Essen. Bis Ende November haben Autobesitzer noch die Chance, dass sie im nächsten Jahren billiger unterwegs sind - wenn sie ihre Versicherungs-Police überprüfen. Die Gesellschaften buhlen derzeit um die Kunden. Ein Wechsel der Kfz-Versicherung kann durchaus mehrere Hundert Euro sparen.

Wer in diesen Tagen Fieber hat, könnte ein Fall für den Arzt sein - oder für einen Versicherungsvertreter. Sofern es sich um Wechsel-Fieber handelt und die Autoversicherung betrifft. Wer zum 1. Januar 2010 ein Schnäppchen bei der Kfz-Police anpeilt, hat noch zwei Wochen Zeit, den bestehenden Vertrag schriftlich zu kündigen.

Etwa vier Millionen Autoeigner wechseln jedes Jahr, heißt es beim Gesamtverband der Versicherer - nicht unbedingt viel angesichts von 54 Millionen Versicherungsverträgen im Kfz-Bereich in Deutschland. „Wechseln lohnt sich aber für die meisten Autofahrer”, rät die Verbraucherzentrale NRW. Doch das Dickicht der Tarife ist verwirrend. Und selbst Vergleichsrechner im Internet bieten nicht alle einen kompletten Überblick.

100 Versicherer tummeln sich auf dem Markt

„Augen auf oder Portemonnaie auf”, sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale NRW: „Kleben an der Versicherung kostet einfach nur Geld”. Vergleiche etwa der Stiftung Warentest zeigten, dass den billigsten und den teuersten Anbieter bei Kfz-Haftpflicht und Vollkasko mitunter mehrere Hundert Euro im Jahr trennen - bei vergleichbarer Leistung. Die Warentester verlangen für ihren Tarifvergleich im Internet 16 Euro.

Etwa 100 Versicherer buhlen um die Gunst der Autofahrer. Wer auf eigene Faust im Internet recherchiert „sollte darauf achten, dass ein Vergleichsportal möglichst viele Versicherer umfasst”, rät Elke Weidenbach. Die Angaben sind unterschiedlich: check24 beispielsweise wirbt damit, 150 Tarife von 65 Anbietern zu berücksichtigen, aspect-online berechnet nach eigenen Angaben 140 Tarife, aber von 73 Anbietern, „über 80 Versicherer” sind es nach Auskunft des Portals Kfz-Tarifvergleich.com. Und das Fach-Portal Nafi-auto.de, bis dato Versicherungsvermittlern vorbehalten, jetzt aber frei zugänglich, umfasst nach grober Zählung gut und gerne 200 Tarife von 94 deutschen Kfz-Versicherern.

Auf das Kleingedruckte achten!

Wer die Versicherung wechseln will, sollte darauf achten, dass sich die Leistungen nicht verschlechtern: Manche Versicherer bieten 50 Millionen Euro pauschale Schadensdeckung, andere 100 Millionen: „Je mehr, je besser“, sagt Elke Weidenbach. Bei Personenschäden seien allerdings acht Millionen Euro „üblich und okay“; manche Versicherer werben mit 12 Millionen oder 15 Millionen Euro. Weidenbach: „Das schlägt sich wieder auf den Beitrag nieder“.

Wichtig ist auch, wie die gängigen Schäden im Vertrag gedeckt sind: Ein Schutzbrief hilft bei Pannen oder Unfällen im Ausland, eine „Mallorca-Police” gleicht eventuelle Deckungsschäden im Ausland auf, wenn man dort ein Auto mietet. Marderbiss sollte im Vertrag ebenfalls abgesichert sein, am besten nicht nur bezogen auf Kabel und Leitungen. Dazu Weidenbach: „Das macht aber nur in Regionen Sinn, wo es auch Probleme mit Mardern gibt.” Auch Versicherungschutz bei grober Fahrlässigkeit sollte eine Police umfassen. Bei Vollkasko entscheidend ist die Frage, wie lange die Versicherung den Neuwert des Autos zahlt. Elke Weidenbach: „Bis zu 24 Monaten.”

Neue Risikostandards im nächsten Jahr

Nach Angaben des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) liegen die Prämien derzeit „auf dem Niveau der 1980er Jahre”, sagt Sprecher Christian Lübke: „Der Wettbewerb zwischen den Anbietern ist enorm.” Das sollten Verbraucher nutzen. Zumal einige Versicherer zum kommenden Jahr ihre Tarife nach neuen Risikostandards kalkulieren. „Mehr als 20 Versicherungsunternehmen weichen 2010 von klassischer Risikokalkulation nach Regionalklassen ab”, gab das Verbraucherportal toptarif.de bekannt. Folge: In einigen ehemals teuren Orten wird es 17 Prozent billiger.

Wer nun bis 30. November seine Versicherung kündigen will, sollte den neuen Vertrag allerdings vorher in der Tasche haben, rät der ADAC: „Teil- und Vollkaskoversicherungsverträgen dürfen auch abgelehnt werden”. Und wer den 30. November verpasst, hat im Dezember noch eine zweite Chance. Voraussetzung: „Wenn sich die Versicherungsprämie erhöht.” Wer sein Auto wechselt, kann immer die Versicherung wechseln.