Duisburg. . Andernfalls drohten regelmäßig Engpässe und Verluste bei Niedrigwasser. Naturschützer wollen das seit 2014 geplante Projekt verhindern.

So niedrig wie in diesem Spätsommer und Herbst war Deutschlands größter Strom noch nie: Am Ruhrorter Pegel in Duisburg schrumpfte Vater Rhein bis Ende Oktober auf die Maße eines kleinen Mannes – 1,70 Meter. Der Rekord-Tiefstand blieb nicht ohne Folgen: Die Schiffe konnten nur noch einen Bruchteil der sonst üblichen Fracht laden, manche liefen trotzdem auf Grund.

Entsprechend konnten über den Rhein und die abzweigenden Kanäle weniger Rohstoffe an die Industrie geliefert und umgekehrt weniger Exportwaren abtransportiert werden. Das traf Chemiekonzerne wie Evonik ebenso wie die Raffinerien und führte mitunter zu Spritmangel an hiesigen Tankstellen.

„Die Schifffahrt braucht mehr Wasser unterm Kiel“

Damit das künftig nicht regelmäßig passiert, dringen die Binnenschiffer nun darauf, die Fahrrinne möglichst bald zu vertiefen. „Die Verbesserung der Infrastruktur darf nicht mehr auf die lange Bank geschoben werden, die Schifffahrt braucht mehr Wasser unterm Kiel“, sagte Fabian Spieß vom Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) am Wochenende. Wenn die Politik wirklich mehr Güter von der Straße aufs Wasser verlagern wolle, müssten Fahrrinnen vertieft, Schleusen in Stand gehalten und Engpässe beseitigt werden. Der BDB nannte als unverzichtbare Vorhaben die Vertiefung der Fahrrinne im Niederrhein und bei Mainz.

Naturschützer wollen das verhindern und haben Widerstand angekündigt. Sie sehen das Ökosystem des Flusses samt Fischen in Gefahr sowie die Uferbereiche und Auen in Mitleidenschaft gezogen.

Die Rhein-Vertiefung in NRW steht seit 2016 im Bundesverkehrswegeplan und wird dort als „vordringlich“ eingestuft. Was auf der Planungsschiene mit allen Genehmigungsverfahren und Beteiligung der Öffentlichkeit einen Baubeginn nicht vor Mitte der 20er-Jahre und die Fertigstellung bis 2030 bedeutet. Bis dahin drohen längere Trockenperioden immer wieder den Schiffsverkehr zu stören.

Vertiefung der Rinne würde Ufer-Pegel sinken lassen

Es geht um Ausbaggerungen von rund 30 Zentimetern. Dadurch soll die Fahrrinne zwischen Duisburg und Neuss auf etwa 2,80 Meter sowie zwischen Neuss und Dormagen auf 2,70 Meter vertieft werden – dies jeweils auf einer Breite von 150 Metern. Veranschlagte Gesamtkosten: 201 Millionen Euro. Auf den Weg gebracht hat die Rhein-Vertiefung der frühere Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) bereits 2014, die neue schwarz-gelbe Landesregierung sieht den Bedarf ebenso und will das Projekt laut Koalitionsvertrag mit den anderen Rhein-Anliegerländern vorantreiben.

Die Ausbaggerung eines Flussbetts hat allerdings immer auch Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt am Grund und auch an den Randzonen. Denn eine Vertiefung der Fahrrinne lässt den Wasserstand an den Uferbereichen sinken und damit auch das Grundwasser unter den angrenzenden Auen. Die Umweltverbände Nabu und BUND haben deshalb ihren Widerstand gegen die Tieferlegung des Rheins angekündigt.