Düsseldorf. . Metro-Chef Koch will die 278 Real-Märkte spätestens bis Juni verkauft haben. Er erwartet, dass die Interessenten bald Angebote vorlegen.
Metro-Chef Olaf Koch legt sich fest: Im Mai oder Juni will er einen Käufer für seine schwächelnde SB-Warenhauskette Real präsentieren. Aktionäre, die am Freitag bei der Hauptversammlung des Handelsriesen in Düsseldorf nachbohren sollten, werden sich noch gedulden müssen.
Im September des vergangenen Jahres hatte Koch das Verkaufsverfahren für Real eingeläutet. Bei der Vorlage der Zahlen für das Weihnachtsquartal Oktober bis Dezember 2018 kündigte der Metro-Chef am Dienstag an, den Prozess im Mai oder Juni abzuschließen. „Das sieht alles sehr gut aus. Es gibt mehr als eine Hand voll engagierter Interessenten. Wir erwarten bald unverbindliche Angebote“, sagte Koch.
Kaufland soll Interesse an Real haben
Namen nannte er freilich nicht. Dem Rivalen Kaufland, der wie der Discounter Lidl zur Schwarz-Gruppe gehört, wird ein Interesse an bis zu 100 der 278 Real-Märkte nachgesagt. Koch betonte am Dienstag aber wiederholt, dass er Real nur als Ganzes verkaufen wolle. Spekuliert wird deshalb, dass sich Kaufland mit einem Finanzinvestor zusammentun könnte, der Real nach dem Erwerb zerlegen könnte. Der Metro-Chef räumte am Dienstag selbst ein, dass die kartellrechtlichen Hürden für einen strategischen Investor im deutschen Einzelhandel groß seien.
Obwohl der Umsatz bereinigt um vorübergehende und dauerhafte Filialschließungen im 1. Quartal 2018/19 leicht um 1,7 Prozent auf 2,0 Milliarden Euro zurückging, sieht Koch die SB-Warenhauskette „stabilisiert“. Dabei hat sich das betriebliche Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei Real von 104 auf 52 Millionen Euro halbiert. Koch erklärte den Rückgang mit vorübergehenden Mehraufwendungen nach dem Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag für neu einzustellende Mitarbeiter und Rückstellungen für künftige Standort-Schließungen.
Metro leidet unter Gelbwesten-Protest in Frankreich
Auch das Großhandelsgeschäft, auf das sich die Metro nach dem Real-Verkauf ganz konzentrieren will, fiel von Oktober bis Dezember 2018 verhalten aus. Das um Immobilientransaktionen bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank um 6,4 Prozent auf 470 Millionen Euro. Unter dem Strich ging der Gewinn um knapp 13 Prozent auf 202 Millionen Euro zurück. Der Umsatz sank leicht um 0,6 Prozent auf 8,017 Milliarden Euro. Als Gründe nannte Metro-Chef Koch negative Währungseffekte und Preissenkungen im für den Konzern so wichtigen Russland-Geschäft.
In Deutschland dagegen verdiente die Metro wieder mehr Geld: Das Ebitda ohne Ergebnisbeiträge aus Immobilientransaktionen wuchs im ersten Quartal um zwei auf 68 Millionen Euro. In Westeuropa kletterte es von 170 auf 175 Millionen Euro. Dabei litt auch die Metro in Frankreich unter dem Protest der „Gelbwesten“. Da die Lkw „alternative Routen“ zu den Filialen genommen hätten, um blockierte Straßen zu meiden, sei es in den französischen Großmärkten nicht zu Warenengpässen gekommen, unterstrich Metro-Chef Koch.