Essen. Die Verkehrsverbände in NRW wollen Fahrpreise künftig per App berechnen. Bei den Kunden wirft das Fragen auf. Wir haben uns beim VRR erkundigt.
Am Mittwoch haben Nordrhein-Westfalens Verkehrsverbände VRR, NVR und NWL ihre Pläne zum ticketlosen Bus- und Bahnfahren verkündet. Eine Smartphone-App soll ab 2020 Ein- und Ausstiege von Kunden automatisch erkennen und anhand dessen den Fahrpreis berechnen.
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Dieses sogenannte "Check-in/Be-out-System" (CiBo) wirft bei vielen Fahrgästen Fragen auf. Besonders in den sozialen Medien gibt es Diskussionen. Während manche sich sorgen, ohne Smartphone nicht mehr mitfahren zu können, äußern andere Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Wir haben beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) nachgefragt.
Ich besitze kein Smartphone oder möchte es nicht zum Bus- und Bahnfahren benutzen. Kann ich meine Tickets auch weiterhin auf herkömmliche Weise erwerben?
Ja. Fahrgäste werden nicht dazu gezwungen, das CiBo-System zu benutzen. Laut VRR hat jeder Kunde nach wie vor die Möglichkeit, seine Fahrkarte am Ticketschalter oder -automaten zu kaufen. Menschen ohne technische Affinität bleiben also nicht außen vor.
Ich verfüge nur über ein begrenztes Datenvolumen. Können durch die Verwendung des CiBo-Systems zusätzliche Kosten auf mich zukommen?
Trotz regelmäßiger Ortung soll das Programm keinen außergewöhnlich hohen Datenverbrauch haben. Der VRR sagt dazu: "Das Verfahren beruht auf üblichen Gegebenheiten und dem Verbrauch von Datenvolumen, wie es bereits heute beim Kauf von Online-Tickets besteht." Generell wird sich der Verbrauch von Daten nicht vermeiden lassen, denn mit einer flächendeckenden WLAN-Ausstattung in Bus und Bahn ist bis zur Einführung von CiBo nicht zu rechnen.
Was passiert, wenn sich während der Fahrt der Akku leert und mein Smartphone sich ausschaltet?
"Wenn der Akku des Smartphones leer ist, kann der Fahrgast kein gültiges Ticket vorweisen", so die Auskunft des VRR. Kunden müssen also dafür Sorge tragen, dass ihr Telefon ausreichend geladen ist.
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Wie bezahle ich meine Fahrten? Wird es eine transparente Abrechnung geben?
Bei der Entwicklung des Systems will man die üblichen Zahlungsmöglichkeiten berücksichtigen. Kunden dürften ihre Fahrten also in jedem Fall über Bankeinzug oder Kreditkarte bezahlen können. Am Ende eines Monats sollen die Kunden eine Rechnung erhalten, die alle angefallenen Kosten auflistet.
Ich fahre häufig dieselbe Strecke. Wird das CiBo-System automatisch den günstigsten Fahrpreis für mich berechnen und dabei auch Abos oder Mehr-Fahrten-Tickets berücksichtigen?
Nein. Wer seine Fahrten künftig über die App bezahlt, nutzt dann einen extra entwickelten Tarif. "Der VRR wird in den kommenden Monaten erarbeiten, wie ein elektronischer Tarif ausgestaltet sein muss, um ihn perspektivisch in das das reguläre Angebotssortiment einzuführen", heißt es von Seiten des Verkehrsanbieters. Vielfahrer sollten also weiterhin Abos oder Mehr-Fahrten-Tickets nutzen, um ihre Kosten zu minimieren. Auch wer Sparangebote wie das Schöner-Tag-Ticket nutzen will, sollte sich wie gehabt selbst um das entspechende Ticket kümmern.
Als Nutzer des CiBo-Systems werde ich regelmäßig geortet. Was passiert mit meinen Daten?
Die Fahrtendaten sollen laut VRR getrennt von allen anderen Daten gespeichert werden. Weiter heißt es: "Ausschließlich zur Geschäfts- und Zahlungsabwicklung werden diese Daten mit den personenbezogenen Daten in Verbindung gebracht. Entsprechende Datenschutzrichtlinien werden eingehalten."
Grundsätzlich merkt der VRR an, mit "nextTicket" in diesem Jahr bereits ein ähnliches System getestet zu haben. Während der Testphase wurde bei 3200 freiwilligen Teilnehmern der Fahrpreis nach Kilometern abgerechnet - ebenfalls per App.