Ruhrgebiet. . Der Handel erwartet einen Umsatz, der noch höher sein könnte als im letzten Jahr. Und das war schon gut. Center und Innenstädte gut besucht.

  • Grund: Die wirtschaftliche Lage ist gut, die Verzinsung von Geldanlagen ist schlecht
  • Staus vor den Städten. Parkgaragen voll. Donnerstag war aber auch „Center-Wetter“: Regen
  • Umfrage: Ausgaben für Weihnachtsgeschenke steigen. Große Unterschiede zwischen den Revierstädten

Vor zehn ist kaum etwas geöffnet im Centro, aber die Bedientheke unter dem riesenroten Weihnachtskranz schon. Denn sie wissen, was sie tun: Zwei junge Frauen sind bereits mehr als gut damit beschäftigt, eine 13-köpfige Warteschlange abzuarbeiten.

Die Menschen wollen Geschenkgutscheine kaufen. Neben der Schlange bittet ein kleines Schild darum, man möge vorbestellen, wenn man mehr als 15 Geschenkgutscheine kaufen wolle. Mehr als 15! Lieber Himmel!

In Deutschland geht ein Weihnachtsgeschäft zu Ende, das wohl noch besser ausfallen wird als das von 2015 – und das war schon sehr gut. Prognosen nennen Summen zwischen 16 und 18 Milliarden Euro Weihnachtsumsatz im Handel in Deutschland.

“Wir müssen noch was für die Kinder holen“

Der Beschäftigungsstand ist hoch, die Inflation niedrig, die Verzinsung von Geldanlagen auch. Alles muss raus! Das Centro meldet für das vergangene Wochenende unfassbare 200 000 Besucher. Und Donnerstag ist schon wieder „Center-Wetter“, wie die Branche das nennt. Man kann aber auch „Regen“ sagen.

Arian Thamm und Doreen van de Sand aus Oberhausen suchen noch Spielzeug für die Töchter.
Arian Thamm und Doreen van de Sand aus Oberhausen suchen noch Spielzeug für die Töchter. © Lars Heidrich

„Wir müssen noch was für die Kinder holen“, sagt Doreen van de Sand also im Center. Nele ist im Kindergarten, Dana Aurora im Kinderwagen. Sie schlummert ihrer ersten Weihnacht entgegen, deshalb kann ihre Mutter hier einfach mal verraten: „Sachen zum Krabbeln, Steckspiele, ein Ziehkäfer.“ Und ein Türgitter, also, ganz ehrlich: mehr ein Geschenk für die Eltern. Dana Aurora wird schreien, aber „für uns ist es wesentlich“, sagt ihr Vater Arian Thamm. Schönen Tag noch!

Gute Geschäfte in der längstmöglichen Adventszeit

Wochenlanges trockenes Wetter. Die längstmögliche Adventszeit: nach dem vierten Advent noch eine volle Woche. Davon profitieren auch die Innenstädte, auch die kleineren. „Man sieht so viele Bekannte, dass man gar nicht mehr zum Shoppen kommt“, sagt eine junge Wittenerin beim verkaufsoffenen Sonntag (was wir den Händlern aber nicht verraten wollen); und in Gladbeck sagt der Einzelhandels-Chef Georg Hahne: „Wir sind von dem Andrang positiv überrascht.“

Essen, Donnerstagmittag: A 40 im Stau, so viele wollen in die Innenstadt abfahren. Bochum, Mittwochabend: Auf dem Ring geht es nur noch im Schritttempo voran. Oberhausen, Centro: Lange vor Ladenöffnung sind die ebenerdigen Parketagen voll.

Ein Gutschein für das Patenkind

Andreas Mund aus Dinslaken wartet, während seine Frau noch schnell was besorgt.
Andreas Mund aus Dinslaken wartet, während seine Frau noch schnell was besorgt. © Lars Heidrich

Andreas Mund lehnt an einer Säule, hat Tüten in der Hand, und seine Körpersprache sagt: Er wartet auf seine Frau. „Ich warte auf meine Frau“, sagt der Mann aus Dinslaken. „Ich mache heute die schnelle Druckbetankung.“

Ein Gutschein für das Patenkind. Stifte für den Bruder vom Patenkind. Schuhe für die Frau. Tannenbäumchen-Deko. Frau Mund ist im Kaufhof verschollen. Sie wollte doch nur Papier und Karten holen! „So lange, wie meine Frau weg bleibt, kriege ich langsam das Gefühl, sie kauft noch eine Überraschung.“

Die Mülheimer geben am meisten aus

Die Targobank hat herumgefragt, was das Revier für Weihnachtsgeschenke ausgibt. Eher mehr, war der Trend, aber von Stadt zu Stadt gehen die Zahlen auseinander. Der Mülheimer liegt vorn: 322,92 Euro. Der Oberhausener daneben liegt hinten: 232,45 Euro.

Bezogen auf die Durchschnittseinkommen, wird der Unterschied aber deutlich kleiner. Und wie ernst kann man die Zahlen überhaupt nehmen? Angeberei kann eingeflossen sein, Bescheidenheit, die Lust, zu lügen.

„Der Stress wartet zu Hause“

Kornelia und Rüdiger Flach aus Vreden sitzen im Imbiss-Rondell des Centro und haben sich erst einmal gestärkt: Es wird ein langer Tag, dies und das brauchen sie ja noch. Aber sie gehen mit Lust daran, denn einen gemeinsamen freien Tag hat das Taxiunternehmer-Ehepaar selten.

Verständlich, dass Kornelia Flach sagt: „Der Stress wartet zu Hause.“ Dann stürzen sie sich ins Getümmel und kommen an einer Theke vorbei, wo vor zwei jungen Frauen eine Schlange wartet. Von Abarbeiten kann leider keine Rede sein: Jetzt warten 22.