Essen. . Die Verträge mit dem indischem Konzern Tata sind unterschrieben. Thyssenkrupp gliedert Keimzelle des Unternehmens aus.

Die Stahlfusion von Thyssenkrupp mit dem indischen Konzern Tata ist besiegelt. Wie aus einem Schreiben von Stahlchef Andreas Goss an die Mitarbeiter hervorgeht, haben beide Unternehmen die Bündnis-Verträge unterschrieben. Damit gliedert der Essener Industriekonzern sein traditionsreiches Stahlgeschäft aus und konzentriert sich auf Geschäfte rund um Aufzüge, Autoteile, ­U-Boote und Industrieanlagen. Das Gemeinschaftsunternehmen soll den Namen Thyssenkrupp Tata Steel B.V. tragen, teilte Thyssenkrupp am Samstag mit.

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„Thyssenkrupp und Tata Steel haben den Vertrag zur Gründung eines gemeinsamen Unternehmens unterzeichnet“, heißt es in dem von Goss unterzeichneten Schreiben, das unserer Redaktion am Freitagabend vorlag. „Das ist eine gute Nachricht für den Stahl und wegweisend für unsere Zukunft.“ Mit der Gründung des Joint Ventures entstehe eine starke Nummer zwei in der europäischen Stahlbranche.

„Mit diesem Zusammenschluss sind wir besser aufgestellt – durch einen besseren Zugang zu Kunden und Regionen. Wir optimieren unser Produktangebot, können unsere Anlagen besser auslasten und profitieren von der Bündelung unserer Forschungskompetenzen.“

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Die IG Metall hatte schon vor der Aufsichtsratssitzung signalisiert, der Stahlfusion im Aufsichtsrat zuzustimmen. Auch der Betriebsrat von Tata Steel in den Niederlanden sprach sich für das geplante Stahl-Joint-Venture der beiden Konzerne aus. Man habe ausreichende Garantien etwa für Investitionen und Beschäftigung erhalten, teilte der Betriebsrat am Freitag mit.

Thyssenkrupp und Tata planen im Zuge der Fusion den Abbau von jeweils bis zu 2000 Jobs. Ein Tarifvertrag sieht dabei einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende September 2026 vor. Bis dann gilt grundsätzlich eine Standortsicherung für die Thyssenkrupp-Werke. Die Schließung einzelner Anlagen ist aber möglich. So sind die Zusagen des Managements für die Werke Duisburg-Hüttenheim, Bochum und Eichen im Siegerland eingeschränkt und gelten nur bis Ende 2021.

Ruhrbischof Overbeck begrüßt Stahlfusion

"Ich bin sehr froh und allen Beteiligten dankbar, dass sich für die Stahlarbeiter in NRW mit der Aufsichtsratsentscheidung bei ThyssenKrupp eine gute Zukunftsperspektive bietet", begrüßt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck die Entscheidung zur Fusion. "Nach langen und schwierigen Verhandlungen hat sich die Sozialpartnerschaft von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite am Ende wieder einmal bewährt", betonte der Bischof.

Die Entscheidung für die Stahlsparte ermutige und zeige erneut, "dass es möglich ist und sich lohnt, wirtschaftliche und soziale Dimensionen komplexer Unternehmensentscheidungen zusammen zu denken und zu berücksichtigen", hob Overbeck hervor. Für ihn gehöre dies zur sozialen Marktwirtschaft, "die es glaubwürdig zu gestalten und gegen Angriffe zu verteidigen gilt. Davon profitieren wir in unserem Land und viele andere seit langem auch."

Betriebsräte fordern offene Kommunikation und Mitbestimmung

„Das ist ein guter Tag für den Stahl in Duisburg, die Kollegen von Thyssenkrupp und ihre Familien. Mit der Entscheidung tritt der Tarifvertrag „Zukunft Stahl“ in Kraft. Bis 2026 wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Damit gibt es endlich Klarheit und Sicherheit für alle Mitarbeiter am größten Stahlstandort Europas", kommentiert Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link die Vertragsunterzeichnung. Selbstverständlich werde er den weiteren Prozess wie bisher eng begleiten und "ich gehe natürlich davon aus, dass die Absprachen und Verträge zwischen IG Metall und dem Arbeitgeber eingehalten werden."

Nach heftigen Protesten hatten auch die Arbeitnehmervertreter Zustimmung zu dem Vorhaben signalisiert. "Ich bin froh, dass wir Klarheit haben und die Beschäftigten nach einer ewig langen Zeit der Unsicherheit nun wissen, wohin die Reise geht", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Thyssenkrupp-Stahlsparte, Tekin Nasikkol. "Wir erwarten, dass die Belegschaft mitgenommen und offen kommuniziert wird. Wir erwarten auch vom Vorstand, dass die Mitbestimmung im Joint Venture von Anfang an eingebunden wird."

Europas zweitgrößter Stahlkonzern hat dann rund 48.000 Mitarbeiter

Für Thyssenkrupp ist die Fusion das Ende einer Ära. Der größte deutsche Stahlkonzern verabschiedet sich weitgehend von dem stark schwankungsanfälligen Stahl-Geschäft. An dem neuen Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in den Niederlanden wird Thyssenkrupp eine Beteiligung von 50 Prozent halten. Entstehen soll Europas zweitgrößter Stahlkonzern nach ArcelorMittal mit rund 48.000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden. (mit dpa)