Krefeld. . Der Rhein-Ruhr-Express rollt erst ab Ende 2018 übers Gleis. Doch die Fertigung des Zugs bei Siemens in Krefeld ist schon weit fortgeschritten.
Immerhin: Die Zugtoilette ist als solche deutlich erkennbar. Überall sonst baumeln Kabel wie Schlingpflanzen von der Wagendecke. Silbrige Dämmfolie klebt nackt an der noch unverkleideten Innenwand. Und natürlich fehlen Sitze, Gepäckablagen und Haltestangen in diesem Schlauch aus Blech und Glas, der später einmal mit bis zu 160 Sachen über Ruhr-gebietsgleise donnern soll. Das in Ingenieurssprache gern auch als Nasszelle bezeichnete Einbau-Modul für die Notdurft der späteren Passagiere aber ist in dem noch halbfertigen Wagen fix und fertig samt Wassertanks installiert. Kann wohl nicht mehr viel schiefgehen beim RRX.
RRX trägt weiß-orange-anthrazit lackiertes Blechkleid
Lange haftetet dem Rhein-Ruhr-Express ja der Ruf an, eine Art Schattensuperzug des Regionalverkehrs zu sein. Bereits vor über einem Jahrzehnt vom Bund, dem Land NRW und der Bahn AG vertraglich aufs Gleis gesetzt, geisterte die schnelle Zugverbindung durch die Rhein-Ruhr-Region eine gefühlte Ewigkeit nur in Papierform über die Schreibtische von Politikern und Verkehrsmanagern. Inzwischen hat die RRX-Planung längst Gestalt angenommen. Milliarden-Summen aus Berlin stehen für den Netzausbau bereit. Planverfahren sind auf den Weg gebracht, entlang der Strecke zwischen Dortmund und Köln bringen sich erste Lärmschutzinitiativen in Stellung.
Nur anfassen konnte man den Premiumzug noch nicht. Bis gestern. Am Freitag öffnete Hersteller Siemens erstmals für RRX-Besucher die Tore seines Krefelder Fahrzeugwerkes. Dort, im Stadtteil Uerdingen, wird ein Großteil der im Endbetrieb 82 RRX-Fahrzeuge gebaut. Möglich, dass der ministerielle Ruf aus Düsseldorf als Türöffner diente. Möglich auch, dass NRW-Verkehrsminister Michael Groschek pressetauglich lieber vor als nach der Landtagswahl im Mai bei Siemens-Krefeld vorbeischauen wollte. Jedenfalls zeigte sich der erfahrene SPD-Wahlkämpfer beeindruckt vom Fortschritt der RRX-Fertigung. Denn rechtzeitig zur Ministervisite hatten die Siemens-Konstrukteure einen zumindest äußerlich kompletten RRX-Kopfwagen im weiß-orange-anthrazit lackierten Blechkleid aufs Außengelände geschoben.
Energiesparende Leichtbauweise für erhöhte Beschleunigung
Der RRX wird in Krefeld nicht nur endmontiert. Auch die Aluminium-Wagenkästen werden hier zusammengeschweißt. Die energiesparende Leichtbauweise soll dem Zug im Alltagsbetrieb zu erhöhter Beschleunigung verhelfen. Noch in diesem Sommer beginnen die Testfahrten auf der Siemens-Prüfstrecke in Wegberg-Wildenrath bei Mönchengladbach.
Bis der RRX erstmals aus den Krefelder Werkshallen auf öffentliche Gleise rollt und Passagiere ans Ziel bringt, wird indes noch einiges an Wasser den benachbarten Rhein hinabfließen. Das RRX-Jahr schlechthin wird erst 2018: Im Juli ist die Zulasssung durch das Eisenbahn-Bundesamt geplant. Die ersten 15 Exemplare sollen ab Dezember nach und nach auf der Linie RE 1 von Dortmund bis Köln zum Einsatz kommen.