Essen. . Die Stahlfusion mit Tata reicht dem Thyssenkrupp-Großaktionär Cevian nicht. Cevian-Gründer Förberg fordert einen weiteren Konzernumbau.
Der Thyssenkrupp-Großaktionär Cevian zeigt sich nach der Unterschrift zur Stahlfusion mit Tata weiterhin unzufrieden mit der Aufstellung des Essener Industriekonzerns. „Thyssenkrupp ist mit der Strategie des Konglomerats und seiner Matrix-Organisation gescheitert“, sagte Cevian-Gründer Lars Förberg. Über die Ausgliederung der Stahlsparte hinaus forderte Förberg einen weiteren Umbau von Thyssenkrupp. „Jetzt muss für jede der Sparten konsequent geprüft werden, welche Struktur und welche Eigentumsverhältnisse am besten geeignet sind“, sagte der Cevian-Gründer. Zudem sei die Geschäftsentwicklung in den nun verbleibenden Thyssenkrupp-Sparten verbesserungswürdig. Es sei „dringend notwendig“, die „erhebliche und andauernde Underperformance der Industriesparten zu beseitigen“.
Die Anlagenbausparte Industrial Solutions von Thyssenkrupp, die unter anderem Düngemittelfabriken oder andere industrielle Produktionsstätten baut, zeigt derzeit Schwächen. Spekuliert wird zudem, dass Thyssenkrupp nach der Stahlsparte auch die Werkstoffhandelstochter Materials Services zur Disposition stellen könnte. Nach der Trennung von der Stahlproduktion nimmt die Bedeutung der Aufzugsparte bei Thyssenkrupp zu. Schon jetzt sind Aufzüge das wichtigste Produkt im Thyssenkrupp-Portfolio. Darüber hinaus gehören die Herstellung von Autoteilen sowie der Bau von Schiffen und U-Booten zum Geschäft von Thyssenkrupp.
Hiesinger will neue Strategie präsentieren
Mit einem Anteilspaket von rund 18 Prozent ist Cevian der zweitgrößte Einzelaktionär nach der traditionsreichen Essener Krupp-Stiftung mit 21 Prozent. Neben Cevian fordert auch der neu eingestiegene US-Fonds Elliott von Thyssenkrupp-Vorstandschef Heinrich Hiesinger einen weitreichenden Konzernumbau. Seit einiger Zeit gibt es Spekulationen zu Sparplänen für die Verwaltung, wenn es zur Trennung von der Stahlsparte gekommen ist. Hiesinger will dem Aufsichtsrat in der Woche ab dem 9. Juli seine neue Strategie für Thyssenkrupp vorstellen.
Die Ausgliederung des Stahlgeschäfts und die Gründung des Stahl-Joint-Ventures mit Tata seien „ein Schritt, um die hohe Komplexität der Konglomeratsstruktur zu reduzieren“, erklärte Cevian-Gründer Förberg am Sonntag. Er forderte zugleich: „Das Joint Venture muss nun zügig und mit der nötigen Konsequenz realisiert werden, damit dessen volles Potenzial ausgeschöpft werden kann.“
Thyssenkrupp trennt sich von der Keimzelle
Förberg stichelte erneut gegen das Thyssenkrupp-Management: „Maßgabe für diese Entscheidungen und für die Restrukturierung des Portfolios muss die industrielle Logik sein – und nicht Tabus, geschichtliche Entwicklung, Emotionen oder persönliche Ambitionen“, sagte er. „Die Geschäftsbereiche der Gruppe werden nur dann überleben und erfolgreich sein, wenn sie schlank und effizient aufgestellt sind und sich ohne die überzogenen Kosten und Bürokratie der Zentrale entfalten können.“
Nach Berechnungen von Cevian ist demnach ein deutlich höherer Aktienkurs möglich. „Wenn die richtigen strategischen Entscheidungen getroffen und in bester Qualität umgesetzt werden, könnte Thyssenkrupp mit einem Wert von 50 Euro je Aktie und nicht wie zurzeit um die 21 Euro bewertet werden“, so Förberg.
In der Nacht zum Samstag hatte Thyssenkrupp die Stahlfusion mit Tata besiegelt. Damit endet eine Ära im Revierkonzern. Thyssenkrupp trennt sich mit dem Stahlgeschäft von der Keimzelle des Unternehmens. Mit dem Joint Venture Thyssenkrupp Tata Steel soll Europas zweitgrößter Stahlkonzern nach ArcelorMittal entstehen – mit rund 48.000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden.