Essen. . Große Innenstädte behaupten sich am ehesten gegen Internetangebote, sagt eine Studie. Kunden schätzen Warenangebot und Ambiente.
Der Handel geht mit gedämpftem Optimismus ins neue Jahr und erwartet ein leichtes Umsatzplus von zwei Prozent. Doch angesichts der wachsenden Online-Konkurrenz macht sich der Handelsverband (HDE) zunehmend Sorgen um die Innenstädte. Zwei aktuelle Studien bestärken ihn darin.
„Wachstumstreiber bleibt der Online-Handel. Das erhöht den Druck auf den Standort Innenstadt“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth am Dienstag in Berlin. Die Hälfte ihres Wachstums generiere die Branche inzwischen über das Internet. „Es ist dringend notwendig, die Aufenthaltsqualität in den Innenstädten deutlich zu verbessern, sonst werden Ladenschließungen vielerorts bald zum Alltag gehören. An einigen Standorten müssen wir über intelligente Schrumpfungsstrategien nachdenken“, so Genth.
Ränder der Innenstädte bröckeln
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Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung kommt in einer Auswertung zu dem Schluss, dass Großstädte mit einem breiten Warenangebot auch künftig „feste Anker der Handelslandschaft“ sein werden. Jedoch erwarten die Experten, dass die attraktiven 1a-Lagen immer teurer und begehrter würden, dafür aber die City-Ränder „bröckeln“. Die Gefahr leerstehender Ladenlokale und abebbender Kundenströme, so das Institut, sei aber in mittelgroßen und kleinen Städten noch sehr viel größer. Ihnen empfehlen die Experten, ihre Innenstadt-Architektur aufzuwerten und stärker auf den Wohnungsbau zu setzen, um vital zu bleiben.
Im bundesweiten Durchschnitt geben die Kunden den Innenstädten aber ohnehin nur die Schulnote 3+. Das leitet das Institut für Handelsforschung IFH in Köln aus 58 000 Interviews mit City-Besuchern in 121 Städten ab. Für das Ruhrgebiet hat die Studie allerdings nur eine begrenzte Aussagekraft. Vom Institut berücksichtigt wurden lediglich Bochum, Herne und Recklinghausen. Die ermittelten Trends, so das IFH, hätten aber bundesweite Gültigkeit.
Handel verliert nicht nur an das Internet
Danach verliert der innerstädtische Handel Kunden nicht in erster Linie an das Internet, sondern auch an benachbarte Zentren. Abwanderungstendenzen seien vor allem bei den Sortimenten Bekleidung, Wohnartikel, Schreibwaren und bei Optikern zu beobachten. Bei der Suche nach Artikeln aus der Welt der Elektronik und Telekommunikation wanderten Kunden dagegen eher ins Internet ab.
Flair und Architektur sind auch nach Erkenntnissen des IFH Argumente, die Kunden in die Innenstädte locken – oder eben nicht. Für befragte Kunden sind an erster Stelle die Gebäude und an zweiter Stelle Grünflächen wichtig. Als Innenstädte mit dem besten Ambiente wurden Bernkastel-Kues, Erfurt und Quedlinburg gewählt, die allesamt über einen historischen Stadtkern verfügen.