent des Gemüses werden laut Landwirtschaftskammer direkt über Hofläden, Marktstände oder in Fachgeschäften verkauft.