An Rhein und Ruhr. . Vor allem der Niederrhein ist von hohen Nitrat-Werten betroffen. NRW-Umweltminister Johannes Remmel fordert eine angepasste Düngeverordnung.
„Mit der Landwirtschaft ist es wie mit der Politik“, sagte die damalige Agrarministerin Renate Künast vor nunmehr 16 Jahren: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt. Bei den Schweinen ist das eine massive Umweltbelastung der Böden, des Wassers und im Zweifelsfalle auch des Trinkwassers.“ Dass die Worte der Grünen-Politikerin bis heute nicht an Aktualität verloren haben, belegt der Nitrat-Bericht, den die Bundesregierung gestern veröffentlichte.
Bittere Realität in vielen Kommunen
Der verdeutlicht, was seit vielen Jahren Realität in vielen Kommunen Nordrhein-Westfalens ist: Das Trinkwasser ist mit Nitrat belastet. Ein Zustand, den das NRW-Umweltministerium bereits seit Jahren kritisiert. Helfen würde, nach Ansicht der Landespolitiker, eine angepasste Düngeverordnung. „Fünf Mal schon hat der Bundeslandwirtschaftsminister eine Vorlage angekündigt. Fünf Mal Fehlanzeige. Dass der aktuelle Bericht der Bundesregierung keine Verbesserung der Grundwasserqualität aufzeigt, bestätigt uns in unserer Forderung nach einer deutlichen Verschärfung“, betont NRW-Umweltminister Johannes Remmel.
Das Nitrat stammt meist aus der Landwirtschaft. Genauer: der Massentierhaltung. Denn die Tiere produzieren Gülle, die dann auf die Felder ausgebracht wird - als Dünger. Klingt gut, nur fällt eben viel zu viel Gülle an, die Böden sind überdüngt, und das Nitrat landet im Trinkwasser und in der Nahrung. Besonders belastet sind derzeit Lauch, Kohlrabi und Salat.
40 Prozent der Proben enthalten erhöhten Nitratgehalt
Gemessen hat das Bundesministerium größtenteils in der Nähe von landwirtschaftlichen Flächen, also beispielsweise unter Ackerböden. Unbedenklich ist die Messung, wenn der untersuchte Stoff nicht in einer höheren Konzentration vorkommt, als dies in den Umweltqualitätsnormen festgelegt ist. „Dieser Wert liegt bei 50 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/L). Von da an kann das Wasser nicht mehr ohne Aufbereitung getrunken werden“, erklärt Birgit Kaiser de Garcia, Sprecherin des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv).
Nordrhein-Westfalen gehört dem aktuellen Bericht zufolge zu den Bundesländern mit der höchsten Nitratbelastung. „Rund 40 Prozent der Grundwasserproben enthalten weiterhin einen erhöhten Nitratgehalt “, beklagt Kaiser de Garcia.
Erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit
Besonders der Niederrhein ist von erhöhten Werten betroffen: „Da wo viel Gülle auf die Felder kommt, ist auch viel Nitrat. Demnach sind natürlich vor allem die landwirtschaftlich starken Regionen betroffen.“
Die Folgen: Nimmt der Mensch Wasser mit einem Nitratgehalt von 50 Milligramm pro Liter zu sich, kann das laut EU-Kommission erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Bedenklich ist die Konzentration insbesondere für schwangere Frauen und Kleinkinder.