Essen. . Nitrat im Wasser kann in landwirtschaftlichen Regionen zu deutlichen Preissteigerungen führen. In NRW ist die Aufbereitung jetzt schon aufwendig.

Schon jetzt ist Trinkwasser im Ruhrgebiet vergleichsweise teuer. 1000 Liter Wasser kosten im bundesweiten Durchschnitt 1,69 Euro. Im Ruhrgebiet sind es mehr als zwei Euro. Die Trinkwassergewinnung in einem industriellen Ballungsraum ist aufwendiger als in Regionen, wo es geschütztes Grundwasser gibt. Immerhin: Ein Kosten- und Risikofaktor, den es vielerorts gibt, spielt im Revier keine große Rolle: Nitrat. Doch das könnte sich ändern.

„Eine hohe Nitratbelastung im Grundwasser ist derzeit in NRW schon jetzt in Regionen mit hoher landwirtschaftlicher Intensität ein Problem. Da sind Überschreitungen des Grenzwerts im Grundwasser keine Seltenheit“, sagt Gelsenwasser-Vorstandsmitglied Dirk Waider. Gelsenwasser ist der größte Wasserversorger in NRW. Bundesweit beliefert das Unternehmen rund 2,4 Millionen Menschen in 33 Kommunen mit Trinkwasser. „Im Ruhrgebiet haben wir aktuell keine hohe Nitratbelastung. Das soll auch so bleiben“, betont Waider. Er warnt aber zugleich: „Wenn es keine grundlegenden Veränderungen im Umgang mit Gülle gibt, rückt das Problem auch näher an unsere Wasserwerke heran.“

Umweltbundesamt warnt vor Kostenanstieg

Aus einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) geht hervor, dass Trinkwasser wegen der Nitratbelastung durch die Landwirtschaft deutlich teurer werden könnte als bisher. An vielen Orten in Deutschland werde bereits jetzt der Nitrat-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschritten. Sollte sich die Situation nicht verbessern, müssten Wasserversorger zu kostspieligen Aufbereitungsmethoden greifen, um das Wasser von Nitrat zu reinigen. Der UBA-Studie zufolge kann dies die Trinkwasserkosten um 55 bis 76 Cent pro Kubikmeter erhöhen. Das entspricht einer Preissteigerung von 32 bis 45 Prozent. Eine vierköpfige Familie müsste dann bis zu 134 Euro im Jahr mehr bezahlen.

„Eine Nitratbelastung oberhalb des Grenzwerts würde neue Technik in den Wasserwerken benötigen, um es herauszufiltern“, erläutert Gelsenwasser-Vorstand Waider. „Daher der hohe Kostenaufwand, den das UBA nun ermittelt hat.“ Waider, der auch Vizepräsident des Branchenverbands DVGW ist, fordert grundlegende Veränderungen in der Landwirtschaft: „Wir müssen dort ansetzen, wo das Problem entsteht. Es gilt also zu verhindern, dass Nitrat ins Grundwasser gelangt.“

Spuren aus Arzneimitteln im Wasser

Erhöhte Nitratwerte wurden in NRW am Niederrhein, im Münsterland sowie in Ost- und Südwestfalen festgestellt. Bundesweit werden ausgedehnte Düngeverbote oder größere Abstände der Landwirtschaft zu Gewässern diskutiert, um Verbesserungen zu erreichen.

Nitrat ist eine chemische Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff. In Gewässern fördert sie Algenwachstum, was anderen Pflanzen schadet. Für Menschen ist der Stoff nicht gefährlich. Nitrat kann aber zu Nitrit werden, das den Sauerstofftransport im Blut blockiert. Außerdem steht Nitrit im Verdacht, indirekt krebserregend zu sein.

Im Ruhrgebiet ist es ohnehin eine anspruchsvolle Aufgabe, für sauberes Trinkwasser zu sorgen. „Im Ruhrgebiet ist weitestgehend eine intensive Aufbereitung des Trinkwassers vorhanden“, beschreibt es Gelsenwasser-Manager Waider. „Chemikalien wie PFT, aber auch Spuren aus Arznei- oder Röntgenkontrastmittel werden dadurch minimiert.“ Gegenwärtig investieren die Wasserwerke entlang der Ruhr mehr als 200 Millionen Euro in die Trinkwasserqualität im Revier.