Oberhausen. . Der VW-Tochterkonzern MAN Diesel & Turbo heißt nun „Energy Solutions“. Auf den Namen Diesel verzichtet das Unternehmen ab sofort.
Auf den Fahnen, die vor den Werkstoren wehen, ist der Name Diesel schon verschwunden. Auch auf den neuen Visitenkarten steht statt „Diesel & Turbo“ nun der Zusatz „Energy Solutions“ neben dem Logo von MAN. Eine große VW-Tochter streicht damit den Diesel aus dem Namen. Der Augsburger Großmotoren-Hersteller, zu dem weltweit rund 14 000 Beschäftigte innerhalb des Volkswagen-Konzerns gehören, bricht mit der eigenen Tradition.
„Für uns ist die Namensänderung sehr emotional“, sagt Finanzchef Peter Park auf dem Gelände des wichtigen Konzern-Standorts Oberhausen. „Rudolf Diesel ist einer der Wegbereiter unseres Unternehmens. Er hat Ende des 19. Jahrhunderts auf unserem Werksgelände in Augsburg den Diesel-Motor erfunden. Insofern ist ein Abschied von seinem Namen ein großer Schritt für uns. Aber wir wollen ein klares Zeichen setzen – für die Mitarbeiter und Kunden.“
Werk in Oberhausen wichtig für Zukunftsstrategie
Mit dem veränderten Markenauftritt ist auch ein strategischer Neustart des Unternehmens verbunden. Lag der Fokus der Aktivitäten bislang auf dem Bau konventioneller Großmotoren und Turbinen für Schiffe oder die Öl-, Strom- und Gaswirtschaft, will die VW-Tochter nun das Geschäft mit „nachhaltigen Technologien“ bis zum Jahr 2030 zur „zentralen Umsatzsäule“ ausbauen. Im Fokus stehen unter anderem Energiespeicher und umweltfreundlichere Antriebe für Container- und Tankschiffe. Großes Potenzial sieht Vorstandschef Uwe Lauber insbesondere in industriellen Anlagen, mit denen regenerativ gewonnene Energie in Kraftstoffe wie Erdgas umgewandelt wird. Ziel sei es, „das intelligente Energiesystem der Zukunft“ zu bauen.
Dabei sollen die rund 1800 Beschäftigten im Oberhausener Werk eine bedeutende Rolle spielen. „Oberhausen ist ein wichtiger Standort in der Zukunftsstrategie des Unternehmens“, betont Werksleiter Christopher Antes. Auf dem Gelände der früheren Gutehoffnungshütte im Oberhausener Stadtteil Sterkrade stellt die VW-Tochter unter anderem Turbinen für Kraftwerke, Raffinerien und die Gasindustrie her.
„Wir haben eine neue Mission“
„Wir haben nicht nur einen neuen Namen, sondern auch eine neue Mission“, betont Finanzchef Park. „Wir sehen keinen Widerspruch von Ökologie und Ökonomie.“ Besondere Bedeutung hat für MAN das Geschäft mit Antrieben für Container- und Tankschiffe. Etwa die Hälfte des weltweiten Handelsvolumens wird nach Unternehmensangaben mit MAN-Motoren bewegt. „Wir gehen davon aus, dass unsere Kunden künftig seltener Diesel-Antriebe und verstärkt Gas- oder Hybridmotoren mit einem Elektroanteil nachfragen werden“, erklärt Park.
Zuletzt hatte MAN Diesel & Turbo mit Gegenwind zu kämpfen. Überkapazitäten in der Fracht-Schifffahrt und eine Flaute in der Öl- und Gas-Förderung wirkten sich aus. Zur aktuellen Geschäftsentwicklung sagt Park: „Auftragseingang und Umsatz stabilisieren sich.“ Auch der Oberhausener Werkschef Antes erklärt: „Mit dem aktuellen Auftragseingang sind wir gut ausgelastet.“
Spekulation über Verkauf des Geschäfts
Es gebe im Maschinenbau-Geschäft Parallelen zu den Herausforderungen in der Autoindustrie, berichtet Park. Entsprechend aufmerksam verfolgt der Manager die Diskussion über die Diesel-Krise. „Es ist nicht akzeptabel, was passiert ist“, stellt Park klar. „Aber es wäre falsch, den Diesel-Antrieb zu verteufeln.“ Denn seine Kohlendioxid-Bilanz sei „deutlich besser als bei vielen Verbrennungsmotoren“.
Ob MAN Energy Solutions dauerhaft im VW-Konzern bleibt, ist Gegenstand von Spekulationen. Bernd Osterloh, einflussreicher VW-Konzernbetriebsratschef, hat unlängst die Bedeutung des Maschinenbau-Geschäfts für VW betont. Zu Gerüchten über einen möglichen Verkauf will sich Finanzchef Park nicht äußern. „In dieser Frage sind wir nicht der richtige Ansprechpartner“, sagt er. „Wir konzentrieren uns darauf, unser Geschäft weiterzuentwickeln.“