Bochum. . Berlin wertet den Hackerangriff auf die Bundesregierung als ernst. Deutschland fehlen Experten, um solche Angriffe abzuwehren, klagen Fachleute.

Der seit Monaten andauernde Hacker-Angriff auf das Auswärtige Amt in Berlin ist nach Einschätzung des Bochumer Software-Unternehmens GData auch ein Beleg für den eklatanten Fachkräftemangel in der Datensicherheit. „Es wird immer schwieriger, Spezialisten für IT-Sicherheit zu bekommen“, sagte GData-Chef Kai Figge gegenüber dieser Redaktion. GData zählt zu den weltweit größten Anbietern von Virenschutz-Programmen. 170 der 500 Mitarbeiter sind bereits in Forschung und Entwicklung tätig.

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Der Geheimdienstausschuss des Bundestags bewertet den Hackerangriff auf das deutsche Regierungsnetz als schwerwiegend. Es handele sich um einen „veritablen Cyberangriff“, erklärte der Vorsitzende Armin Schuster nach einer Sitzung des Gremiums in Berlin. „Der Geheimnisverrat an sich ist ein beträchtlicher Schaden.“ Nach Angaben des Innenministeriums haben die Sicherheitsbehörden die Attacke eine Zeitlang beobachtet. Man habe weitere Erkenntnisse über das Vorgehen der Täter sammeln wollen, so Innenstaatssekretär Ole Schröder.

Der Angriff läuft noch

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Laut Schuster läuft der Angriff noch. Die Regierung versuche, ihn unter Kontrolle zu halten. Unklar ist, von wem die Attacke ausging. Noch sei nicht geklärt, ob die Spur nach Russland führe, sagte Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD). Das Innenministerium hatte den Hackerangriff am Mittwochabend bestätigt. In Sicherheitskreisen hieß es, der Vorfall sei seit Dezember bekannt. Er habe aber schon vorher längere Zeit stattgefunden. Nach bisherigem Stand seien die Systeme der Bundeswehr und des Verteidigungsministeriums nicht unmittelbar betroffen.

Der Chef des IT-Unternehmens GData, Kai Figge steht am Montag (29.01.18) in Bochum bei GData an einem Tisch der Datenströme zeigt. Foto: Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Der Chef des IT-Unternehmens GData, Kai Figge steht am Montag (29.01.18) in Bochum bei GData an einem Tisch der Datenströme zeigt. Foto: Volker Hartmann/FUNKE Foto Services

Die Ruhr-Universität Bochum ist nach eigenen Angaben die einzige Hochschule Deutschlands, die in der Ausbildung Ingenieurtechnik mit IT-Si­cher­heit ver­bin­det. Derzeit studieren 811 Studenten IT-Sicherheit. „Es ist ein großes Glück, dass wir den Studiengang in Bochum haben. Doch an der Seminartür warten schon die Headhunter von Google, Facebook und Co.“, so GData-Chef Figge. „Die Branche braucht das Zehnfache der 120 Absolventen in Bochum. Mit der fortschreitenden Digitalisierung wird jeder Mittelständler einen Spezialisten für IT-Sicherheit einstellen müssen.“